Bewertung
Colfer, Eion

Hinterher ist man immer tot

"In Bezug auf Rachefeldzüge lassen die Iren die Sizilianer wie Kanadier aussehen."

Foto: Copyright: Ullstein Buchverlage GmbH
© Ullstein Buchverlage GmbH

Inhalt

Für den irischen Ex-Soldaten Daniel McEvoy läuft es in New Jersey eigentlich gerade ziemlich gut. Die Eröffnung seines ersten eigenen Nachtclubs steht kurz bevor und er ist verliebt in Sofia, die ihn trotz ihrer schweren Schizophrenie glücklich macht. Doch das angenehme Leben ist für Daniel vorbei, als in Irland eine alte Dame stirbt. Diese war sein einziges Druckmittel gegen den Gangsterboss Mickey Madden, der Daniel nun wieder zur Leibe rückt und von ihm verlangt, wertvolle Papiere an einen anderen Gangster auszuliefern. Noch bevor sich Daniel einen Plan zurecht gelegt hat, wird er von zwei Polizisten entführt, die ihre ganz eigenen Plänen mit ihm haben. Auf Daniel warten äußerst makabere, blutige, bleihaltige und unvergessliche Stunden.

Kritik

Ein nachtragender Gangsterboss mit schlechter Aussprache ist schon ein echtes Ärgernis. Kommen dann auch noch korrupte und perverse Polizisten dazu, wird es richtig unangenehm. Ein Nachwuchs-Gangster mit mangelhaften Essmanieren und ein Killer, der Fitness-Tipps gibt, würden da als Sahnehäubchen eigentlich schon reichen, aber man darf die Rechnung nie ohne die verdorbene Verwandtschaft machen. Erst sie rundet den schlimmsten Tag so richtig ab. Der Mann, der diesen Tag erlebt, heißt Daniel McEvoy.

Der gebürtige Ire, der seit seinem Austritt aus der Armee in New Jersey heimisch ist, wagt gerade den Sprung vom Türsteher zum Clubbesitzer. Er kann weder Gesetzesbrecher noch gesetzebrechende Gesetzeshüter an seinen Fersen gebrauchen, aber er wird sie einfach nicht los. Wenn das Glück wirklich mit den Iren ist, dann muss jemand vergessen haben, Daniel McEvoys Personalien aufzunehmen. In New Jersey ist er weit und breit der Ire mit dem wenigsten Glück. Das haben dafür die Leser, die gut unterhalten werden. "Hinterher ist man immer tot" ist eine groteske Gangsterstory voller Drehungen und Wendungen. Man möchte dieses Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, da auf jeder Seite eine neue, bitterböse Überraschung auf Daniel warten könnte.

Daniel ist ein (Anti-)Held, der mit seinen Sprüchen und Gedanken ebenso oft für Humor sorgt, wie seine Erinnerungen und Empfindungen Mitleid wecken. Seiner Familiengeschichte mangelt es nun wirklich nicht an Tragik und seine Psyche hat schon einige tiefe Kratzer abbekommen. Er ist groß, kräftig und kampferprobt, aber auch nicht mehr der jüngste. Das Töten hat er satt, es belastet sein Gewissen zusehends, auch wenn die Menschen, die er üblicherweise umbringt, selbst mit Leichen im Kofferraum durch die Stadt fahren. Als Überlebensstrategie hält Daniel oft Zwiesprache mit seinem eigenen Unterbewusstsein oder wendet sich an seinen Psychiater, der zwar auch ein paar Macken hat, aber gute Tipps gibt - meistens via Twitter. Die Psychiater-Tweets sind ein sehr gelungener Running-Gag in diesem Roman.

Die Personen, die Daniel am nächsten stehen, sind auf den ersten, zweiten und dritten Blick nicht dazu geeignet, ihm Halt und Unterstützung zu geben. Seine Freundin Sofia leidet unter Schizophrenie, verlässt seit Jahren ihr Haus nicht und hält Daniel die Hälfte ihrer gemeinsamen Zeit für ihren vor Jahrzehnten verschwundenen Ehemann. Daniels bester Freund Zeb ist ein Schönheitschirurg, dessen Tätigkeit sich allerdings besser mit "Botox-Dealer" umschreiben lässt und dessen große Klappe und Anzüglichkeiten ihm eines Tages den Kopf kosten könnten. Auf den vierten Blick erkennen die Leser aber durchaus, dass Daniel seine "verrückten" Freunde mehr braucht, als sie ihn.

Fazit

Der frühere Lehrer Eoin Colfer ist vor allem als Jugendbuchautor bekannt, aber er kann auch ganz anders. "Hinterher ist man immer tot" trifft den Geschmack erwachsener Leser, die schwarzen Humor, absurde Gewalt, skurrile Charaktere und wendungsreiche Thriller-Unterhaltung mögen.

Maret Hosemann - myFanbase
06.08.2014

Diskussion zu diesem Buch