Outrage
"Einer von uns sollte überleben. Nur um zu sehen, wer gewinnt."
Inhalt
Dem Kaicho Kan'nai (Soichiro Kitamura), Oberhaupt des Sanno-kai-Clans, gefällt gar nicht, wie Ikemoto (Jun Kunimura), der Chef eines befreundeten Clans, Geschäftsbeziehungen mit einem Außenseiter namens Murase (Renji Ishibashi) unterhält. Unterboss Kato (Tomokazu Miura) teilt dies Ikemoto mit, der daraufhin Otomo (Beat Takeshi), einen anderen befreundeten Clan-Chef, darum bittet, Murase zu verstehen zu geben, dass er nicht mehr erwünscht ist. Schnell entwickelt sich daraus ein gnadenloser Kampf um die Vormachtstellung in der Tokioter Unterwelt.
Kritik
Takeshi Kitano ist ein Multitalent. Er ist nicht nur Regisseur, Drehbuchschreiber und Cutter, sondern auch Schauspieler (wo er ausschließlich unter dem Namen "Beat Takeshi" auftritt), Komiker, Autor, Dichter, Moderator einer wöchentlichen TV-Show, Universitätsdozent, Maler und Videospieldesigner. In Japan gibt es kaum eine Person, die Kino und Fernsehen in den vergangenen 30 Jahren derart geprägt hat wie er. Dennoch ist er bis heute in Deutschland vor allem bekannt wegen seiner Rolle als Fürst Takeshi in der japanischen Spielshow "Takeshi's Castle". Schnell wird vergessen, wie er die Hauptrolle im Kultfilm "Battle Royale" spielte, mit "Zatoichi – Der blinde Samurai" dem Jidai-geki-Genre als Regisseur und Hauptdarsteller neues Leben einhauchte oder mit "Hana-Bi - Feuerblume" die wichtigsten Kritikerpreise abräumte. Denn Takeshi Kitano ist nicht nur sehr umtriebig, sondern auch sehr gut in dem, was er tut.
Als Regisseur hat sich Takeshi Kitano in den letzten Jahren auf ein bestimmtes Genre spezialisiert – den Yakuza-Film. In Interviews sagt er gern, dass er sich wie ein Koch sieht, der besonders gut ein Schnitzel zubereiten kann. Also macht er eben Schnitzel bzw. in dem Fall dreht er Filme über die kriminelle Organisation Japans, die im Ausland gern verkürzt als "Japanische Mafia" tituliert und auf farbenfrohe Tätowierungen reduziert wird, obwohl deren Geschichte bereits einige Jahrhunderte zurückreicht. Dementsprechend sollte man auch nicht erwarten, dass in "Outrage" haarklein erzählt wird, was Yakuza sind. Sie sind schlichtweg Teil der japanischen Kultur und Takeshi Kitano nach seinen zahlreichen Yakuza-Werken derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass ein gewisses Grundwissen einfach erwartet wird.
Selbst mit einem Basiswissen macht es Takeshi Kitano dem Zuschauer aber alles andere als leicht. Sein aktuellster Yakuza-Thriller ist als Massenschauspiel ausgelegt, mit einer entsprechenden Vielzahl an Charakteren wird man bombardiert. Dass selbst er bei den Proben Probleme damit hatte, einzelne Figuren auseinander zu halten und einige Dialoge umschreiben musste, um die Balance zwischen den einzelnen Charakteren und ihrer Dominanz im Film zu halten, sagt einiges über die Komplexität aus. Wenn sich die Clans und Familien in ihrem erbitterten Kampf um Macht und Geld dann aufeinander stürzen, wird es nur noch unübersichtlicher. Undurchschaubar wird es dadurch aber keinen Moment, dafür hat er gesorgt. Er erwartet nur eine Mindestaufmerksamkeit vom Zuschauer, um nicht die Länge des Filmes von moderaten 105 Minuten mit minutenlangen Erklärungssequenzen deutlich verlängern zu müssen.
Das größte Problem, was man als jemand, der sich dieses Machwerk ansieht, haben wird, ist aber ohnehin ein anderes. Gewalt, die exzessive Ausübung davon auf durchaus explizite Art und Weise, ist das zentrale Merkmal des Films. Während die Handlungsabschnitte äußerst simpel nach dem Schema Entschuldigung-Zurückweisung-Rache ablaufen, das in einer Endlosschleife steckt, ist Gewalt allumfassend. Man muss sich hierbei schlichtweg selbst fragen, inwiefern man einen Film genießen kann, der von einem Gewaltexzess zum nächsten eilt und sie zeitweise auch als Selbstzweck einsetzt. Andererseits ist aber auch selbstverständlich, dass ein derart angesehener Regisseur sich nicht nur darauf verlässt, sondern auch einige Motive hinterlässt, die man zwischen den Zeilen lesen kann. Denn natürlich übt Takeshi Kitano auch implizit Kritik an der Yakuza, indem er ihr Vorgehen auf einfachste Verhaltensmuster herunter bricht und nicht gerade selten die unfreiwillige Situationskomik offenbart, der sie ausgesetzt sind.
Aber am Ende bleibt dennoch die Gewalt, in all ihrer rohen und reduzierten Darstellung, ganz ohne Hilfestellung dem Zuschauer gegenüber, wenig bis gar nicht kontextualisiert, überwältigend, extrem selten mit musikalischer Untermalung. Selbst wenn der Soundtrack von Keiichi Suzuki einsetzt, ist dieser minimalistisch und wirkt auf ausdrücklichen Wunsch Kitanos avantgardistisch und so, als wäre er falsch aufgenommen worden. Selbst in die Klangwelt der Musik kann man sich also nicht verstecken, um dem Geschehen zumindest sekundenweise zu entkommen. Dass "Outrage" dennoch nicht voyeuristisch wirkt, ist der Inszenierung zu verdanken, die in vielen Fällen auf Nahaufnahmen verzichtet und stattdessen überwiegend Menschengruppen oder weitläufige Aufnahmen der Düsternis Tokios ins Visier nimmt.
Fazit
Gewalt über alles. Wer an "Outrage" Gefallen finden möchte, muss sich damit arrangieren, dass sie ein zentrales Element ist, um zu entlarven, wie repetitiv und vorhersehbar das Verhalten der Yakuza mitunter sein kann. Tausendsassa Takeshi Kitano macht es sich in seinem neuen Thriller also keineswegs leicht, er macht es dem Zuschauer nur sehr schwer.
Andreas K. - myFanbase
07.08.2011
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: AutoreijiVeröffentlichungsdatum (Japan): 12.06.2010
Veröffentlichungsdatum (DE): 21.08.2010
Länge: 105 Minuten
Regisseur: Takeshi Kitano
Drehbuchautor: Takeshi Kitano
Genre: Thriller, Crime, Action
Darsteller/Charaktere
Takeshi Kitano (als Beat Takeshi)
als Otomo
Kippei Shiina
als Mizuno
Ryo Kase
als Ishihara
Tomokazu Miura
als Kato
Jun Kunimura
als Ikemoto
Tetta Sugimoto
als Ozawa
Takashi Tsukamoto
als Iizuka
Hideo Nakano
als Kimura
Renji Ishibashi
als Murase
Fumiyo Kohinata
als Kataoka
Soichiro Kitamura
als Kan'nai
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