Strictly Ballroom
Mit Angst zu leben, ist wie halb gelebt.
Inhalt
Scott Hastings (Paul Mercurio) ist Turniertänzer und sein größtes Ziel ist es, den Pan Pacific Grand Prix zu gewinnen. Insbesondere seine ehrgeizige und skrupellose Mutter treibt ihn dazu und will nur die besten Tanzpartnerinnen für ihn. Als Scotts Tanzpartnerin Liz (Gia Carides) plötzlich mit Ken Railings (John Hannan) am Wettbewerb teilnehmen will, lernt Scott die unerfahrene Fran (Tara Morice) kennen. Die beiden haben ihre eigene Art zu tanzen und trainieren sehr hart an ihren Schritten. Der Vorsitzende der Tanzvereinigung, Barry Fife (Bill Hunter), will neue Schritte jedoch nicht zulassen und Scotts Mutter tut alles, um eine geübte Partnerin für ihren Sohn zu finden. Als Scott sich auch noch in Fran verliebt und ihre Familie kennenlernt, stellt sich ihm immer wieder die entscheidende Frage: Den Wettbewerb gewinnen oder zu Fran stehen.
Kritik
Tanz, Kostüme, Make-Up, laute Stimmen, überzogene Gesten... all diese Elemente gehören unumstritten auf die Bühne. Alle Inszenierungen, die Baz Luhrmann einsetzt, verweisen auf das Theater. Seine Darstellungen, die Figuren und auch die Schauspielerei wirken übermäßig künstlich. Somit macht Luhrmann einerseits dem Zuschauer bewusst, dass er hier "nur" einen Film sieht. Er zerstört, was die meisten Regisseure erschaffen wollen: die Illusion der Realität. Er will seinen Zuschauer nicht in eine Geschichte hereinziehen, sondern eine aufführen. Man sollte meinen, dass genau das den Genuss des Filmschauens schmälert, doch dem ist nicht so. Zwar gewinnt man Abstand zur Handlung durch die überzogene Inszenierung, immer wieder wird klar, dass es sich um eine Art Aufführung handelt, doch stört das überhaupt nicht bei der Identifikation mit den Charakteren oder der Übertragung von Emotionen.
Die stark ambivalenten Charaktere, die entweder sehr sympathisch oder sehr hassenswert sind, sorgen zusätzlich für Abstand zur Realität. Doch obwohl es nahezu unglaubwürdig ist, dass ein Mensch nur gut oder nur böse ist, schlüpfen die Schauspieler so überzeugend in ihre Rollen, dass es überhaupt kein Problem ist mit diesem Zu-Viel-von-allem umzugehen.
Von Anfang an ist eigentlich klar, was passiert. Der toughe Schönling lernt das häßliche Entlein kennen, sie verlieben sich, er traut sich zunächst nicht, zu ihr zu stehen, er ist hin und her gerissen. All diese Entwicklungen sind einem schon ganz zu Beginn des Films klar, doch auch das stört nicht, sondern ist fast angenehm. Wie im Theater weiß man einfach, was man zu erwarten hat. Der Vorhang geht auf und man wird zwei nette Stunden unterhalten, der Vorhang schließt sich, der Zuschauer ist zufrieden und kann ganz schnell wieder in seinen Alltag finden, denn irgendwie wurde er auch nie allzu sehr heraus gerissen. Es ist sozusagen leichte Kost mit hohem Unterhaltungswert.
Nicht jeder wird diese Art von Film mögen. Manche finden vielleicht genau diese Künstlichkeit anstrengend, sind gestört davon, immer wieder aus der filmischen Realität in die echte gedrückt zu werden, ständig vor Augen geführt zu bekommen: "Hey du schaust hier einen Film". Andere finden möglicherweise die Story zu flach, zu vorhersehbar, die Charaktere zu einseitig. Ich persönlich finde genau diese krasse Rückführung auf die Urform der Unterhaltung erfrischend. Ich konnte mitfiebern, lächeln und mich auch ein wenig aufregen. Doch alles hielt sich in Grenzen, da ich mir immer sicher sein konnte, es ist nur ein Film und der geht sowieso gut aus. Genau das ist auch mal entspannend. Ich glaube, genau das will Baz Luhrmann erreichen. Er will dem Zuschauer den Film vor Augen führen, nicht den Inhalt. Für mich muss es nicht immer das wahnsinnig komplizierte Independent-Kino oder die mitreißende Hollywood-Produktion sein. Ich finde es wahnsinnig toll, ganz bewusst zu sehen, was mit filmischen Mitteln alles erreicht und gezeigt werden kann und dass es sich eben um solche Mittel handelt, wird bei diesem Film immer wieder deutlich.
Auch musikalisch konnte mich "Strictly Ballroom" wirklich unterhalten. Von klassischen Klavierstücken, über alte Hits der 80er Jahre bis hin zu rassigen Flamenco-Klängen ist jede Musik vertreten, immer passend eingesetzt. Die Tänze können genauso überzeugen, auch sie sind nicht überdreht, übertrieben doch trotzdem einfach schön anzusehen.
Fazit
Man darf von "Strictly Ballroom" keine nervenaufwühlende Geschichte oder realitätsnahe Darstellungen erwarten. Man bekommt das Gegenteil geliefert. Doch wer sowas mag und sich auch dem hingeben kann, der wird, wie ich, sicher Gefallen an dem Film finden. Baz Luhrmann arbeitet überzeugend mit dem Medium Film und führt den Zuschauer durch ein leichtes, unterhaltendes Theaterstück, das er mit verschiedenen Inszenierungsstrategien auf den Bildschirm übertragen hat. Nie hatte man so viel Bühne im Wohnzimmer und war sich zugleich dessen stets bewusst.
Janina Funk - myFanbase
14.02.2012
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Strictly BallroomVeröffentlichungsdatum (USA): 12.02.1993
Veröffentlichungsdatum (DE): 05.11.1992
Länge: 94 Minuten
Regisseur: Baz Luhrmann
Drehbuchautor: Baz Luhrmann & Craig Pearce
Genre: Romance, Komödie, Drama
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Darsteller/Charaktere
Paul Mercurio
als Scott Hastings
Gia Carides
als Liz
John Hannan
als Ken Railings
Tara Morice
als Fran
Bill Hunter
als Barry Fife
Aktuelle Kommentare
28.11.2025 00:19 von Sonia
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