Stadtneurotiker, Der

Inhalt

Alvy Singer (Woody Allen) ist Komiker – und ein recht erfolgreicher noch dazu. Kein Wunder, denn er kann nicht nur geistvolle, humoristische Anekdoten vor dem Publikum zum Besten geben, sondern auch seinem eigenen Leben so manche unterhaltsame Irrationalität abgewinnen.

Aber wie das mit Künstlern nun mal so ist, ist auch Alvy auf seine Art ein wenig eigentümlich. Seine zahlreichen Neurosen und allumfassende Paranoia, Alvys Aussage nach die Resultate seiner chaotischen Kindheit, die er in einem Haus direkt unter einer Achterbahn auf Coney Island verbrachte, nerven nicht nur seinen Freund Rob (Tony Roberts): Auch die Frauen halten es mit Alvy für gewöhnlich nicht allzu lange aus. Bis er Annie (Diane Keaton) kennenlernt, eine intelligente, etwas verträumte junge Frau, die das Herz des jüdischen Komödianten im Sturm erobert.

Die Beiden beginnen eine Beziehung, die jedoch nach anfänglicher, verliebter Euphorie alsbald in einem turbulenten Gefühlschaos zu enden scheint. Denn was Annie und Alvy definitiv gemeinsam haben, ist ihr Hang zur Schwierigkeit...

Kritik

Als man Woody Allen einmal in einem Interview fragte, ob er denn keine Angst davor habe, eines Tages aufzuwachen und einfach nicht mehr witzig zu sein, verneinte er sofort. Er und sein Witz, das seien keine zwei separaten Dinge, sondern eine Einheit. Als ich den Film "Der Stadtneurotiker" zum ersten Mal sah, fiel mir genau diese Aussage wieder ein. Woody Allen ist eindeutig der Meister der Komödie - damals wie heute. In den rund 60 Jahren, die seine Karriere nun bereits andauert, hatte er unzählige Erfolge zu verzeichnen und schuf immer wieder intelligente und fortschrittliche Werke, die die Filmwelt bereicherten. Aber was macht nun gerade "Der Stadtneurotiker" so besonders?

Zum einen sind es die Figuren, die Allen, der in diesem Fall sowohl als Regisseur und Schauspieler, sowie auch als Drehbuchautor tätig war, wie immer mit großer Liebe zum Detail gestaltet hat. Alvy und Annie wirken unglaublich echt in all ihren Verrücktheiten, ebenso wie ihre Gefühle füreinander. Witzig sind sie dabei in jeder Situation - und zwar nicht auf eine angestrengte, nervige Art und Weise, wie es heute in so vielen amerikanischen Komödien der Fall ist. Allen ist ein Beobachter der besonderen Art, man hat bei seinen Filmen stets das Gefühl, dass er die kleinen Marotten und Eigenarten der Menschen genau versteht. Außerdem könnten dem aufmerksamen Kinogänger bei der genaueren Betrachtung von "Der Stadtneurotiker" viele Stellen merkwürdig bekannt vorkommen: Besonders Allens Herangehensweise an den Problembereich Beziehung und die Darstellung der Charaktere scheinen weisungsgebend für die Entwicklung eines beliebten Genres der Gegenwart, der romantischen Komödie, gewesen sein.

Der Film ist also in vieler Hinsicht als Meilenstein zu betrachten, was auch seine Prämierung mit insgesamt vier Oscars und fünf Golden Globes nachdrücklich bestätigt hat. Unter anderem wurden Diane Keaton für ihre schauspielerische Leistung ausgezeichnet und Woody Allen nominiert, und deren Gelingen lässt sich tatsächlich nicht leugnen. Beide spielen ihre doch zum Teil sehr facettenreichen und tiefgründigen Rollen mehr als gewissenhaft und authentisch.

Es lohnt sich also auch heute noch, "Der Stadtneurotiker" einen Abend zu widmen, denn auch 35 Jahre nach seiner Veröffentlichung besticht er mit scharfsinnigem, tiefgründigem Humor und einem unschlagbar neurotischen Woody Allen in einer Paraderolle.

Fazit

"Der Stadtneurotiker" ist ein echter Allen, der nicht umsonst Filmgeschichte geschrieben hat. Wer genau hinschaut, kann vielleicht hinter den scheinbar einfachsten Phrasen und Witzen ein Stück der Lebensphilosophie des Filmemachers entdecken, die mindestens eben so unterhaltsam und lehrreich ist, wie die Beziehung von Alvy und Annie.

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