Bewertung
Ridley Scott

American Gangster

"Entweder Du bist jemand, oder Du bist ein niemand."

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Inhalt

New York 1968... Fank Lucas (Denzel Washington), dem Fahrer des Harlemer Gangsterbosses, gelingt das Unmögliche – die New Yorker Mafia im Drogenhandel zu überholen. Der Vietnamkrieg bietet ihm die Gelegenheit, mit den dortigen Opiumproduzenten direkt Kontakt aufzunehmen und mit Hilfe des US-Militärs seine Ware in die Vereinigten Staaten zu bringen – das Ergebnis: reines Heroin zu Dumpingpreisen.

Parallel zu Lucas'(un)aufhaltsamem Aufstieg zu New Yorks mächtigstem Drogenhändler begleitet der Film die zweite Hauptfigur Detective Richie Roberts (Russell Crowe), der als Chef einer kleinen Einheit alles daran setzt, den Drogenhandel zu zerschlagen und Lucas auf die Schliche zu kommen.

Kritik

Ridley Scott ist mit "American Gangster" ein handwerklich gutgemachter Film gelungen, der mit einer soliden Geschichte und zwei oscarprämierten Hauptdarstellern aufwarten kann. Mit 168 Minuten reiht sich Scott mit ein in die Riege der Mafia/Drogenhändler-Lebensgeschichten, die nie unter zweieinhalb Stunden laufen.

Die Geschichte selbst ist in vielerlei Hinsicht schon oft erzählt worden – der amerikanische Traum. Ein Mann, eine Idee und lebe deinen Traum... eine Regel, die, wie wir seit Sergio Leones Meisterwerk "Es war einmal in Amerika" wissen, umso mehr für das organisierte Verbrechen gilt.

Was diesen Film so besonders macht, ist weniger die Geschichte des Aufstieges, noch die des Drogenschmuggels (hatten wir auch schon in "Blow"), nein es ist die andere Seite Amerikas, die aus diesem Genre bislang immer ausgeklammert wurde – es ist die Geschichte eines Afroamerikaners, dem es gelingt, die Mafia hinter sich zu lassen. Kennen wir seit "Der Pate" und "Good Fellas" die Sicht der Mafia en detail, so ist doch ein Film über einen erfolgreichen schwarzen Kriminellen neu. So spielt der Film genau darauf auch immer wieder an, wenn der Mafiachef (grandios: Armand Assante) und ein FBI-Agent den Erfolg des Afroamerikaners Frank Lucas nicht anerkennen, ja regelrecht bezweifeln. So sind die Worte des FBI-Agenten bezeichnend, wenn es heißt, dass "keinem Scheiß-Nigger etwas gelingen konnte, was der Mafia in Hundert Jahren nicht gelang." Um so brisanter ist es, dass der Film auf Fakten beruht.

Denzel Washington als Frank Lucas ist eine erstklassige Wahl. Die Ambivalenz der Rolle verkörpert er einfach großartig. Dieser Charakter, der Familienmensch und Mörder, der Held der Straße und Drogendealer zugleich ist, wird von Denzel Washington bis in die kleinste Geste hinein perfekt gespielt, ob er kaltblütig einen Konkurrenten erschießt oder seine alte Mutter umarmt. Er ist ein Mensch mit all seinen Facetten. (Die Rolle wird ihm wenigstens eine weitere Oscarnominierung einbringen.) Ganz anders Russell Crowe. So wie die Mischung Scott und Crowe altbewährt ist, so spielt Crowe schon zu routiniert, zu zahm. Er hat einige Glanzmomente, aber im Duell der beiden Schauspieler zieht Crowe eindeutig den Kürzeren.

Seinem Stil, Filme zu inszenieren, ist Ridley Scott treu geblieben. Ein schneller Schnitt und viele Nahaufnahmen prägen die Leinwand. Wer hier die gediegene Form von Scorsese und Leone angesichts des Themas erwartet, wird enttäuscht; viel eher steht hier "Black Hawk Down" Pate für die Kameraführung. Die Filmmusik wartet mit einem bereits wiederentdeckten Meisterstück auf: Bobby Womacks Across 110th Street, das geneigte Filmfans aus Tarantinos "Jackie Brown" kennen. Ein Juwel der (Film)Musik und eine Hommage an die frühen 1970er Jahre, die der Film fantastisch in ganzen Straßenzügen darstellt.

Fazit

Wer "Blow", "Casino" und "Good Fellas" liebt, dem sei zu diesem Film geraten. Ein Epos ist er zwar trotz der Länge nicht geworden, aber ein handwerklich sauberer Streifen, den es sich zu sehen lohnt. Und für alle, die schon immer wissen wollten, warum in einer Drogenküche immer nackte Frauen stehen, der wird hier aufgeklärt.

Timm von Hoffmann - myFanbase
05.11.2007

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