Bewertung
Gerard Johnson

Tony - London Serial Killer

London Serial Killer.

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Inhalt

Der arbeitlose Tony Benson (Peter Ferdinando) führt ein einsames Leben in London. Er streicht durch die Stadt und beobachtet die Menschen, sieht sich alte Actionfilme auf Video an und nimmt hin und wieder Junkies oder Obdachlose mit in seine trostlose Zweizimmerwohnung, um sie umzubringen. Die Leichenteile versenkt er in der Themse. Niemand verdächtigt diesen unauffälligen Mann, der keine Freunde oder Familie hat.

Kritik

Fallen die Begriffe "Serienmörder" und "London" in einem Satz, neigt man schnell dazu, an Jack the Ripper zu denken, den berühmten Prostituierten-Killer, der im Jahr 1888 in der britischen Hauptstadt umging und über dessen Identität bis heute gerätselt wird. In diesem Film geht es jedoch nicht um einen faszinierenden, mit Mythen behafteten Killer, der zu unzähligen literarischen Werken inspiriert, es geht um Tony. Besagter Tony ist nicht inspirierend und nicht faszinierend, er ist ein nichts sagender Mensch ohne Sozialkontakte, der eine erschreckende Ahnung davon gibt, wie es möglich sein kann, dass manche Verbrechen niemals aufgeklärt oder sogar nicht einmal bemerkt werden.

Tony ist arbeitslos und wohnt in einer spartanischen Zweizimmerwohnung in einem hässlichen Gebäudeklotz irgendwo in London. Mit seiner hageren Gestalt, seiner konservativen Kleidung und seiner eher unvorteilhaften Frisur bewegt er sich weitestgehend unbeachtet durch die Stadt. Er wirkt verkrampft und unbeholfen, kann sich nicht gut ausdrücken und passt mit seiner ganzen Erscheinung und seiner Lebensweise nicht ins moderne London. Er ist ein Niemand, der vielleicht seltsam, aber nicht bedrohlich wirkt. Man hat keine Lust, sich mit ihm zu unterhalten, und ignoriert ihn.

Kontakt kann Tony nur zu Menschen aufnehmen, die am Rande der Gesellschaft stehen und eher glauben, ihn ausnutzen zu können, bis sie mit dem Kopf in einer Plastiktüte enden. Tony begeht seine Taten mit einer kalten Belanglosigkeit, die weniger brutal als vielmehr hässlich wirkt. Tony ist ein so verabscheuungswürdiger und zugleich bemitleidenswerter Charakter, dass man fast lieber dem verrückten Serienkiller in der weißen Maske begegnen würde als ihm.

Im Ganzen ist dieser Film eine beklemmende Charakterstudie, die nicht auf Spannung, Tempo oder auf Splatter setzt, sondern quälend langsam ein erschreckendes Bild zeichnet, das sich durch kalte Authentizität auszeichnet. Dieser Film gibt keine Antworten, lässt jede Menge Interpretationsspielraum offen und lebt nicht zuletzt von der starken Leistung des Hauptdarstellers Peter Ferdinando.

Fazit

Wer auf einen spannenden, morbide-unterhaltsamen Serienkillerfilm hofft, wird von "Tony" maßlos enttäuscht sein. Der Debütfilm des Regisseurs Gerard Johnson ist vor allem eine beklemmende Charakterstudie.

Maret Hosemann - myFanbase
25.02.2012

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