Bewertung
Joe Cornish

Attack the Block

You'd be better off calling the Ghostbusters, love.

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Inhalt

Eigentlich gibt es in der Gegend des Wyndhamer Towers in London nur einen, der den Ton angibt. Moses (John Boyega) und seine Gang sind Kleinkriminelle, die es gelernt haben, sich in ihrem Viertel durchzuschlagen. Gerade als sie Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker) ausrauben wollten, fällt etwas Undefinierbares vom Himmel und setzt ein Auto in Flammen. Moses kann es zwar töten, doch es stellt sich heraus, dass das Wesen ein Alien ist! Und zwar nicht das letzte, denn als weitere Lichtstrahle vom Himmel auf die Erde fallen, wird den Jungs klar, dass ihnen eine Alieninvasion bevorsteht. Doch die Aliens haben sich das falsche Viertel ausgesucht, denn Moses und seine Gang wappnen sich und nehmen den Kampf auf.

Kritik

Es ist schon manchmal absurd, wie "Attack the Block" zeitgleich zu den aktuellen Geschehnissen in London ein Déjà-Vu hervorruft. In dem Film zieht eine Gang umher, die Polizei hat nichts unter Kontrolle und Autos brennen. Die Situation in London ist brenzlig und genau davon scheint der Film ironischerweise zu profitieren. Man kann sich nur zu gut die Lage der Menschen dort vorstellen und wie es in so einem Block zugeht. Joe Cornish traut sich also was in seinem Debüt und obwohl Alieninvasionen wahrhaftig nichts Neues mehr ist, trumpft man hier mit einer erstaunlichen Umsetzung auf, die man so nicht erwartet hätte.

Obwohl Moses' Gang am Anfang alles andere als sympathisch aufgetritt, kifft, raucht, sauft, flucht und kriminell aktiv ist, und die ersten zwanzig Minuten eher schleppend vorangehen, ändert man rasch die Haltung gegenüber den Jungs. Aus Abneigung wird Sympathie und schließlich hält man zur ihnen und nicht mehr zu den Polizisten. Das ist schwer zu schaffen, wenn man sich die Jugendbanden heutzutage ins Gewissen ruft. Aber man findet Zugang zu Moses und den anderen. Sie sind keine typischen Helden, haben keinerlei Superkräfte, wollen die Welt nicht retten oder sich beliebt machen. Sie sind, wie sie sind und stehen dazu. Genau so können sie so das Publikum voll und ganz auf ihre Seite ziehen. Die letzten Zweifel werden durch die intelligent integrierte Sam aus dem Weg geräumt, denn sie fungiert als Bindeglied zwischen Clique und Publikum. Man kann sich nur zu gut in sie hineinversetzen, denn sie repräsentiert die Bedenken der Zuschauer gegenüber der morallosen Gang. Auch sie findet immer mehr Zugang zu ihnen, wodurch Moses und Co. automatisch ansprechender werden. Die fehlende Schauspielerfahrung merkt man dem sehr unerfahrenen Cast übrigens überhaupt nicht an, jeder von ihnen kann überzeugen.

Gegen Slang und diverse (englische) Ausdrücke sollte man hier zumindest nichts auszusetzen haben, da doch viel Witz von der Sprachweise abhängt. Leider wird die Elterngeneration aufgrund der derben Umgangsformen wahrscheinlich relativ abgeschreckt sein, doch der Film zielt eh auf das jugendliche Publikum ab. Es ist wie bei "Scary Movie" oder ähnlich gestrickten Reihen, entweder man liebt es oder hasst es. "Attack the Block" erinnert ebenso an eine Parodie, nimmt den Inhalt und die Charaktere nicht zu ernst und möchte vor allem eines: unterhalten.

Es ist tatsächlich erfrischend, dass man es hier ausnahmsweise mal nicht auf eine Weltrettungsmission abgezielt hat, sondern die Aliens sich auf ein Viertel in London beschränken und eine junge Bande es mit ihnen aufnehmen muss. So schafft man es, einerseits richtig gute Lacher zu entlocken und andererseits in vielen Szenen zu erschrecken. Den Film als Horror einzustufen wäre nicht treffend, aber als schräge Unterhaltungsaction mit kuriosen Science-Fiction-Monstern und einem komödiantischen Unterton dient "Attack the Block" richtig gut. Trotzdem sind die Aliens gefährlich und obwohl sie in einigen Szenen wie große schwarze Wuselhunde aussehen und man sich anfangs schon etwas veräppelt vorkommt, zeigen sie in der nächsten Szene ihr wahres Gesicht und zerfleischen ihre Opfer, wobei an Blut nicht gespart wird. Dazwischen findet man noch genug Platz für lustige Sprüche, actionreiche Verfolgungsjagden auf Fahrrädern und in Treppenhäusern, einer etwas durchgeknallten, aber liebenswürdigen Gang und ein überzeugendes Ende. "Attack the Block" hat sich definitiv etwas zugetraut. Entweder man findet die Umsetzung kompletten Schrott und kommt verstört aus dem Kino, oder man ist dankbar dafür, unter lauten Mainstreamfilmen etwas wunderbar Originelles und Schlagfertiges gesehen zu haben. Love it or hate it.

Fazit

"Attack the Block" ist definitiv nicht jedermanns Geschmack, aber wenn man gegen solch ein Genre nicht abgeneigt ist und sich darauf einlässt, erlebt man eine erfrischende Alienstory, die man so noch nicht gesehen hat.

Tanya Sarikaya - myFanbase
25.09.2011

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