Bewertung
Martinez, A. Lee

Gott im Unglück

Diese Götter machen dich verrückt.

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Inhalt

Teri und Phil, die seit zwei Jahren glücklich verheiratet sind, waren sich bisher einig, dass sie keinen Gott brauchen, doch als Phil zum wiederholten Male bei einer Beförderung übergangen wird, ändern sie ihre Meinung. Übers Internet schließen sie einen Vertrag mit dem Glücksgott Lucky, der die Gestalt eines Waschbären hat und im Gegensatz zu vielen anderen Gottheiten keine Blutopfer oder seltsame Rituale von seinen Anhängern erwartet, sondern nur bei Teri und Phil einziehen will.

Nach anfänglicher Skepsis kommen Teri und Phil gut mit ihrem neuen Gott aus, doch dann zeigt sich, dass Lucky einige göttliche Schlamassel, in denen er involviert ist, verschwiegen hat. Bald steckt das Ehepaar bis über beide Ohren in Schwierigkeiten.

Kritik

Die Vorstellung, dass Götter die Geschicke der Welt lenken und uns Menschen mehr oder weniger willkürlich strafen oder belohnen, hat es immer schon gegeben. So sind im Laufe der Jahrtausende unzählige Bilder von Gottheiten entstanden, von denen viele in unserer mittlerweile von einer handvoll Weltreligionen bestimmten Zeit so gut wie vergessen sind. In A. Lee Martinez' humorvollem Fantasyroman "Gott im Unglück" ist es jedoch etwas anders gelaufen. Hier haben sich die diversen Götter der verschiedenen Kulturen den modernen Gegebenheiten angepasst und gewinnen auch im 21. Jahrhundert noch Anhänger, beispielsweise mit Hilfe des Internets. Jeder Mensch kann sich aus der großen Anzahl an Gottheiten eine aussuchen und sich ihr verpflichten. Je nach gewähltem Gott bringt dies verschiedene Vor - und Nachteile mit sich, denn so manche dieser himmlischen Wesen verlangen eigenwillige Opfer von ihren Anhängern und reagieren ausgesprochen humorlos, wenn ihre Anweisungen nicht akkurat ausgeführt werden.

Teri und Phil gehörten bislang zu den Menschen, die keinen eigenen Gott wollten, aber die Erkenntnis, dass sie immer wieder im Nachteil gegenüber denen sind, die einen Gott haben, bringt sie dazu, sich Lucky ins Haus zu holen, einen Glücksgott in Waschbärengestalt. Mit seiner lockeren, modernen Art könnte Lucky der perfekte Gott sein, wären da nicht die verschiedenen Probleme, die er im Laufe seiner Jahrtausende währenden Existenz angehäuft hat und von denen Teri und Phil erst erfahren, als sie bereits mitten im Schlamassel stecken. Die Unsterblichkeit bietet eben nicht nur ausreichend Zeit, um viele Freunde zu gewinnen, sondern auch, um Feinde und Stalker anzusammeln. Eine besonders unangenehme Marotte der Götter ist, dass sie angesichts der grenzenlosen Zeit, die ihnen zur Verfügung steht, nicht gerade flink damit sind, Konflikte auszuräumen und Probleme zu lösen. Warum heute etwas besorgen, wenn du es auf die nächsten zwei Millionen Jahre verschieben kannst? Ausbaden müssen es dann die Menschen in ihrer vergleichsweise lächerlich kurzen Lebensspanne.

"Gott im Unglück" ist ein kurzweiliger Roman mit einigen gelungenen Ideen, die beim Lesen für Interesse und Spass sorgen. Es lässt sich durchaus auch Religionskritik aus diesem Buch herauslesen, aber "Gott im Unglück" ist vor allem nette Unterhaltung für Zwischendurch, die nicht schwer im Magen liegt und sich in einem Rutsch durchlesen lässt. So gibt es auch keine tieferen Einblicke in die verschiedenen Mythologien und kaum Bezüge zu historischen Ereignissen, die zwar natürlich faszinierend gewesen wären, aber einfach nicht der Natur dieses lockeren Romans entsprechen.

Fazit

A. Lee Martinez bietet mit "Gott im Unglück" einen locker-kurzweiligen Fantasyroman über Götter und Menschen.

Maret Hosemann - myFanbase
18.12.2012

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