Bewertung
Fritz Lang

Metropolis

Klassiker, Meisterwerk, UNESCO-Weltkulturerbe.
Allen, die ein ganz besonderes Filmerlebnis weit jenseits heutiger Sehgewohnheiten suchen, sei Fritz Langs wegweisender Stummfilm von aus dem Jahr 1927 ans Herz gelegt.

Inhalt

Hoch ragen die zahlreichen Wolkenkratzer der futuristischen Stadt Metropolis hervor. In Bars, Clubs und paradiesischen Gärten genießen die Reichen das süße Leben. Doch unter ihnen, tief in der Erde, liegt die Stadt der Arbeiter, radikal vom den Vergnügungen der oberen Welt abgetrennt. Unter schlimmsten Bedingungen müssen die Arbeiter Tag für Tag bis zur totalen körperlichen Erschöpfung riesige Maschinen bedienen, welche die Stromversorgung von Metropolis gewährleisten.

Eines Tages kommt es zu einer zufälligen, kurzen Begegnung zwischen Freder (Gustav Fröhlich), Sohn des Stadtvaters Jon Fredersen (Alfred Abel), und der Arbeiterin Maria (Brigitte Helm). Fasziniert von der Unbekannten, steigt Freder hinab zu den Arbeitern, um Maria zu suchen...

Zur gleichen Zeit stellt der größenwahnsinnige Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) Jon sein neustes Werk vor: Den Maschinenmenschen, der schon bald nicht mehr von echten Menschen zu unterscheiden sein wird...

Kritik

Das Schicksal traf "Metropolis" vor über 80 Jahren hart. Die Kritiker lehnten den Film nach seiner Premiere ebenso ab wie das Publikum, so dass er radikal gekürzt und umgeschnitten wurde, ehe er erneut im Kino startete. Es half nichts, denn der kommerzielle Erfolg blieb auch diesmal aus.

Und heute? Da fallen die Reviews durchweg begeistert aus, ein fester Platz in den Top 250 der Internet Movie Data Base scheint "Metropolis" fast schon auf ewig sicher und seit 2001 gehört der Film offiziell zum Weltkulturerbe der UNESCO. Letztere Ehrung wurde davor keinem anderen Film zuteil.

Diese Rezension nun befasst sich mit der restaurierten Fassung von 2001, die mit ihren 147 Minuten Laufzeit der Originallänge von 210 Minuten noch am nächsten kommt. Auch wurde versucht, den Inhalt der ursprünglichen Fassung wiederherzustellen, weshalb schwarze Texttafeln über Geschehnisse innerhalb des Films informieren, wann immer die entsprechende Szene dazu leider nicht vorhanden ist.

Nun die gute Nachricht für Filmfreunde: 2008 wurde eine weitere halbe Stunde Filmmaterial in Buenos Aires entdeckt, deren Restauration noch andauert.

Es sind viele verschiedene Aspekte, die "Metropolis" so außergewöhnlich machen. Selbst nach über acht (!) Jahrzehnten hat er nichts von seiner Faszination verloren und weiß noch immer zu fesseln. Die außergewöhnliche inhaltliche Tiefe behandelt Themen wie die radikale Trennung einer Gesellschaft, die Ausbeutung menschlicher Arbeitskräfte sowie deren Revolution und daraus resultierende Folgen. Der Zuschauer wird dabei aufgefordert mitzudenken und das mit allerhand religiösen Symbolen unterlegte Geschehen auf dem Bildschirm selbst zu interpretieren.

"Metropolis" ist keine leicht Kost. Aber nicht nur, als die Figur des Rotwang eingeführt wird, dem es gelingt einen Maschinenmenschen bzw. eine Künstliche Intelligenz zu kreieren, wird deutlich, dass man es hier mit einem Film zu tun hat, der seiner Zeit voraus war. Gemessen an damaligen Maßstäben ist "Metropolis" zudem visuell aufregend inszeniert (zum Beispiel die Architektur der Stadt oder das erste Auftreten der Arbeitermassen) und bietet großartige Effekte. Aber eben, wie gesagt, gemessen an dem, was man bei einem Stummfilm aus den 20er Jahren erwarten würde. Nicht nur die Schnittfolge, sondern auch die musikalische Untermalung wurde wiederhergestellt. Diese fällt intensiv, stimmungsvoll und pompös aus. Ohne sie würde der Film ordentlich an Atmosphäre einbüßen.

Es fällt jedoch schwer, die schauspielerischen Leistungen zu bewerten. Was hier von der gesamten Besetzung - speziell von Gustav Fröhlich und Brigitte Helm - dargeboten wird als "Overacting" zu bezeichnen, wäre noch gewaltig untertrieben. Ganzer Körpereinsatz, überlebensgroße Gebärden und eine Mimik, die auch schon mal die Grenze zum Grimassieren um Längen überschreitet. Das wirkt aus heutiger Sicht natürlich unfreiwillig komisch, doch darf man nicht vergessen, dass bei einem Stummfilm ein ganz wesentliches Element der Schauspielerei, das für einen Tonfilm gilt, schlicht wegfällt: Das Voiceacting. In "Metropolis" müssen die Darsteller sämtliche Gefühle, Gedanken und auch Dialoge ihrer Figuren ausschließlich mit Hilfe von Gestik und Mimik für die Zuschauer sichtbar machen. Insofern ist ihr recht gewöhnungsbedürftiges Spiel nur die logische Konsequenz aus der fehlenden Möglichkeit, Stimme und mit dieser einhergehend unterschiedliche Betonungen mit einzubeziehen.

Fazit

Intelligente und gesellschaftskritische Science-Fiction, die ihrer Zeit voraus war. Ein tiefgründiges und noch heute faszinierendes Werk. Oder anders ausgedrückt: Ein Stück Filmgeschichte.

Maren Langos - myFanbase
18.11.2009

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