Bewertung
Sebastian Schipper

Ein Freund von mir

"Bist du glücklich?"

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Inhalt

"Ein Freund von mir" ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem vom Leben gelangweilten Versicherungsangestellten namens Karl (Daniel Brühl) und dem Lebemann Hans (Jürgen Vogel), der jeden Moment seines Lebens durch und durch genießt und jeder noch so unbedeutsamen Kleinigkeit etwas Positives abgewinnt. Aufeinander treffen sie durch einen Zufall, als Karl eine Autovermietung zur Recherche für seine Firma beobachten soll, in der auch Hans gerade einen Job übernommen hat.

Durch kuriose Aktionen, wie Nackt-Porsche-Fahren und Gespräche über das Leben und das Glück, entwickelt sich schnell eine Freundschaft zwischen den beiden so grundverschiedenen Menschen. Probleme kommen erst auf, als sich Karl in Hans' "Königin" Stelle (Sabine Timoteo) verliebt...

Kritik

Dies hört sich im ersten Moment wie eine typische Dreiecksbeziehungsstory an, in der zwei Männer um eine Frau konkurrieren, doch in diesem Film von Sebastian Schipper geht es nicht um die Liebe zwischen Mann und Frau, mit all ihren Komplikationen, sondern um eine vielleicht noch viel wichtigere sozialen Komponente im Leben: die Freundschaft.

Wie schon im Erstlingswerk von Sebastian Schipper, "Absolute Giganten", geht es auch in seinem zweiten Film um die Bedeutung und Wichtigkeit von Freundschaft. Für diesen konnten dann auch zwei der wohl besten deutschen Schauspieler verpflichtet werden: Jürgen Vogel und Daniel Brühl, die ihre Charaktere ungeheuer natürlich und intensiv realistisch verkörpern.

"Ein Freund von mir" ist ein Film voll von stiller Melancholie und wunderschönen Bildern. Insbesondere die Nachtfahrt durch Hamburg wurde perfekt inszeniert und mit grandioser Musik unterlegt, die einen, wie erwähnt, richtig melancholisch werden lässt. Dazu ist auch ein Witz vorhanden, der mich immer wieder laut auflachen ließ. Für diesen ist vor allem der grandiose Jürgen Vogel verantwortlich, dem man jede Sekunde anmerkt, dass er eine Wahnsinnsfreude beim Dreh dieses Filmes hatte. Aber auch Daniel Brühl weiß als introvertierter Einzelgänger zu überzeugen, der erst durch Hans nach und nach begreift, wie man sein Leben richtig und intensiv leben kann, wenn man denn nur will.

Sabine Timoteo hat da eher einen undankbaren Job auszufüllen. Sie muss als dritte treibende Kraft dieses Filmes gegen die Ausnahmeschauspieler Brühl und Vogel anspielen, doch wie sie dies tut, zeugt von großer Schauspielkunst. Sie lässt ihren ruhigen, undurchsichtigen Charakter durch wenige Worte und nur durch ihre reine Präsenz zu einem wirklich wunderbaren Wesen der weiblichen Schöpfung werden und man versteht sofort, warum sich Karl ungeheuer schnell in sie verliebt und warum Hans sie als seine Königin bezeichnet.

Melancholie, grenzenlose Freude am Leben, Trauer, Wut, Glück, kleine Momente. Dies sind Wörter und Begriffe, die auf diesen außergewöhnlichen Film sehr gut zutreffen. Doch im Grunde genommen geht es doch eigentlich nur darum, wie wichtig die Freundschaft im Leben jedes Menschen ist. Die Freundschaft ist es, die Karl aus seinem tristen Alltag voll unausgepackter Kisten, steriler, eintöniger Büros und einsamer Heimfahrten hinausführt in ein richtiges Leben voll echter Emotionen und wertvoller, kleiner Momente.

Man muss sich auf diesen Film einlassen und sollte auch nicht denken, dass es sich hierbei wieder um eine dieser unsäglichen deutschen Komödien handelt. Nein, dieser Film ist viel mehr: Er ist ein kleiner Juwel, ein Film, der zeigt, wie stark das deutsche Kino sein kann, wenn man nur talentierte Menschen hinter und vor die Kamera holt. Ein Film, der einem Tränen in die Augen treibt: Sowohl vor Freude, als auch vor Trauer, aber hauptsächlich dadurch, dass er viel zu schnell vorbei geht.

Fazit

Um es mit Hans' Worten zu sagen: Einfach nur Top!

Moritz Stock - myFanbase
24.08.2008

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