Bewertung
Pflieger, Kerstin

Die Alchemie der Unsterblichkeit

"Wenn Sie lebend ankommen wollen, tun Sie, was ich sage."

Foto: Copyright: Verlagsgruppe Random House GmbH
© Verlagsgruppe Random House GmbH

Inhalt

Deutschland im 18. Jahrhundert: Während eine Hungersnot wütet, wird der junge Gelehrte Icherios Ceihn in den Ort Dornfelde im Schwarzwald geschickt, um eine mysteriöse Mordserie aufzuklären. Kaum in Dornfelde angekommen, wird Ceihns bislang fester Glaube in die Wissenschaft nachhaltig erschüttert, denn in dem Dorf leben nicht nur Menschen, sondern auch Vampire und Werwölfe. Die brutalen Morde drohen, die zerbrechliche Dorfgemeinschaft zu spalten, was vielen Menschen das Leben kosten könnte. Ceihn gerät zunehmend unter Druck und wird gegen seinen Willen in die finsteren Geheimnisse Dornfeldes hineingezogen.

Kritik

Die deutsche Autorin Kerstin Pflieger präsentiert mit "Die Alchemie der Unsterblichkeit" den Auftakt zu einer neuen Buchreihe, die sich an große Werke der Mysteryliteratur orientiert. So erinnert die Hauptfigur Icherios Ceihn namentlich stark an den Charakter Ichabod Crane aus Washington Irvings bekannter Kurzgeschichte "The Legend of Sleepy Hollow". Inhaltlich weist Icherios Ceihn viele Ähnlichkeiten mit dem Ichabod Crane aus der Hollywood-Verfilmung "Sleepy Hollow" auf, die 1999 entstand. Wie der darin von Johnny Depp gespielte Crane ist auch Ceihn ein Gelehrter, der im 18. Jahrhundert lebt und dessen wissenschaftlichen Kenntnisse und rationale Gedanken an ihre Grenzen stoßen, als er bei Ermittlungen in einer kleinen Ortschaft mit dem Übernatürlichen konfrontiert wird.

Ein weiteres Meisterwerk der Gruselliteratur, das sich in "Die Alchemie der Unsterblichkeit" wieder findet, ist Bram Stokers "Dracula", die Mutter aller Vampirromane. Einige der Erlebnisse und Beobachtungen Ceihns sind vergleichbar mit den Erfahrungen, die Stokers Charakter Jonathan Harker macht, als er sich auf das Schloss des Grafen Dracula begibt. In "Die Alchemie der Unsterblichkeit" gibt es zwar keinen Vampirgrafen, aber dafür einen Vampirfürsten, in dessen Schloss sich einige Geheimnisse verbergen.

Neben diesen Parallelen zu berühmten Werken bietet vor allem die Situation in dem Dorf Dornfelde viele interessante Facetten. Dornfelde liegt im Schwarzwald und ist Teil des so genannten "Dunklen Territoriums", das allgemein gemieden wird. Menschen, Vampire und Werwölfe leben hier in fragilem Frieden zusammen. Während überall in Deutschland eine Hungersnot herrscht, geht es den Menschen in der kleinen Ortschaft dank ihrer übernatürlichen Mitbewohner wirtschaftlich sehr gut, doch sie bezahlen dafür einen durchaus hohen Preis. Sie müssen bereit sein, Geheimnisse zu bewahren, Gefahren zu akzeptieren und wegzusehen, wenn sich die Vampire von denen ernähren, die außerhalb der Dorfgemeinschaft stehen. Ceihn begreift, dass er nicht nur einen Mörder fangen, sondern auch verhindern muss, dass der Dorffrieden bricht. Sein eigenes Leben hängt davon ab. Leicht wird ihm seine Aufgabe nicht gemacht, denn der Pfarrer des Ortes schürt den Hass auf die Vampire und die Werwölfe, während der Bürgermeister keinerlei Vertrauen in Ceihn setzt und ihn dies auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit spüren lässt.

Trotz der guten Voraussetzungen gelingt es Kerstin Pflieger allerdings nicht, den Kriminalfall durchgehend spannend zu gestalten. Stattdessen erkennt der Leser recht früh, lange vor dem Gelehrten Ceihn, wer der Täter ist und wo sein Motiv liegt. Dafür sind nicht nur die kurzen Kapitel verantwortlich, die aus der Sicht des Täters geschrieben sind und zu eindeutige Schlüsse zulassen, sondern auch eine Entdeckung, die Ceihn im Prinzip aus dem Nichts heraus macht und die viel zu viel preisgibt. Hier hat die Autorin doch eine Menge Spannungspotential verschenkt.

Fazit

Die Kulisse und die Figuren von "Die Alchemie der Unsterblichkeit" sind interessant, der Kriminalfall an sich aber hätte deutlich spannender ausfallen können.

Maret Hosemann - myFanbase
26.01.2012

Diskussion zu diesem Buch