Bewertung
Ockler, Sarah

Die Sterne leuchten immer noch

Kann man einen verstorbenen Menschen betrügen?

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Inhalt

Kann man einen verstorbenen Menschen betrügen? Mit dieser Frage sieht sich die 16-jährige Anna konfrontiert, als sie mit ihrer besten Freundin Frankie den A.B.S.A.Z (Absolut Besten Sommer Aller Zeiten) in Kalifornien erleben will. Das bedeutet jede Menge Spaß und Flirts. Nicht umsonst hat Frankie sich extra die 20-Jungs-in-einem-Sommer-Regel ausgedacht. Was sie nicht ahnt: Anna und Frankies Bruder Matt kamen sich vor einem Jahr sehr nahe und hielten es vorerst geheim, um Frankie nicht zu verletzen. Plötzlich starb Matt jedoch und Anna blieb mit ihrem Geheimnis allein zurück. Während Frankie nun versucht, auf ihre verrückte Art über den Tod des geliebten Bruders hinwegzukommen, klammert Anna sich an die gemeinsame Zeit mit Matt - sie will ihn nicht vergessen. Bis überraschend Sam in ihr Leben tritt und die Schmetterlinge erneut in Anna zu flattern beginnen. Ist sie wirklich bereit für eine neue Liebe und ein Leben ohne Matt?

Kritik

Haltet die Taschentücher bereit! "Die Sterne leuchten immer noch" ist ein ganz besonderer Jugendroman der bittersüßen Art. Mit viel Gefühl erzählt uns Sarah Ockler eine emotionale Geschichte über Verlust, Freundschaft, Liebe sowie der Angst zu vergessen. Stets trifft sie dabei den richtigen Ton und schafft es mit lebendigen Worten eine bewegende Atmosphäre zu schaffen, in die ich nur zu gerne eingetaucht bin. Diese Sommerromanze ist wie das Leben selbst: manchmal traurig, manchmal wunderschön und (manchmal) viel zu schnell vorbei.

In ihrem Debütroman behandelt Sarah Ockler ein sensibles und stets aktuelles Thema, mit dem sich jeder von uns früher oder später einmal auseinander setzen muss: was tun, wenn das Leben eines geliebten Menschen ganz plötzlich zu Ende geht? Ohnmacht und Trauer einen zu überwältigen drohen? Auf eine ehrliche wie behutsame Weise geht Sarah Ockler auf diese Thematik ein und sagt JA zum Leben. Das spürt man mit jedem einzelnen Satz. Kurz gesagt: dieses Buch hat Charakter. Deshalb fällt es umso leichter sich auf die einzelnen Protagonisten einzulassen, die jeweils um den geliebten Sohn, Bruder oder Freund trauern, jeder auf seine ganz eigene, besondere Art.

Gemeinsam mit Hauptprotagonistin Anna erleben wir einen Sommer voller wunderbarer Erinnerungen und neuer, aufregender Erfahrungen rund ums Erwachsenwerden. Besonders die gefühlvollen Momentaufnahmen zwischen Anna und dem verstorbenen Matt verleihen der Geschichte die nötige Tiefe und sorgen gleichzeitig für genügend Konfliktsituationen. Denn ihre Liebe bleibt auch über Matts Tod hinaus ein Geheimnis. Somit bleibt Anna mit ihrem Schmerz allein zurück und gleichzeitig hängt ihre Verschwiegenheit wie ein düsterer Schleier über ihrer Freundschaft zu Frankie, Matts kleiner Schwester.

Annas Geschichte wird in der Ich-Perspektive geschildert, sich langsam in ihre kleine Welt voller Angst, Hoffnung und Wut einzufühlen wird dadurch erleichtert. Nur zu gut lässt sich erahnen, weshalb Anna sich während des gemeinsamen Sommerurlaubes zunächst nicht wirklich fallen lassen kann und warum sie sich gegen ein neues Glück sperrt. Dass der Tod nicht nur Leben nimmt, sondern auch verändern kann, spiegelt sich jedoch erheblich in Frankies Persönlichkeit wieder. Während Anna eher im Stillen trauert (sie schreibt Tagebuch), hat Frankie eine 180-Grad-Drehung vollzogen. Auf ihre eigene, fast schon divenhafte Art versucht sie über den Tod ihres Bruders hinwegzukommen. Dieses Getue entlockt zuweilen nicht nur Anna einige Seufzer, lässt aber wiederum die Freundschaft sowie die aufkommenden Probleme der beiden umso realistischer erscheinen ... und sorgt für ein wenig Schadenfreude (wer bekommt schon gerne einen kalten Eiskübel auf seinem Shirt serviert, mitten im Restaurant?).

Einziges Manko: die sommerliche Romanze zwischen Anna und Sam wird sehr schön und natürlich beschrieben, nur leider kommt dabei Sams Charakter ein bisschen zu kurz. Er surft gerne und jobt nebenbei in einer Bar, ansonsten erfährt man leider kaum etwas über ihn. Dadurch wirkt die Beziehung der beiden mitunter ein wenig oberflächlich. Schade!

Fazit

"Die Sterne leuchten immer noch" ist ein ergreifender Jugendroman, der, trotz kleiner Schwächen, das Herz erwärmt und zu Tränen rührt - eine Geschichte wie ein warmer Sommerregen, untermalt durch einen lebendigen Schreibstil, so dass man die klare Meeresluft förmlich zu riechen und den Sand Kaliforniens unter seinen Füßen zu spüren glaubt. Himmlisch!

Doreen B. - myFanbase
07.05.2011

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