Bewertung
Brenner, Mila

Boulder Lovestories - Märchenzauber

"Ich fing an zu glauben, dass das Schicksal an mich gedacht und mir einen Kandidaten im Format 'Traumprinz für Cinderella' geschickt hatte.

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Inhalt

Für Rina Landon ist das "Fiori Flowers" wie ein zweites Zuhause. Seit dem Tod des Vaters steckt die 25-jährige Floristin all ihr Herzblut in den Blumenladen der Familie. Die Bank von Boulder denkt da etwas wirtschaftlicher, gewährt der workaholisierten Blumenladenbesitzerin aber dennoch einen Aufschub, um ein fälliges Darlehen auszulösen zu können. Für die Liebe bleibt da keine Zeit, obwohl Rina an ein romantisches Happy End glaubt. Ihr Märchenprinz wird eines Tages vor ihr stehen, da ist sie sich sicher! Als eines Tages der charmante Blair Somerled im "Fiori Flowers" auftaucht und Rina von ihren ganz persönlichen Dämonen befreit, ist die Neugierde geweckt – für einen schwachen Moment. Denn Blair bittet Rina um einen Blumenstrauß für eine besondere Frau. Doch irgendwas ist da zwischen ihr und dem neuen Bewohner der Kleinstadt, das spürt Rina sofort. Und schon ist das erste Kapitel ihres eigenen Märchens aufgeschlagen, mit Schmetterlingen im Bauch und einem absolut nicht perfekten Prinz Charming. Das Happy End ist vorerst also nicht in Sicht. Aber was nicht ist…

Kritik

Es gibt viele Geschichten, in denen das Märchen "Cinderella" eine gewichtige Rolle spielt. Ob in Filmen oder Romanen, der gläserne Schuh sucht wieder und wieder nach seiner rechtmäßigen Besitzerin – mal modern, mal altmodisch nacherzählt. In Mila Brenners Debütroman ist das etwas anders. Obwohl sich bei "Märchenzauber", dem ersten Band der mehrteilig geplanten "Boulder Lovestories", einige Parallelen zu dem Disney Klassiker von 1950 ziehen lassen, geht die Geschichte um die Blumenladenbesitzerin Rina Landon erfrischend andere Wege.

Das erste Kapitel mit der Überschrift "Cinderella" erklärt dann sogleich den Buchtitel. Die 25-jährige Rina Landon könnte man nämlich als Märchenliebhaberin bezeichnen. Sie entspannt gerne bei einem Disney Klassiker und glaubt an ihr persönliches Happy End. In Rinas Familie gab es das bisher nicht, aber der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Folglich braucht es nur wenige Seiten, bis ein geeigneter Kandidat durch die Tür von Rinas schmuckem Blumenladen tritt. Blair Somerled heißt der Neuankömmling in der amerikanischen Kleinstadt Boulder. Der forsche Schotte ist charmant, attraktiv und nach eigener Aussage direkt, was er nach einem Dinner bei Kerzenschein auch unter Beweis stellt. Deshalb verwundert es kaum, dass zarte Schmetterlinge alsbald durch die Buchseiten fliegen, begleitet von einem unkomplizierten wie einnehmenden Schreibstil.

Aufgrund der Märchenthematik und Kurzbeschreibung könnte der Eindruck entstehen, dass in "Märchenzauber" eine bunte Parade aus Kitsch und Klischee aufgefahren wird. Dem ist nicht so. Die Ich-Erzählerin läuft zwar auch mal rot an, während die Stimme des Love Interests in ihrem Inneren vibriert, ansonsten bewegt sich die Story aber auf einem angenehm realitätsnahen Boden, gepflastert mit plausiblen Problemen und Konflikten. Denn wie bei "Cinderella" muss auch Rina einige Hürden überwinden, um gemeinsam mit dem "Märchenprinzen" die erträumte Freiheit erfahren zu können. Bei Rina heißt das: Prinzipien überdenken und Selbstfindung. Indes treiben Themen wie Alzheimer, Existenzangst und ein Gefühl des nicht willkommen seins die Geschichte voran. Im Zusammenwirken mit der bezaubernden Liebesgeschichte zwischen Rina und Blair ergibt sich daraus ein unterhaltsamer Roman für kuschelige Stunden auf dem Sofa – süß, kurzweilig und flott zu schmökern.

Nichtsdestotrotz könnte der imaginäre Glaspantoffel an einigen Stellen zwicken. Der (subjektiv betrachtet) wunde Punkt lässt sich ironischerweise im liebenswerten Wesen der Hauptfiguren finden. Rina und Blair sind sympathisch und authentisch gezeichnet, wiederum aber zu edel und glatt gebügelt in manchen Momenten. Gerade wenn Rina im Handlungsverlauf mit nur allzu bekannten Gefühlen aus vergangenen Zeiten konfrontiert wird, mangelt es an geballten Emotionen und Zweifeln, die einen regelrecht aus den Latschen hauen. Bei all den Herausforderungen um das finanziell bedrohte "Fiori Flowers" und der aufkeimenden, dicken Luft zwischen Rina und ihrer jüngeren Schwester Rubye, wäre ein "ordentlich auf den Putz hauen" absolut verständlich. Einerseits widerspräche solch ein impulsives Verhalten Rinas empathischem Gemüt. Andererseits aber schleifen merkliche Ecken und Kanten zugleich außergewöhnliche Charaktere, die einer Geschichte zur Nachhaltigkeit verhelfen. Wo wir wieder bei der gutherzigen "Cinderella" wären und der Diagnose, dass der Glaube an das Gute die unterhaltsame Liebesgeschichte zwischen Rina und Blair vielleicht nicht vollkommen, aber sehr lesenswert macht.

Fazit

"Märchenzauber", der erste Band der mehrteilig angelegten "Boulder Lovestories" erzählt eine märchenhafte und zugleich moderne Liebesgeschichte mit einem Hauch von "Cinderella". Die Story präsentiert sich bezaubernd und authentisch, der Schreibstil unkompliziert und einnehmend und die Charaktere sind liebenswert, obgleich eine Spur zu glatt gezeichnet. Insgesamt ein empfehlenswertes Debüt von der Buchbloggerin und (Indie-)Autorin Mila Brenner. Das macht Lust auf den eigenständigen, zweiten Band "Boulder Lovestories – Amazing Grace", der im Januar 2016 erscheinen soll.

Doreen B. - myFanbase
26.09.2015

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