Bewertung
Cédric Klapisch

So ist Paris

"Putain, ils savent pas la chance qu'ils ont tous ceux-là. Ils marchent, ils respirent, ils courent. Ils s'engueulent, ils sont en retard... C'est ça, Paris, personne n'est jamais content."

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Inhalt

Pierre (Romain Duris), ein professioneller Tänzer, erfährt eines Tages, dass er eine irreparable Herzkrankheit hat. Während Pierre auf ein Spenderherz wartet, zieht er sich in seine Wohnung zurück und verbringt den Tag damit, den Leuten von seinem Balkon aus zuzusehen und so wenigstens ein bisschen am Leben teilzuhaben, das ihm wegen seiner Krankheit nun versperrt ist.

Unterstützung erfährt er in dieser schwierigen Zeit von seiner Schwester Élise (Juliette Binoche), einer allein erziehenden Mutter dreier Kinder, die in Sachen Liebe ziemlich verbittert ist. Auf sie hat allerdings der Markthändler Franky (Gilles Lellouche) ein Auge geworfen. Und dann gibt es da noch die hübsche Laetitia (Mélanie Laurent), die gegenüber von Pierre wohnt. Ob Pierre eine Chance bei ihr hätte?

Kritik

Paris. Es ist überhaupt keine Frage, dass diese Stadt eine unglaubliche Faszination ausübt, einen Zauber, der auch diejenigen in ihren Bann zieht, die noch nie dort waren. Kein Wunder also, dass Cédric Klapisch, seines Zeichens ein erfolgreicher französischer Regisseur, der französischen Hauptstadt nun einen Film widmet. Allerdings ist "So ist Paris" keine Lobeshymne an die Metropole, keine Liebeserklärung an Paris, wie man es von den meisten französischen Werken gewohnt ist, die sich irgendwie mit der Hauptstadt beschäftigen. Stattdessen konzentriert sich Klapisch auf verschiedene Bewohner der Stadt und zeigt uns ungeschönt und auf authentische Weise deren Schicksale. Es sind die Menschen, die er ins Zentrum stellt.

Hauptfigur und Mittelpunkt des Films ist Pierre, gespielt von einem fantastischen Romain Duris. Die Verzweiflung, die Lethargie und die Angst des sterbenden Tänzers macht er für den Zuschauer nahezu greifbar – er ist es, der den Film trägt. Besonders aber im Zusammenspiel mit Juliette Binoche, die seine Schwester darstellt, blüht er auf. Die gemeinsamen Szenen von Pierre und Élise sprühen nur so vor Gefühl und der Zuschauer nimmt es den beiden von der ersten bis zur letzten Sekunde ab, dass sie Geschwister sind. Pierres Schicksal vermag einen zu Tränen zu rühren und stellt mit Abstand die interessanteste Geschichte des Films dar.

Doch abgesehen von Pierres und Élises Storyline mangelt es dem Film leider an Tiefsinnigkeit. Gut, da hätten wir den alternden Professor Roland Verneuil, der sich in seine Studentin Laetitia verliebt und seine eigenen Probleme an seinem Bruder Philippe auslässt, den er um sein perfektes Leben beneidet. Wir haben eine Gruppe von Markthändlern, unter ihnen Élises heimlichen Verehrer Franky, die eines Nachts Besuch von einer Gruppe Pariser Topmodels bekommen. Eines der Topmodels wiederum hat bei ihrem Urlaub in Kamerun einen Schwimmlehrer kennen gelernt, der sein Land verlassen und nach Paris zu seinem Bruder fahren will. Und wir haben die rassistische Brotverkäuferin, die ihre Praktikantinnen zur Schnecke macht und gleichzeitig ihren Kunden Honig ums Maul schmiert.

Klapisch zeigt dem Zuschauer viele verschiedene Facetten des Pariser Lebens, vom angesehenen Professor bis zum hart arbeitenden Obstverkäufer, verpasst es aber leider, diesen Stories Tiefgang zu verleihen. Keine der Geschichten wird hinreichend ausgebaut und so fehlt es einem einfach am Bezug zu den Figuren. Natürlich hat jede Story durchaus ihren Unterhaltungswert, aber leider nimmt man nach dem Film eigentlich von keiner Geschichte, außer der von Pierre und Élise, wirklich etwas mit. So hinterlässt "So ist Paris" einem mit dem Gefühl, dass hier eine Chance vergeben wurde, einen richtig guten Film zu machen.

Fazit

"So ist Paris" kann vor allem dank Romain Duris, Juliette Binoche und einem großartigen Soundtrack punkten, doch ansonsten schafft es der Film nicht, wirklich herausragend zu sein. Klapisch kann das besser.

Maria Gruber - myFanbase
09.08.2008

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