Bewertung
S.J. Clarkson

Toast

Der Weg zum Herzen eines Mannes führt durch seinen Magen.

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Inhalt

Großbritannien in den 1960er Jahren: Der neunjährige Nigel Slater (Oscar Kennedy) kennt gutes Essen und frische Zutaten nur von Bildern, da seine Mutter (Victoria Hamilton) vom Kochen überhaupt nichts versteht. Die einzige Speise, die sie wirklich gut hinbekommt, ist Toast. Nichtsdestotrotz liebt Nigel seine Mutter über alles, während er zu seinem Vater (Ken Stott) ein eher schwieriges Verhältnis hat. Als die Mutter an einem chronischen Asthmaleiden verstirbt, ist Nigel plötzlich mit seinem Vater alleine. Um dessen Sympathien zu gewinnen, versucht sich der kleine Junge als Koch, doch noch bevor er überhaupt eine richtige Chance bekommt, sich in der Küche zu beweisen, stellt sein Vater eine Haushälterin ein - Mrs. Potter (Helena Bonham Carter). Obwohl diese verheiratet ist, beginnt sie bald eine romantische Beziehung mit Nigels Vater, was der Junge gar nicht gerne sieht. Er kann die Frau nicht ausstehen, muss aber erkennen, dass sie ihm etwas voraus hat: sie ist eine herausragende Köchin.

Als Teenager holt Nigel (Freddie Highmore) schließlich zum Gegenschlag aus, belegt in der Schule einen Hauswirtschaftskurs und lernt kochen. Zwischen ihm und Mrs. Potter entwickelt sich ein Kochkrieg, der nicht das Ende findet, das sich beide erhofft haben.

Kritik

Der Film "Toast" basiert auf den Kindheitserinnerungen des britischen Fernsehkochs und Kochbuchautors Nigel Slater, der auch in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist. Die Handlung spielt im Großbritannien der 1960er und 1970er Jahre und macht optisch einiges her. Die Kulissen und Kostüme sind sehr authentisch und vor allem die Lebensmittel werden schön in Szene gesetzt. Die Einblicke in die Essgewohnheiten der Familie Slater und Nigels Versuche, diese zu ändern, sind kurios und tragisch-komisch. Als größtes Highlight des Films aber erweist sich Helena Bonham Carter, die in der Rolle der Mrs. Potter vollends überzeugen kann.

Mrs. Potter ist eine Frau aus der Unterschicht, die als neue Lebensgefährtin von Nigels verwitwetem Vater die Chance erhält, die trübe Welt der Sozialbauwohnungen hinter sich zu lassen und in die Mittelschicht aufzusteigen. Was ihr an Bildung und Etikette mangelt, macht sie durch ihre grandiosen Kochkünste wieder wett. Sie mästet Nigels Vater geradezu und gibt ihm mit richtig viel gutem Essen das Einzige, was seine verstorbene Frau, die er sehr geliebt hat, ihm nicht geben konnte. Nigel sieht sowohl als Kind wie auch als Teenager in Mrs. Potter nur die aufdringliche Putzfrau, die sich zwischen ihn und seinen Vater gedrängt und den Platz seiner Mutter eingenommen hat. In Teilen ist seine Abneigung verständlich, andererseits lässt sie ihn in einigen Situationen auch selbstsüchtig und herablassend erscheinen. Man wird gelegentlich das Gefühl nicht los, dass Mrs. Potter den anderen Charakteren mehr die Show stiehlt, als dies ursprünglich beabsichtigt war.

Letztlich kämpfen beide, Nigel und Mrs. Potter, in ihrem Kochkrieg um die Zuneigung und Anerkennung eines emotional überforderten Mannes. Sie sind dabei beide egoistisch, aber keine schlechten Menschen, denn wer will nicht geliebt werden und wer würde nicht gerne seine sozialen Lebensumstände verbessern, wenn es möglich ist?

Angenehm unaufdringlich wird nebenbei auch Nigels Homosexualität, die bereits in jungen Jahren durch seine Freundschaft zu dem Gärtner Josh (Matthew McNulty) zu erkennen ist, beleuchtet.

Fazit

"Toast" ist ein optisch ansprechender, wenn auch nicht gerade spannender Film mit einer starken Helena Bonham Carter.

Maret Hosemann - myFanbase
07.12.2011

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