Horror-Date: Kein Thriller (Obwohl man beim Dating auf viele Psychos trifft)

Inhalt

Raphael hat nicht mehr lange zu leben, hat sich aber auf dem Dating-Portal 'The Walking Date' angemeldet. Ein Portal für Menschen mit überschaubarer Lebenserwartung, die sich aber noch einmal verlieben wollen. Raphael lernt eine intelligente Frau kennen, mit der er sich austauscht und tiefgründige Gespräche führen kann, sodass er sich mit ihr zu einem Blind Date verabreden will. Am besagten Tag geht es ihm aber so schlecht, dass Raphael seinen besten Freund Julius zu dem Date schickt, der aber gar keine Ahnung von der Frau hat, die sich als Nala vorstellt. Dementsprechend seltsam verläuft auch das Date, bei dem es noch einige weitere Stolpersteine gibt, die Julius' Situation nicht unbedingt verbessern...

Kritik

Sebastian Fitzek ist dafür bekannt, vor allem Psychothriller zu schreiben. Dann und wann kommt aber auch ein Roman von ihm heraus, der kein Thriller ist. Was aber nicht heißt, dass ich diese auslasse. Zum einen weil Abwechslung nicht schadet und zum anderen weil es noch immer ein Fitzek ist und das heißt, dass es auch bei seinem neuesten Werk "Horror Date" interessante Wendungen gibt. Ich muss aber zugeben, dass ich bzgl. des Covers erst ein bisschen verwirrt war. Der Grund dafür ist, dass das Cover ähnlich aussieht wie bei "Elternabend: Kein Thriller (Auch wenn der Titel nach Horror klingt!)" ist. Somit war ich der fälschlichen Annahme, dass "Horror Date" eine Fortsetzung von "Elternabend" sei. Wäre sicher auch interessant gewesen und vielleicht auch eine Idee für später.

Wie es bei dem Autoren üblich ist der Buchtitel auch inhaltlich das absolute Programm. Ich persönliche habe Blind Dates nicht so gerne, da sie sie sich extrem schnell in Horror umwandeln kann. Fitzek hat in seinem neuesten Werk erneut wichtige Themen angesprochen, die ich sogar in der heutigen Zeit noch viel wichtiger finde. Julius ist mit dem Anwalt Raphael befreundet, allerdings hat jener nicht mehr lange zu leben. Ich muss sagen, dass ich den Klappentext vorher nicht gelesen habe, weswegen ich dann doch überrascht war, worum es tatsächlich geht. 'Das Leben ist zu kurz, um irgendwas zu bereuen' würde mir bei diesem Buch einfallen. Genau darum geht es hier. Das Leben ist kurz und ich glaube, man lernt es noch einmal mehr zu schätzen, wenn man eine überschaubare Lebenserwartung hat. Man will Dinge erleben, bei denen man weiß, dass man sie nicht mehr lange hinauszögern kann. Deswegen meldet sich Raphael auch bei dem Dating-Portal The Walking Date an, einem Portal für Menschen mit genau dieser überschaubaren Lebenserwartung. Hier fängt es auch schon mit dem schwarzen Humor an. Die Abkürzung für das Dating-Portal ist TWD und für Serienfans steht diese Abkürzung auch für "The Walking Dead". Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sebastian Fitzek sich diesem durchaus bewusst war, weswegen man auch schon mal einen Lacher unterdrücken muss.

Raphael lernt eine interessante und kluge Frau kennen, der es ähnlich ergeht und mit der er tiefgründige Gespräche führen kann. Natürlich möchte er sich dann mit ihr treffen. Am Tag, an dem das Treffen stattfinden soll, geht es Raphael aber so schlecht, dass er das Date nicht wahrnehmen kann und deshalb seinen besten Freund Julius bittet, sich als Raphael auszugeben und sich mit der Dame – eine Psychologin namens Nala – zu treffen. Man kann sich schon denken, dass dieses Treffen völlig anders verläuft, als sich das Raphael, aber auch Nala gestellt haben. Logisch, denn die beiden haben sich nie ihre Namen gesagt oder sich Bilder geschickt. Sie haben sich über Literatur, das Leben und tiefgründige Dinge unterhalten. Bei der Berufswahl der beiden erschien es mir fast schon logisch, dass sie gute Gespräche geführt haben. Julius hingegen ist topfit und ein StartUp-Gründer und vor allem wird er von Raphael ins kalte Wasser geschmissen. Der hat nämlich keine Ahnung worüber sich Nala und Raphael unterhalten oder wie sie sich gegenseitig beschrieben haben. Dennoch verläuft dieses Blind Date zunächst immerhin so, dass es keine Vollkatastrophe wird. Aber: Ein Unglück kommt selten allein. Oder: Die Welt ist so klein. Beide Sprichwörter passen optimal zu Julius' Situation, die sich mit jedem Kapitel verschlimmert. Passend dazu gibt es bei jedem neuen Kapitel eine Seite, die eine Zeichnung zeigt, die den Inhalt des neuen Kapitels ansatzweise verrät. Das mag für manche Lesende Verschwendung sein oder auch eine Art, wie man ein Buch füllt. Ich finde das nicht schlimm, da ich eine gewisse Form der Einleitung eines neuen Kapitels bei solchen Genres durchaus mag.

Das Buch ist sozusagen in drei Abschnitte eingeteilt. Das erste Drittel ist für die verwirrende und komplizierte Begegnung und Kennenlernen zwischen Julius und Nala vorgesehen. Das zweite Drittel ist der lustigste Anteil, da Julius' Situation immer schlimmer wird und er eigentlich vom Regen in die Traufe kommt. Zwar hat man dann auch etwas Mitleid mit ihm, aber ich persönlich musste mir die einzelnen Szenen immer vorstellen und dass man diese nur mit schwarzem und ironischem Humor durchstehen kann und ich kann Julius durchaus verstehen. Mir hat aber auch gefallen, dass es genau das Drittel war, bei dem man gemerkt hat, wie viel besser sich Julius und Nala immer besser verstehen und man merkt, dass die beiden erkennen, was das Besondere an der anderen Person ist.

Egal ob Psychothriller oder nicht, im letzten Drittel eines Fitzek-Roman gibt es immer eine Wendung, die ich persönlich nicht kommen sah, die mich aber auch überrascht und diesmal auch traurig gemacht und schockiert hat. Es sagt aber auch aus, dass man das Leben genießen sollte und nicht selbstverständlich nehmen sollte. Besonders die letzten Zeilen haben unterstrichen, wie wichtig Freunde und Menschen sind, die einem beistehen.

Fazit

"Horror-Date" ist zwar kein Thriller, Sebastian Fitzek hat es dennoch geschafft, die heutigen gesellschaftlichen Themen einzubinden, dass sie nicht überladen oder nervig wirken, sondern man dabei nachdenklich wird und das Gelesene noch immer etwas nachhallt.

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