Bewertung
Strand, Jeff

Benjamins Parasit

"Nach all dem würde Benjamin von Hinterwäldlern anstatt vom Parasiten umgebracht werden. Das Leben war so irre komisch manchmal."

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Inhalt

Der Englischlehrer Benjamin Wilson ist fassungslos, als er erfährt, dass einer seiner Schüler mit einem Fleischerbeil Amok gelaufen ist und in Notwehr erschossen wurde. Wenig später beginnt jedoch auch Benjamin, sich zu verändern und unerklärliche Marotten zu entwickeln. Die Ärzte finden schließlich einen riesigen Parasiten in Benjamins Körper, den sie umgehend entfernen wollen, doch sie werden gewaltsam daran gehindert. Mehrere durchgeknallte Verbrecher haben ihre eigenen Pläne mit dem Parasiten und machen Jagd auf Benjamin, der gemeinsam mit der Kopfgeldjägerin Julie flieht. Ein wahnwitziger Road-Trip beginnt.

Kritik

Die deutschen Verlage reißen sich nicht gerade darum, die Werke von Jeff Strand veröffentlichen zu dürfen. "Benjamins Parasit" ist nach "Grabräuber gesucht: Keine besonderen Kenntnisse erforderlich" und "Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte" erst der dritte Roman des amerikanischen Autors, der es auf den deutschen Markt geschafft hat, und dabei gibt es längst viel mehr. Jeff Strand schreibt natürlich nicht fürs Massenpublikum, doch mit seinem schrägen Humor und seinem Hang zu skurriler Brutalität erreicht er auf jeden Fall solche Leser, die Spass am Grotesken haben und nicht der Ansicht sind, dass sich Horror immer ernst nehmen muss.

"Benjamins Parasit" zeigt als Ekelhorrorkomödie eindrucksvoller als sämtliche "Alien"-Filme und medizinischen Fachsendungen zusammen, wie widerlich, schmerzhaft, irrsinnig und tödlich es ist, einen hungrigen Parasiten im Körper zu haben, der in den Eingeweiden seines menschlichen Wirts macht, was er will. Benjamin geht physisch und psychisch durch die Hölle, bleibt dabei aber immer ein netter, humorvoller Kerl, an den der Leser sein Herz hängen kann.

Benjamins Reisegefährtin wird die Kopfgeldjägerin Julie, die leider nicht zu den talentiertesten Vertretern ihres Berufsstandes gehört. Sie handelt oft sehr unüberlegt, schätzt Situationen falsch ein und wird nicht gerade vom Glück begünstigt, so dass sie Benjamins Lage zumeist eher verschlimmert als verbessert. Wir lernen daraus, dass es zwar sehr angenehm wäre, in Momenten höchsten Schmerzes und größter Gefahr von einem Superhelden gerettet zu werden, man jedoch in der Regel mit einem allzu menschlichen Beschützer Vorlieb nehmen muss, dem man nur bis zu einem gewissen Grad vertrauen kann.

Zum Glück im Unglück für Benjamin und Julie sind auch ihre Gegner keine Leuchten, wenngleich es den Unholden an Gewaltbereitschaft und Hartnäckigkeit nicht mangelt. Herrlich bescheuert sind vor allem die beiden Smith-Brüder, die ihrem Vater beweisen wollen, dass sie in der Lage sind, auch mal die Person zu fangen oder zu töten, die sie fangen oder töten sollen. Dabei stellen sie sich derart ungeschickt und naiv an, dass sie in so manchem Bösewicht das Verlangen wecken könnten, umgehend auf die gute Seite zu wechseln und tausend Hundebabys zu adoptieren, nur um nicht länger im selben Team wie diese beiden Vollpfosten zu spielen.

Fazit

Ein ausgesprochen fieser Parasit und sein angenehm sympathischer Wirt wider Willen ergeben, zusammen mit einer unglücklich agierenden Kopfgeldjägerin und einigen dämlichen Killern, eine auf groteske Weise unterhaltsame Horrorkomödie.

Maret Hosemann - myFanbase
26.01.2013

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