Bewertung
Claude Berri

Zusammen ist man weniger allein

Eine alte Dame, ein Koch, eine Malerin und ein adeliger Sprössling – wie aus diesen vier eine Wohngemeinschaft wird, wird hier erzählt.

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Inhalt

Die 27-jährige Camille (Audrey Tautou) ist Putzfrau und behaust eine winzige Dachgeschosswohnung. Eines Abends trifft sie ihren Nachbarn, den schüchternen und stotternden Philibert Marquet de la Tubelière (Laurent Stocker), ein Abkömmling eines alten Adelsgeschlechts. Beide freunden sich an und als Camille an einer Grippe erkrankt, holt Philibert sie kurzerhand in seine Wohnung und pflegt sie dort. Philibert teilt sich seine Wohnung mit dem launischen Koch Franck (Guillaume Canet). Franck wiederum ist alles andere als begeistert von der neuen Mitbewohnerin. Da aber Philibert zunehmend auftaut und auch Camille zeigt, dass sie noch mehr zu bieten hat, beginnt sich eine Gemeinschaft zu entwickeln.

Franck ist derweil sehr mit seinem Job und der Pflege seiner Großmutter Paulette (Françoise Bertin) beschäftigt. Diese musste nach einem Unfall in ein Pflegeheim, wo sie partout nicht bleiben will. Für ihren Enkel ein schier unlösbarer Konflikt. Als Camille ihm vorschlägt, Paulette zu pflegen, wird aus der Wohnung von Philibert eine kunterbunte Wohngemeinschaft, die von einigen Spannungen nicht verschont bleibt. Jeder von ihnen hat seine Altlasten, die es zu bekämpfen gilt.

Kritik

Endlich wird mit diesem Film mal wieder großes französisches Kino gezeigt. Zum einen ist die Rollenbesetzung gut gelungen. Ich bin zugegebenermaßen kein Fan von Audrey Tautou, aber diese Rolle füllt sie verdammt gut aus und hat bewiesen, dass in ihr mehr steckt als nur Amélie. Neben ihr brillieren auch die weiteren Darsteller. Mit Françoise Bertin wurde für die Rolle der Paulette eine wirklich erstklassige französische Schauspielerin angeworben, die zeigt, dass sie im Alter nichts verlernt hat. Zudem beweist sie, dass auch alte Damen noch nackte Haut auf der Kinoleinwand zeigen können. Und auch Guillaume Canet und Laurent Stocker können sich neben den Damen sehen lassen. Laurent Stocker gehört zur Comédie Française - das ist sozusagen die Elitegruppe des französischen Theaters, bessere Schauspieler als dort gibt es kaum in Frankreich.

Wo, wenn nicht in Paris, könnte so eine Geschichte spielen? Es ist die Stadt der Liebe und bietet daneben so vielen Menschen die Möglichkeit, sich in ihrer Einsamkeit zu verkriechen. Alle vier Protagonisten suchen dies, auf ihre Weise. Mit ihren Schrullen und Macken, die sie aus der Menge herausragen lassen, finden sie sich und geben sich das, was sie brauchen und finden so die Liebe (im weiterem Sinne der Bedeutung) in der Stadt der Liebe.

Nebenbei zeigt der Film eine Möglichkeit für ein aktuelles Problem in unserer Gesellschaft: Was passiert, wenn die Eltern und Großeltern pflegebedürftig werden? Kann man sie guten Gewissens in ein Heim stecken oder opfert man ein Stück seines Lebens und pflegt diese zu Hause? Leider gibt es hierfür keine wirklich gute Lösung, aber so ist nun mal die Realität...

Auch wer das Buch kennt, wird erfreut sein, wie gut der Film Gavaldas Roman umsetzt. Kenner des Buches haben den Vorteil, dass man einige Nebenhandlungsstränge erkennt, die man ohne das Buch nicht kennen kann, was aber auch kein Drama ist.

Fazit

Mit diesem Film wird wieder einmal gezeigt, was das französische Kino alles zu bieten hat. "Zusammen ist man weniger allein" macht Hoffnung, stimmt nachdenklich und macht gleichzeitig optimistisch.

Miriam Ahrenholz - myFanbase
25.01.2009

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