Bewertung
Franck Richard

Meute, Die

Gefangen. Gemästet. Geschlachtet.

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Inhalt

Ohne ein konkretes Ziel vor Augen, fährt die vom Leben enttäuschte Charlotte (Émilie Dequenne) durchs Land. In einer spärlich besiedelten Gegend gabelt sie den Anhalter Max (Benjamin Biolay) auf und freundet sich langsam mit ihm an. Als das Duo an einer Raststätte hält, verschwindet Max jedoch spurlos. Charlotte glaubt nicht, dass er sich einfach aus dem Staub gemacht hat, und bricht in der Nacht in die Raststätte ein. Ein fataler Fehler! Die Besitzerin des Ladens (Yolande Moreau) schlägt Charlotte nieder. Als Charlotte wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einem Käfig auf einem heruntergekommenen Bauernhof. Sie wird wie ein Tier behandelt und scheint als Nahrung auserkoren zu sein, doch für wen oder was? Der einzige Mensch, der Charlotte jetzt noch helfen könnte, ist der verschrobene Rentner Chinaski (Philippe Nahon).

Kritik

Damit sie aus der breiten Masse an Schlitzer- und Folterfilmen herausstechen, werden in immer mehr Produktionen des Horrorgenres ein paar Portionen Sozialkritik eingewoben. Die Umweltproblematik bietet sich dabei besonders an. Auch der französische Horrorstreifen "Die Meute", der Eröffnungsfilm des Fantasy Film Festes 2010, schlägt in diese Kerbe und greift auf makabere Weise das Thema Tierhaltung auf. Die Hauptprotagonistin Charlotte findet sich unversehens in der Rolle eines Nutztieres wieder, wird eingesperrt, brutal gemästet und ausschließlich auf ihr Blut und ihr Fleisch reduziert. Das sind zum Teil durchaus wirkungsvolle Szenen, ohne dass sie überzogen brutal rüberkommen. Zu sehen, wie etwas, das man Tieren antut, mit einem Menschen gemacht wird, verursacht schon den einen oder anderen Schauer.

Neben der Tierhaltung ist die Ausbeutung des Erdbodens ein grundlegendes Motiv des Films, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt. Leider verliert besagte Handlung irgendwann die Linie und führt zu einem eher enttäuschenden Showdown, von dem man gar nicht genau weiß, warum er eigentlich stattfindet und weshalb er sich so abspielt, wie er sich abspielt. Das Finale des Films erscheint zu zusammengestöpselt. Ein Grund dafür ist die fehlende Konsequenz in der Charakterzeichnung. Die Hauptheldin Charlotte wirkt zunächst wie eine abgebrühte Herumtreiberin, wird dann zum hilflosen Opfer, um schließlich eine eher unausgegorene Mischung aus verängstigt und entschlossen auszustrahlen. Daneben ist der Charakter Chinaski anfangs einfach nur verschroben, trumpft dann überraschend auf und macht im nächsten Moment durch Leichtsinn und Selbstgefälligkeit alles wieder kaputt. Am schlimmsten aber ist die dreiköpfige Motorradgang, die völlig deplatziert wirkt und nur in den Showdown hineingedrückt wird, damit es mehr Opfer gibt. Die Splatter-Szenen des Showdowns wissen auch nicht wirklich zu beeindrucken und entfalten keine Wirkung mehr.

Die Kulissen des Films sind wiederum ganz ansprechend, alles wirkt im richtigen Maße dreckig und heruntergekommen. Die Gebäude haben einen amerikanischen Touch, aber eher auf ironische Weise, da sich zum Beispiel die verhängnisvolle Gaststätte als texanischer Saloon gibt. Über allem liegt zudem ein trübseliges 1980er-Jahre-Flair, da der Handlungsschauplatz seit jenem Jahrzehnt perspektivlos stagniert.

Fazit

Letztlich ist "Die Meute" doch nur wieder einer von unzähligen Horrorfilmen, die ganz gute Ansätze haben, daraus aber zu wenig machen.

Maret Hosemann - myFanbase
15.07.2011

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