Bewertung
Koen Mortier

Ex Drummer

This is Hardcore.

Inhalt

Drei Vertreter der untersten sozialen Gesellschaftsschicht in einer belgischen Provinz suchen einen Drummer für ihre Band und werden bei dem erfolgreichen Buchautor Dries (Dries Van Hegen) fündig. Dieser lebt in einer sauberen und schönen Wohnung, mit Blick auf die Provinz, die nach und nach elendig zu Grunde geht. Sein einfaches und perfektes Leben mit seiner wunderschönen Freundin beginnt ihn zu langweilen und so steigt er in die Band der drei gescheiterten Existenzen ein.

Da wären zum einen der lispelnde Frauenschläger Koen (Norman Baert), dann der homosexuelle Jan (Gunter Lamoot), der seinen ans Bett gefesselten Vater versorgen muss, und Ivan (Sam Louwyck), der sein kleines Kind in seiner heruntergekommenen Wohnung mit seiner drogensüchtigen Frau alleine lässt und es damit in den Tod treibt. Die drei bilden zusammen mit Dries die Band "The Feminists". Dries ergötzt sich dabei am Elend der untersten Schicht. Er ist überall dabei und beobachtet mit Genugtuung das grausame Leben, das nur aus Vergewaltigung, Drogen und hemmungsloser Gewalt besteht.

Kritik

Auf dem Filmplakat sind ganz groß die Worte "This is Hardcore" zu lesen und selten hat eine Beschreibung auf einem Plakat besser den Inhalt eines Filmes wiedergegeben. Dieses Werk ist ohne Zweifel oder Abstriche wirklich Hardcore. Die Darstellung der belgischen Unterschicht ist brutal, hemmungslos und oft kaum zu ertragen.

In diesem Film gibt es kein Gut oder Böse. Keinen Helden, der dem Elend ein Ende setzen könnte. Hier regiert die Farbe schwarz. Jedes Individuum in diesem Film hat abgrundtief böse Charakterzüge oder, um es auf den Punkt zu bringen: Jeder, aber wirklich jeder in diesem Film ist schlecht und auch oft erschreckend widerwärtig. Da wird ein Kind mit Drogen ruhig gestellt. Da wird vergewaltigt. Da wird geprügelt und geschlagen. Da spritzt literweise Blut.

Interessant wird der Film durch den Schriftsteller Dries, der sich wie ein Gott fühlt und die bemitleidenswerten Individuen hemmungslos gegeneinander ausspielt. Für ihn ist das Elend anderer nur eine Freizeitaktivität, denn er weiß, dass er einfach so wieder aus dem Moloch aussteigen kann. Das macht ihn zur abschreckendsten Gestalt des Films, denn alle anderen Figuren kennen nichts anderes, sie sind in diesen Missständen aufgewachsen und halten sie für normal und wirklich niemand, schon gar nicht Dries, versucht diese grausame Welt zu verbessern. Ein klare Gesellschaftskritik, die hier formuliert wird.

Positiv zu werten sind auch die filmischen Spielereien, wie den Film in Rückwärtsrichtung starten zu lassen oder das Geschehen in der Wohnung von Koen auf den Kopf zu stellen. Zudem erschafft der Film eine ungeheuer realistische Atmosphäre, die einem das ein oder andere Mal daran zweifeln lässt, ob das überhaupt ein fiktives Werk ist.

Der Film hat eine interessante, erschreckende Geschichte zu erzählen, die auch durch talentierte Schauspieler gut herüber gebracht wird. Auch das Ende ist in seiner Kompromisslosigkeit wohl einmalig. Doch dieser Film hat ein großes Problem: Er ist schlicht und einfach zu brutal, zu grausam und in seiner negativen Art nur schwer zu ertragen. Da wird die Geschichte viel zu oft zur Nebensache, weil man als Zuschauer einfach nicht mehr hinsehen kann, weil einem das irgendwann einfach zu viel wird. Durch die ungeheuer negativ gezeichneten Figuren ist auch schwer, eine Bindung zum Film herzustellen. Man will irgendwann nur noch, dass dieser Albtraum in Gestalt eines Filmes ein Ende hat.

Fazit

Der Film hat eine interessante, packende, wichtige Geschichte zu erzählen, doch leider ertrinkt er zu schnell in Gewaltorgien und Brutalität. Das macht ihn schwer verdaulich, kaum ertragbar und wenig empfehlenswert.

Moritz Stock - myFanbase
07.09.2008

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