Bewertung
James, E.L.

Shades of Grey - Befreite Lust

"Ana, Baby, hast du denn in der kurzen Zeit, die wir uns kennen, nichts dazu gelernt?" Er küsst mich, und ich erwidere seinen Kuss leidenschaftlich.

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Inhalt

Ana und Christian genießen die malerischen Flitterwochen um die Welt, während beiden recht schnell klar wird: Diese Ehe dürfte niemals langweilig werden - weder im Bett, noch darüber hinaus. Zündstoff ist schließlich ausreichend vorhanden. Ana tut sowieso ständig was sie will. Christian hingegen würde sie am liebsten in Watte einhüllen. Ein spontanes Oben-ohne-Sonnenbad oder ein gutgemeinter Drink mit der besten Freundin bieten da schon reichlich Konfliktpotential. Wären das nicht ohnehin schon Gründe genug zur Besorgnis, taucht plötzlich ein alter "Bekannter" wieder auf. Trotz haufenweise Geld und Liebesglück, müssen Mr. und (nun) Mrs. Grey abermals gegen widersinnige Schatten ankämpfen...

Kritik

Alle guten Dinge sind bekanntlich drei. Gut, bei E.L. James Bestsellerserie "Shades of Grey" scheiden sich die Lesegeister bereits seit dem ersten Band "Shades of Grey - Geheimes Verlangen". Die Fortsetzung "Gefährliche Liebe" polarisierte nicht minder und somit liegt das Prädikat "Gut" wohl rein im Auge des Betrachters. Der dritte Band "Befreite Lust" bildet da keine Ausnahme. Wie gehabt zelebriert Bestsellerautorin E.L. James die düster-erotisch-romantische Beziehung zwischen dem CEO Christian Grey und der angehenden Verlagschefin Ana(stasia) Steele mittels ausufernder Konflikte und klischeehafter Liebesbekundungen. Es offenbart sich erneut ein verzwickter Teufelskreis, der unter Umständen nicht jedes Leserherz befriedigen dürfte.

Wie nicht anders zu erwarten, wird in "Befreite Lust" die Liebe zwischen Ana und Christian wiederholt auf eine Geduldsprobe gestellt. Insbesondere für den Leser! Man könnte meinen, seit Christians Spielzimmer - und die damit einhergehenden Fesselspiele - in "Gefährliche Liebe" etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, gestaltet sich auch die Handlung weniger fesselnd. Obwohl es weiterhin verspielt erotisch und prickelnd zugeht, ist leider nicht mehr zu übersehen, dass sich die Handlung im Kreis dreht und allerhand Déjà-vu Erlebnisse á la "Warum gehorchst du mir nicht einfach, Anastasia?" das Lesevergnügen trüben. Wie stets ist Ana in Christians Augen zu dünn, aufmüpfig und auf ihrer Lippe kaut sie so oder so ständig. Doch wenigstens steht sie ihre emanzipierte Frau und weiß damit durchaus zu beeindrucken. Christian hingegen fightet abermals mit seinen inneren Dämonen und kann seinen übertriebenen Beschützerinstinkt nicht abstellen. Kennen wir es anders? Wollen wir es anders? Nun ja, seine Entwicklung vom sexy-düsteren Dom zum verschmusten Pantoffelhelden könnte ebenfalls rein im Auge der Betrachterin liegen.

Was man E.L. James unterdessen Zugute halten kann, ist der doch recht simple wie erquickende Erzählstil – die ständigen Wortwiederholungen (Beispiele: "Oh Christian!", "Ana, ich weiß, dass du mit den Augen rollst!", "Du gehörst MIR!") einmal außer Acht gelassen. Ein schnelles Seitenumblättern ist dadurch zumindest garantiert. Zudem ist es immer wieder ein kleines Highlight, wenn Mr. und Mrs. Grey via Mailverkehr miteinander kommunizieren und folglich ein wenig an amüsante "Bridget Jones"-Zeiten erinnern. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man der "Shades of Grey"-Reihe in dieser Beziehung (und generell) ruhig zugestehen. Fans kitschiger und gefühlsbetonter Liebesgeschichten dürften sich ebenfalls wohl fühlen. Denn auch in romantischer Hinsicht zieht E.L. James das volle Programm ab. Die eingangs belebende Flitterwochenphase von Mr. und Mrs. Grey (auf eine allzu ausschmückende Hochzeitszeremonie wird gottlob verzichtet) bietet da eine durchaus herrlich idyllische Ruhe vor dem sich aufbrausenden Gefühlsorkan. Christian und Ana genießen die gemeinsamen Flitterwochen, innerhalb und außerhalb des Bettes, und sorgen indes für zuckende Mundwinkel, wenn wie gewohnt die Fetzen fliegen und der selbsternannte Sadist seinen Standpunkt recht kreativ zu demonstrieren weiß.

Schön gebräunt aus dem Urlaub heimgekehrt, kreiert sich die Handlung um die frisch Vermählten jedoch allmählich zäh. Manch Konflikt wirkt schon arg an den Haaren herbeigezogen. Auf einen Streit folgt die lustvolle Versöhnung, gekrönt durch den nächsten (banalen) Disput, der natürlich schon auf den nächsten Seiten einsatzbereit lauert. Entsprechend bleibt einem sogar ein Wiedersehen mit alten "Bösewichten" nicht erspart. Als gekonnte Thrillerautorin kann man E.L. James, in puncto Spannungsaufbau, wahrlich nicht bezeichnen. Vor allem in den "actionreichen" Momenten verliert sich der Geduldsfaden, während die Sehnsucht nach einer einfallsreicheren Problemlösung wächst. Bis die Gefahr richtig zupackt, müssen sowieso erst einmal einige Eifersuchtsanfälle und Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg geräumt werden. Ist es dann endlich soweit, sollte über die mau erklärte Motivation des eindimensional skizzierten Antagonisten besser nicht nachgedacht werden. Es lohnt der Mühe nicht!

Ein Tipp am Rande: In der ungekürzten Hörbuchfassung, gelungen vorgetragen von Merete Brettschneider, gerät manch Plotlänge in der "Shades of Grey"-Reihe schon eher in Vergessenheit.

Fazit

Der einstige Hype um die "Shades of Grey"-Serie obliegt weiterhin einem fragwürdigen Phänomen. Im dritten (und vielleicht nicht unbedingt letzten) Band geht Bestsellerautorin E.L. James allmählich die kreative Energie aus und so enthüllt sich dem Leser, nach "Shades of Grey - Gefährliche Liebe", ein weiterer Teufelskreis aus nicht enden wollenden (Ehe-)Problemen nach dem "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Prinzip. Dennoch lässt sich ein gewisser Unterhaltungswert nicht leugnen, während einem die Protagonisten unerklärlicherweise an Herz wachsen (könnten).

Zur Rezension von Band 1 "Shades of Grey - Geheimes Verlangen"

Zur Rezension von Band 2 "Shades of Grey - Gefährliche Liebe"

Doreen B. - myFanbase
04.10.2014

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