Bewertung
Roth, Veronica

Die Bestimmung 2 – Tödliche Wahrheit

"Bis zu diesem Moment habe ich nicht gewusst, dass ich im Training der Ferox eine unschätzbare Lektion gelernt habe. Ich weiß jetzt, wie man immer weitermacht, egal, was kommt."

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Inhalt

Der Aufstand hat begonnen. Tris, Tobias und die anderen haben es vorerst geschafft; sie sind entkommen. Es sind erst wenige Tage vergangen seit computergesteuerte Ferox' hilflose Altruan überfallen und niedergeschossen haben, seit Tris auf Will schießen musste und seit ihre Eltern gestorben sind, um ihr Leben zu retten. Auch wenn Tris von jedem Lebensmut verlassen wurde, muss es irgendwie weiter gehen. Die Truppe flieht zu den Amite, doch die Fraktion möchte sich aus dem Krieg raushalten und bietet daher keinen sicheren Unterschlupf. Tris und Co. sind gezwungen, weiter zu ziehen, und geraten dabei immer tiefer in das Kriegsgeschehen, welches nach etlichen Gefahren und brenzligen Situationen eine unerwartete Wendung nimmt.

Kritik

Endlich war es soweit. Nach einigen Monaten des ungeduldigen Wartens hatte ich die Fortsetzung von Veronica Roths "Die Bestimmung" in den Händen. Glücklicherweise setzt das Buch genau an der Stelle an, an welcher das erste aufhörte. Somit steigt die Erzählung direkt in die wahnsinnig spannenden Geschehnisse ein und dem Leser wird das Wiedereinfinden in die Handlung erleichtert.

Generell macht die Fortsetzung vieles richtig. Sowohl an der Geschichte, die zwangsläufig auf einen Krieg und eine Umstrukturierung des politischen Systems hinausläuft, als auch an der Liebesgeschichte, die sich parallel zu den politischen Unruhen angebahnt hat, wird nahtlos angeknüpft. Endlich ist es soweit, dass sich Tris und Four ihre Liebe eingestehen.

Auch muss immer wieder der sehr flüssige und spannungsgeladene Schreibstil von Veronica Roth hervorgehoben werden. Er verleiht dem Buch zusätzliche Würze und vermittelt das Gefühl, dass die Autorin ganz genau weiß, an welcher Stelle sie was erzählt und wie sie dies am besten umsetzt. Das ist zwar der Job eines Autors, gelingt jedoch bei weitem nicht jedem Schriftsteller.

Ebenso außergewöhnlich wie der Schreibstil, sind die kreativen Ideen und die lebendigen Welten und Charaktere, die Roths Feder entspringen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Autorin zu Beginn der Trilogie gerade einmal 20 Jahre alt war, sind ihre Leistungen enorm. Dazu gehört nicht nur die Ausarbeitung so vieler verschiedener Figuren und das Erschaffen einer fiktiven Welt, sondern gleichzeitig die Einführung eines hochkomplexen politischen Systems, welches aus verschiedenen Fraktionen besteht, die wiederum ganz unterschiedliche Bräuche, Mitglieder und Geschichten haben.

Doch in genau dieser Komplexität scheint sich die Autorin langsam zu verlieren. Mehr und mehr Charaktere werden ergänzt und spielen eine wichtige Rolle, so fällt es schon schwer, sich jeden Namen zu merken. Hinzu kommt, dass jede Person einer bestimmten Fraktion angehört oder angehört hat. Dazu gibt es Spione, Fraktionswechsler, Verräter, Unbestimmte und noch vieles mehr, was vor allem, wenn man mal zu der ein oder anderen längeren Lesepause gezwungen wird, für wahnsinnige Verwirrung sorgen kann. Dann sind da noch die üblichen Verbindungen, Freundschaften und Beziehungen zwischen den Charakteren. Schnell hat man vergessen, wer nun zu wem gehört und wer aus welchen Beweggründen für welche Fraktion kämpft. Leider hilft da die übliche "ein-paar-Seiten-zurück-blättern-Methode" auch nicht mehr. Nicht nur einmal habe ich den Faden so sehr verloren, dass ich überlegt habe, das Buch irgendwann noch mal von vorne anzufangen. Das hemmt natürlich ganz stark die Freude am Lesen.

Dafür, dass manche Entwicklungen kaum still zu stehen scheinen und nur schwer nachvollziehbar sind, hat man das Gefühl, dass sich vor allem die Hauptfiguren eher im Kreis drehen. Tris und Four führen so etwas wie eine On-Off-Beziehung, in der sie sich zwar ihrer Liebe aber nie ihrer selbst sicher sein können. Tris kämpft im Dauerzyklus gegen sich selbst. Zuerst verlässt sie all ihr Mut, sie bricht zusammen, will nicht mehr, zwingt sich, aufzustehen und weiter zu machen, um nach wenigen Seiten wieder in ihrer Ausgangslage zu enden. Also genau die Charaktere und Beziehungen, die den ersten Teil so stark gemacht haben, scheinen sich hier in einer Sackgasse – bzw. besser gesagt in einem Kreisverkehr ohne Ausfahrt – zu befinden und so büßt auch an dieser Stelle das Buch leider deutlich an Qualität ein.

Glücklicherweise löst das Ende einige dieser Schwachstellen mit einem unerwarteten Hammerschlag auf. Hier ergibt sich eine Wendung, die nicht nur überraschend kommt und neuen Wind in die Geschichte bringt, sondern die auch endlich wieder Stabilität für die teils schwankende Konstruktion des Ideengerüsts verspricht.

Fazit

Dieses Buch wird insbesondere von dem sehr starken ersten Teil und seinem darauf aufbauenden Fortsetzungscharakter getragen. Der Text selbst sowie auch die Grundidee sind durchaus beachtenswert, jedoch erliegt das Buch stellenweise seiner Komplexität und vor allem dem falschen Fokus: Weg von der Reifung der Hauptcharaktere hin zu unverständlichen und scheinbar eher unwichtigen Entwicklungen von Nebenfiguren. Doch das alles kann der Grundstory die Spannung nicht nehmen und dank des unerwarteten Finales dürfen wir hoffnungsfroh dem dritten und letzten Teil entgegensehen.

Janina Funk - myFanbase
01.04.2013

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