Bewertung
Nic Balthazar

BenX

Courage is everything.

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Inhalt

Ben ist anders als alle anderen in seiner Schule, denn er leidet an der Krankheit des Autismus und kann sich nur schwer im wirklichen Leben zurecht finden. Tagtäglich marschiert er zur Schule, wo er brutal gedemütigt und verspottet wird. Weder seine Mutter, noch seine Lehrer oder Ärzte wissen, wie sie Ben aus seinem Martyrium befreien können. Einzig und allein im Computerrollenspiel "Archlord" kann er jemand anders sein: ein Held in strahlender Rüstung, der zusammen mit einer Freundin durch eine virtuelle Welt zieht und die Bösen besiegt, denen er in der wirklichen Welt hilflos und schutzlos ausgeliefert ist.

Als er die Qualen durch seine Mitschüler nicht mehr ertragen kann, fasst Ben einen folgenschweren Entschluss, der alles verändern wird...

Kritik

"BenX" ist ein wahrlich außergewöhnlicher Film, der einen so tief berührt, wie selten ein Film. Er zeigt auf brutal, offene und schonungslose Weise, wie Menschen behandelt werden, die anders sind. Die sich nicht anpassen wollen oder wie Ben einfach nicht anpassen können.

Man kann hier einwenden, dass die Darstellung der Gewalt und der psychischen Qualen, die hier an Ben verübt werden, eine absolute Ausnahme bilden und das dies im wirklichen Leben doch recht selten geschieht. Was ich aber nicht glaube - ich denke, hier wird ein sehr realistisches Bild gezeichnet, dass auch in vielen deutschen Schulen zu finden ist. Es gibt immer Menschen die anders sind, die nicht mit dem Strom schwimmen und die es dadurch gerade unheimlich schwer haben, Anschluss zu finden. Wenn man dann noch an Autismus leidet, kann die Schule schnell zur Hölle werden.

Der Film zeigt auf beeindruckende Art und Weise die Unterschiede zwischen Bens richtigem und seinem virtuellen Leben in der Fantasywelt von "Archlord". Immer wieder fließen Bilder aus dem Rollenspiel in den Film hinein, die deutlich machen, warum dieser Junge sich in der Onlinewelt so wohl fühlt. Positiv anzumerken ist auch, dass hier nicht das Klischee eines typischen Computerspielsüchtigen bedient wird, sondern dass der Charakter des Ben immer sehr vielschichtig bleibt.

Auch die Krankheit des Autismus ist außergewöhnlich realistisch dargestellt worden, was zum großen Teil auch an der grandiosen Darstellung des Hauptdarstellers liegt, der den Ben so überzeugend spielt, dass man denken kann, dass er auch im wahren Leben an dieser Krankheit leidet. Auch alle weiteren Akteure gehen in ihren Rollen voll auf und holen alles aus ihnen heraus.

Dieser Film bringt einen wahrlich zum nachdenken und berührt unheimlich. Er entwickelt einen unglaublichen Sog, der einen von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Zudem hat er einen außergewöhnlich starken Schlussakt zu bieten, der völlig überraschend über den Zuschauer hineinbricht. Ein Film, der lange nachwirkt und ein gnadenloses Plädoyer für mehr Toleranz und Akzeptanz darstellt.

Fazit

Für mich ist "BenX" einer der stärksten Filme, den ich 2008 gesehen habe. Ein grandios gespielter und inszenierter Film, der vom Anfang bis zum überraschenden Schluss wirklich alles richtig macht. Mehr als nur ein Geheimtipp!

Moritz Stock - myFanbase
21.10.2008

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