Bewertung
Hiaasen, Carl

Echte Biester

"Es wird nicht mehr gefaked, Kumpel. Von jetzt an wird real in Reality wieder was zu bedeuten haben."

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Inhalt

Da Tiertrainer Mickey Cray seit einem kuriosen Unfall nicht mehr arbeiten kann, stecken er und seine Familie in finanziellen Nöten. Aus diesem Grund nimmt Mickeys Sohn Wahoo eigenmächtig ein Jobangebot der Survival-Show "Expedition Überleben!" an, deren neueste Ausgabe in den Everglades gedreht werden soll. Schnell müssen Wahoo und sein Vater allerdings feststellen, dass das hohe Honorar keine angemessene Entschädigung für den turbulenten Stress ist, den sie mit Derek Badger, dem Star von "Expedition Überleben!", haben. Derek ist nicht der Überlebenskünstler, als den ihn die Show darstellt, sondern ein selbstverliebter Tollpatsch, der sich fortwährend in Schwierigkeiten bringt.

Kritik

Es gibt kein echtes Reality-TV. Man kann mit einem riesigen Aufgebot an Kameraleuten, Regisseuren und Produktionshelfern, die um die Protagonisten herumschwirren, nicht das wahre, natürliche Leben abbilden. Die Reality-Stars werden instruiert, die Ereignisse beinflusst und die Aufnahmen am Ende zurechtgeschnitten. Dies passiert mitunter allerdings so geschickt, dass die Zuschauer tatsächlich glauben, echtes Geschehen zu sehen, oder zumindest zeitweise vergessen, dass nicht die Realität abgebildet wird.

Derek Badger ist ein solcher Reality-Star, dessen Millionen von Fans entsetzt wären, wenn sie sein wahres Ich sehen könnten. In seiner Show kämpft er scheinbar einsam und heldenhaft in der wilden Natur ums Überleben. Seine Abenteuer sind jedoch rundherum gestellt und er führt während der Dreharbeiten ein Luxusleben. Derek ist aber nicht nur falsch, sondern auch noch ein Trottel. Sein Ego übertrifft seine Intelligenz bei weitem. Er überschätzt sich selbst völlig und besitzt kein Gespür für die Natur und die Tierwelt, womit er allen in seiner Umgebung das Leben schwer macht. Derek verkörpert damit nicht nur den klassischen Reality-Star, sondern personifiziert auch all jene Menschen, die sich in der Natur wie Elefanten im Porzellanladen verhalten, gar nicht unbedingt aus Böswilligkeit, sondern in erster Linie aus Ignoranz.

Den Gegenpol zu Derek bildet der Tiertrainer Mickey, der ein echter Überlebenskünstler ist und der großen Respekt vor der Natur hat. Mickeys Fähigkeiten im Umgang mit Menschen sind hingegen etwas limitiert. Er neigt dazu, Leute zu provozieren und sich Feinde zu machen.

Die kritischen Betrachter der Erwachsenen sind die beiden Kids Wahoo und Tuna, die sich gegenseitig Lance und Lucille nennen, da es sie etwas nervt, dass sie nach Fischen benannt sind. Letztlich wird die Mitarbeit an "Expedition Überleben!" zu einer Art Initiationsritus für die beiden Jugendlichen, die sich in der Wildnis und gegen die Erwachsenen behaupten müssen.

Mit "Echte Biester" richtet sich Carl Hiaasen eher an die junge Leserschaft, so dass dieser Roman deutlich harmloser ausfällt als andere Werke des Autors. Daher ist bei mir der Funke auch nicht richtig übergesprungen. Die Handlung hat ihre skurrilen Momente und die Idee, einen entlarvenden Blick hinter die Kulissen einer Reality-Show zu werfen, ist großartig, aber im Ganzen erweist sich die Handlung (trotz diverser Tierangriffe) als nicht bissig genug, um Hiaasens Leserschaft ab 18 Jahre aufwärts zu beeindrucken. "Echte Biester" ist eine nette Vorspeise, aber kein Hauptgericht wie Hiaasens "Der Reinfall, "Krumme Hunde" oder "Sternchenhimmel".

Fazit

Für jüngere Leser, zwischen 12 und 16 Jahren, oder auch Leser, die gemächlich in die Bücherwelten des Carl Hiaasen eintauchen wollen, ist "Echte Biester" ein skurriles Vergnügen. Wer schon mit Hiaasen vertraut ist und es grundsätzlich etwas grotesker liebt, wird mit diesem Roman nicht satt.

Maret Hosemann - myFanbase
29.08.2013

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