Bewertung
Dardenne, Sabine

Ihm in die Augen sehen

Sabine Dardenne war zwölf Jahre alt, als sie am 28. Mai 1996 zur Schule fahren wollte und entführt wurde...

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Inhalt

80 Tage befand sich Sabine in der Gewalt von Marc Dutroux. Dann wurde er festgenommen und Sabine endlich befreit. Erst später erfährt sie, dass auch andere Mädchen in der Gewalt von Dutroux waren, für diese kam allerdings schon lange jede Hilfe zu spät.

In diesem Buch möchte Sabine ihre Erfahrungen verarbeiten und damit abschließen. Man erfährt vieles aus der Zeit, in der sie von Dutroux festgehalten wurde. Doch sie schildert auch die Ereignisse danach, das Leben in ihrer Familie nachdem sie wieder heimgekehrt war und die Geschehnisse des Prozesses, der erst 2004 stattfand.

Kritik

Jeder hat 1996 wahrscheinlich in den Nachrichten gesehen, wie die beiden Mädchen aus dem Keller in Belgien befreit wurden und dem Monster Marc Dutroux so entkamen. Die Ereignisse von damals nun aus der Sicht eines der damaligen Opfer zu lesen fand ich sehr interessant. Schon der Titel "Ihm in die Augen sehen" hat mich gefesselt, denn ich denke mir, dass dies mit eines der schwersten Dinge ist, wenn einem so etwas widerfahren ist… dem Peiniger später wieder in die Augen zu sehen.

Sabine Dardenne schildert ihre Erlebnisse ohne sich und ihre kindliche Naivität dabei zu schonen. Wie Dutroux sie manipuliert hat zu glauben, sie wäre ihrer Familie völlig egal ist höchst eindrucksvoll.

Doch das Buch erzählt die Geschichte des glücklich heim gekehrten Opfers weiter. Man denkt sich ja immer, dass das Mädchen glücklich in den Schoß der Familie zurück kam und alles bestens war. Doch das muss nicht so sein, wie man an Sabines Geschichte erkennen kann. Auch wie sie den Prozess überstanden hat und was dabei geschah ist sehr interessant.

Das Buch lässt sich flüssig lesen und wird nicht langweilig. Auch für eher schwache Gemüter ist es empfehlenswert, weil sämtliche Details zu Misshandlungen weg gelassen wurden. In der Hinsicht ist dieses Buch also schon fast harmloser als ein Thriller... bis auf die Tatsache natürlich, dass dies hier wirklich geschehen ist. Mich haben diese Weglassungen teilweise gestört muss ich sagen, weil man mitunter das Gefühl bekommt, dass einem eben eine Light-Version dessen präsentiert wird, was wirklich geschah. Das Grauen, welches die zwölfjährige Sabine wirklich erfahren hat, erschließt sich so nicht völlig. Dennoch hatte ich das Buch in zwei Tagen gelesen, der Schreibstil ist einfach und lässt sich leicht lesen.

Wen das Schicksal dieses Mädchens interessiert, der macht mit diesem Buch sicher keinen Fehler, denn es ist sehr informativ geschrieben.

Am Schluss steht der Wunsch Sabines’, sich nicht mehr ständig für das Erlebte rechtfertigen zu müssen und dass sie für den Leser eben dieses nach der Lektüre sein soll: Ein Buch in einem Regal.

Sabrina Brendel - myFanbase
18.05.2006

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