Bewertung
Jean-Jacques Annaud

Duell - Enemy at the Gates

"Wenn die Deutschen diese Stadt einnehmen, wird das ganze Land zusammenbrechen!"

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Inhalt

Stalingrad 1942: Während sich die deutschen und die russischen Truppen in Stalingrad gegenseitig grausame Verluste zufügen, sieht der Rest der Welt voll Furcht dem Ausgang dieser Schlacht entgegen. Doch der gefürchtete russische Präzisionsschütze Wassili Zaitsev (Jude Law) kennt keine Angst und schießt einen seiner Gegner nach dem anderen nieder. Wassilis legendärer Ruf führt bald zu einem Duell mit dem besten Scharfschützen der deutschen Armee, Major König (Ed Harris). Zwischen beiden kommt es zu einem erbitterten Zweikampf, während um sie herum die furchtbarste Schlacht aller Zeiten tobt.

Kritik

Beinahe wäre es mir passiert. Hätte ich mich lediglich auf mein Wissen verlassen und keine Recherche unternommen, so wäre mir niemals aufgefallen, dass Regisseur Jean-Jacques Annaud einen echten Sturkopf hat, wenn es um die Umsetzung eines Kriegsepos geht. So schleichen sich Namensänderungen zuhauf ein, und historische Tatsachen werden kurzerhand so umgeschrieben, damit eine Dramaturgie aufgebaut wird.

Warum aber entschieden sich die europäischen Produktionsfirmen, einen Regisseur für diese millionenschwere Produktion einzusetzen, dessen letzter Film "Sieben Jahre in Tibet" hieß, und damit zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre her war? Die Entscheidung liegt hier klar auf der Hand. Der Film sollte sich nicht am europäischen Filmstil halten, und somit nicht Charakterstärke fabrizieren. Entstanden ist eine europäische Hollywoodproduktion, die Ähnlichkeiten mit dem Kriegsepos "Der Soldat James Ryan" aufweist, dies aber nur in den Anfangsminuten. Annaud zeigt im gesamten Film seinen Fetisch für blutige Szenen. Dieser Eindruck entsteht zumindest, wenn jeder Kopfschuss, den Wassili abgibt, präzise in Szene gesetzt wird, oder bei Massenangriffen die Menschen nur so umfallen. Natürlich hat das Ganze für Annaud einen Sinn. Er wollte die Grausamkeit und Nichtigkeit dieser Schlacht perfekt verdeutlichen. Doch lapidar wirken die Propagandamittel, wie sie im Zweiten Weltkrieg ununterbrochen verwendet wurden, und nicht immerzu gut sind die visuellen Effekte entstanden. Nichtsdestotrotz schuf Annaud die perfekte Szenerie für das im Anschluss stattfindende Duell zwischen Law und Harris.

Überhaupt ist es erstaunlich, dass für diesen Film solch große Namen wie Jude Law und Ed Harris gewonnen werden konnten. Schließlich sieht man nicht allzu oft US-Schauspieler in deutschen Produktionen. Dies schmälerte ihre Begeisterung für die Arbeit aber keineswegs. Harris und Law agieren nahezu genial als Kontrahenten, obwohl sie sich nie gegenüberstehen, um sich einmal ins Gesicht zu schauen. Und obwohl um sie herum der Mythos Held immer größer geschrieben und geschrien wird, wirken die beiden keineswegs überheblich, denn in erster Linie dreht es sich nur um sie. Wie sie etwa stundenlang ausharren, nur um letztlich einen Schuss abgeben zu können. Annaud hätte diese Spannung gut aufrechterhalten können, wenn er nicht in die alte Schiene des Filmes gefallen wäre, noch eine Romanze einzubauen. Sie wirkt in manchen Situationen total deplatziert, und verbaut den Mythos der beiden Künstlerschützen. Nicht Können entscheidet schließlich über Leben und Tod, sondern der Zufall.

Untermauert wird alles durch die Musik von James Horner, einem zweifachen Oscarpreisträger, der mehr Gefühl für den Film aufweisen konnte, als der Regisseur selbst. Das ist auch der kleine qualitative Unterschied zwischen den beiden.

Fazit

Ein sehr sehenswürdiges Kriegsepos, das durch seine Schauspieler und das Set überzeugen kann.

Ignat Kress - myFanbase
04.08.2010

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