Bewertung
Woolfolk Cross, Donna

Die Päpstin

"Falls Du jemals glücklich sein möchtest, dann merk dir meine Worte, Tochter: Gib dich niemals einem Mann hin, sonst gibst Du alles auf - nicht nur deinen Körper, auch deinen Stolz, deine Unabhängigkeit, sogar dein Leben!" Das sind die Worte die Johannas Mutter ihrer Tochter mit auf den Lebensweg gibt.

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Inhalt

In einer der finstersten Zeiten des Mittelalters, in der Christen und Normannen sich bekämpfen, die Sarazenen Afrikas versuchen Rom zu erobern, in der Mord, Tod und Verbrechen an der Tagesordnung stehen und Frauen nur Leibeigene des Mannes sind, wird Johanna geboren. Ihr Vater, ein armer Dorfpriester, tyrannisiert und mißbraucht ihre Mutter Gudrun, eine verschleppte Normannin, grausam. Obwohl Johanna als Christin erzogen wird, weist sie ihre Mutter auch in die Geheimnisse der Heidengötter ein. Sie gibt ihrer Tochter den Rat mit, sich nicht auf einen Mann einzulassen, sondern das Leben selber in die Hand zu nehmen.

Durch Zufall bekommt Johanna die Gelegenheit zu studieren und als ihr dieses verweigert werden soll, sieht sie nur einen Ausweg: Ihr Leben als Mann weiterzuführen. Die kluge, starke und ehrgeizige Frau schafft es in die höhere Gesellschaft und schließlich sogar auf den Papststuhl, auf dem sie als Johannes Anglicus herrscht. Sie setzt sich insbesondere für Frauen und Kinder ein.

Doch auch sie ist nicht vor der Liebe gefeit, schon seit Kindestagen verbindet sie etwas mit dem Markgrafen Gerold, mit dem sie durch schwere Zeiten geht und mit dem sie bis zu ihrem Tod verbunden bleibt.

Johanna stirbt einen plötzlichen, spektakulären Tod aufgrund der Mißachtung des Ratschlages ihrer Mutter, welcher tiefe Einschnitte im Christentum und in der Gesellschaft hinterlassen wird.

Kritik

Dieses Buch ist sehr spannend und mitreißend geschrieben. Die Atmosphäre und Hauptcharaktere sind plastisch und einfühlsam beschrieben und der Leser wird neugierig, was genau in diesem Roman fiktiv und was wirklich real ist.

Insgesamt sollen, laut Aussagen von Historikern, viele Fakten wahr sein, wie z. B. die Schlacht von Fontenoy, die Plünderung der St. Peters Kirche, der Mord an Papst Leo und auch die Naturkatastrophen in Rom. Bisher ist jedoch noch nicht abschließend geklärt worden, ob wirklich eine Päpstin regiert hat. Die katholische Kirche streitet dieses ab sowie einige bedeutende Historiker. Dennoch ist es für den Lesegenuß unerheblich, ob die Geschichte nun real oder fiktiv ist.

Leider sind in diesem Roman einige Charaktere zu stereotypisch gut oder böse gezeichnet. Ebenso ist Johannas Wesen etwas zu modern und einige andere Details sind auch untypisch für das Mittelalter. Selbst wenn man sich gut in den Roman reindenken kann, ist es nicht die erwartete Atmosphäre des Mittelalters, die einen hier erwartet. Zwar wird das Christentum ebenfalls von seinen Schattenseiten gezeigt, aber es wird nicht so negativ gezeichnet, wie einige Kritiker behaupten. Unvorstellbar ist allerdings, dass Johanna es wirklich schafft, jahrelang als Mann zu leben und selbst die engsten Vertrauten zu täuschen. Gab es doch damals kaum die Möglichkeit den Bartwuchs zu kontrollieren sowie die Menstruation. Es wirkt ein bißchen aufgesetzt und konstruiert, da man sich diese Täuschung über Jahre hinweg kaum vorstellen kann.

Trotzdem bietet der Roman zeitweilige Unterhalten für Liebhaber historischer oder abenteuerlicher Romane.

Autorin

Donna Woolfolk Cross wurde im Jahre 1947 in New York City, USA, geboren und konzentrierte sich nach ihrem Studium der englischen Literatur auf das Verlagswesen. Sie veröffentlichte einige Ratgeber zu den Themen Gesprächsführung und Kommunikation. Heute lebt sie in einer kleineren Stadt im Bundesstaat New York und lehrt Creative Writing am Onondaga College. Durch ihren Debutroman "Die Päpstin" erlangte sie Welterfolge.

Julia H. - myFanbase
07.09.2006

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