Bewertung
Young, Samantha

Hero - Ein Mann zum Verlieben

"Ich brauche eine Assistentin, die all meine Wünsche und Forderungen unverzüglich erfüllt. So jemand ist nicht leicht zu finden… die meisten Menschen haben noch ein Leben außerhalb der Arbeit. Sie hingegen sind verzweifelt, und außerdem schulden sie mir etwas".

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Inhalt

Als Alexa Holland, die Assistentin eines gut gebuchten Fotografen, am Morgen bei einem Fotoshooting erscheint und auf den beeindruckenden Unternehmer Caine Carraway trifft, verliert sie prompt ihren Job. Dabei meinte sie es eigentlich nur gut, als sie sich Caine gegenüber als eine Holland zu erkennen gibt und sich für die früheren Eskapaden ihres Vaters entschuldigt, die dazu führten, dass Caine alles andere als eine schöne Kindheit hatte. Doch Alexa lässt sich nicht unterkriegen und so landet sie schließlich bei Caine im Büro. Er soll ihr gefälligst ihren Job zurückgeben! Das kann er zwar nicht, dafür bietet er ihr aber spontan den Posten als seine Assistentin an. Alexa nimmt die Herausforderung an und stellt bald fest, dass Caine nicht gerade ein Chef zum Verlieben ist.

Kritik

Seit einem gewissen "facettenreichen" Roman mit Fesselgarantie sind sie stets gut bestückt, die Erotikromanecken zahlreicher Buchhandlungen. Dort findet man auch die inzwischen sechsteilige Romanreihe um die Edinburgh Love Stories, einst begonnen mit "Dublin Street: Gefährliche Sehnsucht", von der schottischen Roman- und Jugendbuchautorin Samantha Young. Das Rezept ist dabei stets simpel wie fruchtbar: Schlagfertige Frau trifft auf sexy Mann. Es kribbelt gewaltig. Irgendwann fallen die Hüllen. Hinzu kommen eine sympathische Portion Humor, Drama und Herzschmerz und fertig ist eine Liebesgeschichte der etwas freizügigeren Art. Nicht unbedingt innovativ, aber doch sehr unterhaltsam.

Mit "Hero – Ein Mann zum Verlieben" verlegt Samantha Young den sonst gewohnten Schauplatz nun von Edinburgh nach Boston und erzählt eine komplett neue Romanze fernab der Dublin Street. Das heißt allerdings nicht, dass das alte Erfolgsrezept gegen ein neues eingetauscht wird. Wie gehabt treffen wir also auf zwei attraktive Hauptprotagonisten mit Reibungspotential, diesmal vertreten durch die junge Alexa Holland und ihren zukünftigen Boss Caine Carraway. Schnell wird deutlich: Die beiden finden sich attraktiv. Mögen könnten sie sich eigentlich auch, würde nicht ein Problem der alten Schule zwischen den beiden stehen. Denn die Familien Holland und Carraway verbindet eine Vergangenheit tragischen Ausmaßes, die es aufzuarbeiten und verzeihen gilt.

Bis es jedoch soweit ist, muss Alexa die Fehler ihrer Familie ausbaden und ausgerechnet bei Caine zu Kreuze kriechen, als sie – dank seiner Wenigkeit – ihren Job als Assistentin eines gefragten Fotografen verliert und daraufhin um Hilfe bittet. Ehe sie sich versieht, sitzt sie in Caines Vorzimmer, nimmt seine Telefonate entgegen und zieht infolgedessen kein besseres Los als einst Sandra Bullock in der romantischen Komödie "Ein Chef zum Verlieben". Es folgt ein erotisches Wechselbad der Gefühle, das mal auf dem Schreibtisch, mal in Form verbaler Ohrfeigen zum Höhepunkt findet und gespickt ist mit allerhand emotionalen Stolpersteinen für die kämpferische Ich-Erzählerin Alexa Holland.

Dass der Weg bei dieser Art von Roman zu einem kalkulierbaren Ziel führt und dieses auf eine höchst körperliche, romantische und dramatische Weise zelebriert wird, ist logisch. In dieser Hinsicht versteht Samantha Young wie üblich ihr Schreibhandwerk, das sich mittels eines (stets) spritzigen Humors auszeichnet. So ist es schon unterhaltsam, wenn Alexa und Caine in temperamentvollen Dialogen aufeinander losgehen, sich alsbald in eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen verstricken und dann doch näher kommen als eingangs geplant. Die Autorin nimmt sich Zeit, Haupt- wie Nebenfiguren charakternah in Szene zu setzen und somit der stereotypen Schublade zu entfliehen. Aufgrund der Mainstream-Eigenschaften (gutherzige und bescheiden lebende Mitzwanzigerin trifft auf attraktiven Unternehmer in Anzug und Krawatte) gelingt dies zwar nicht komplett, aber fast.

Im letzten Drittel schießt Samantha Young dann leider ein wenig über das Ziel hinaus, indem sie die Spannungskeule zu schwingen beginnt und den einfachsten Weg der Konfliktlösung wählt. Manchmal ist es ein Rätsel, warum eine erotisch angehauchte Liebesgeschichte plötzlich zum Thriller werden möchte und ein Bösewicht scheinbar aus dem Nichts gezaubert wird, der in der Geschichte eigentlich nichts zu suchen hat und demgemäß völlig deplatziert wirkt. Doch schließlich lautet der Originaltitel "Hero", und so muss der Antiheld schließlich doch noch seinen großen Auftritt bekommen. Dass es sich bei eben diesem um keinen klassischen Mann zum Verlieben handelt, weiß die Autorin ebenfalls zu untermauern, indem sie ihn im Handlungsverlauf mit seiner düsteren Vergangenheit konfrontiert und ein kleines Romantikdrama heraufbeschwört, das etwas übertrieben wird. Doch welche Geschichte und welcher Mann sind schon perfekt? Somit könnte sich Frau, trotz kleiner Macken, auch in diesen heldenhaften Samantha-Young-Roman verlieben.

Fazit

Wenn der Held zum Verlieben sich nicht unbedingt als ein Chef zum Verlieben outet, ist gute Unterhaltung garantiert. Bestsellerautorin Samantha Young serviert eine erotisch angehauchte Liebesgeschichte nach dem üblichen Rezept und überzeugt erneut mit Humor, Drama und Herzschmerz – kleine Macken und Heldenallüren inklusive.

Doreen B. - myFanbase
21.06.2015

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