Bewertung
Heldt, Dora

Ausgeliebt

"Ich will morgens davon aufwachen, dass mich jemand küsst, nicht von dem Geräusch, das mein Hund macht, wenn er kotzt."

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Inhalt

Christine arbeitet als Verlagsvertreterin. Eines Abends macht sie sich einen schönen Filmabend mit ihrer Schwester in Hamburg. Da bekommt sie einen Anruf von ihrem Ehemann Bernd, der ihr am Telefon mitteilt, dass er sich nach zehn Jahren von ihr trennen will. Die nächsten Wochen werden nicht einfach für Christine. Als sie dann durch Zufall herausfindet, dass ihre beste Freundin Antje der Grund für die plötzliche Trennung Bernds ist, ist guter Rat teuer. Ihr Bruder Georg, ihre Schwester Ines und sämtliche Freundinnen aus Hamburg und ihrer Noch-Heimat helfen ihr beim Umzug nach Hamburg. Dort eingerichtet, fällt der Verlagsvertreterin der Neuanfang in neuer Umgebung überhaupt nicht einfach. Sie verkriecht sich, wird depressiv, ihr Selbstbewusstsein ist angeknackst. Erst ihre Freundin Marleen, die extra anreist, schafft es, Christine aus diesem Loch wieder herauszuholen. Nur langsam lebt sie sich ein, stürzt sich in die Arbeit und beginnt wieder, ihr Leben zu genießen und nicht hinterher zu trauern.

Kritik

Nachdem ich so viele gute Kritiken über Dora Heldts Romane gelesen und auch im Bekanntenkreis gehört habe, habe ich mir einfach mal alle ihre bisher veröffentlichten Romane ausgeliehen und angefangen zu lesen. Ich kann schon verstehen, warum man von ihrer Art zu schreiben so fasziniert ist. Es sind eben nicht nur einfach typische Frauengeschichten. Es sind Geschichten von nebenan, in denen man sich oft selbst wiedererkennt. Dora Heldt schreibt einfach, unkompliziert, ohne, dass man einen Satz ein paar Mal lesen muss und dann erst den Sinn versteht. Hat man erst einmal angefangen zu lesen, legt man ihre Romane auch nicht mehr so schnell wieder weg. Leider machen viele den Fehler und fangen mit ihrem dritten Buch, "Urlaub mit Papa", an, und holen dann später Heldts andere Werke nach. Dass man dann enttäuscht ist, kann ich wiederum nicht nachvollziehen, weil sich die ersten beiden Romane doch stark von "Urlaub mit Papa", "Tante Inge haut ab" und "Kein Wort zu Papa" unterscheiden.

"Ausgeliebt" erzählt die Geschichte der Verlagsvertreterin Christine, die nach zehn Jahren Ehe ganz unerwartet von ihrem Ehemann verlassen wird und in Hamburg einen Neuanfang wagt, der dann ein halbes Jahr andauert, bis sie wieder zu sich selbst findet. Nebenbei setzt sich die Schriftstellerin noch damit auseinander, 40 Jahre alt zu werden, obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht so richtig verstanden habe, was Heldt jetzt eigentlich mit diesem Ansatz vermitteln wollte. Am Ende war ich genauso schlau wie vorher. In vielen Situationen erkennt sich der Leser wieder, was es so einfach macht, das Buch zu lesen. Trotzdem sind viele Situationen und Entwicklungen der Charaktere in diesem Roman vorhersehbar, was ich etwas schade finde. Trotzdem kommt die Botschaft, dass Veränderungen notwendig sind, auch wenn sie wehtun, beim Leser an. Selbst wenn man es eben gerade anfangs nicht für möglich halten mag, bringen einem diese Veränderungen im Leben dann sehr viel. Christine und ihr neues Umfeld sind das beste Beispiel.

Vieles an "Ausgeliebt" hat mir gefallen, vor allem, weil man sich mit den Situationen, in denen sich Christine immer wieder befindet, identifizieren kann, weil es einfach nicht anders hätte sein können. Wie die verarbeitete Trennung, ihre neuen Freundinnen oder das Ablegen von Vorurteilen Menschen gegenüber, mit denen sie früher nie etwas anfangen konnte oder wollte und jetzt eben eng befreundet ist. Auch ihr depressiver Rückfall war mehr als nur verständlich, denn zehn Jahre Ehe gehen an keinem spurlos vorbei. Ich habe ihr sogar die neue Liebe gegönnt. Leider wurde mir das Buch genau ab dieser Stelle etwas zu eintönig und die Protagonistin mir sogar unsympathisch, was aber menschlich ist. Hatte sie zuvor noch die Arschkarte gezogen, da sich jemand in ihre Ehe gedrängt hatte, ist es jetzt ausgerechnet Christine, die zwischen den Stühlen sitzt und eine Affäre mit einem verheirateten Mann beginnt. Ich habe nur gedacht: "Das muss jetzt nicht sein!" Andererseits wünschte man ihr von Anfang an eine neue Liebe. Ich für meinen Teil war wirklich im Zwiespalt und sehnte mich mehr denn je nach dem Ende des Romans.

Es gibt vieles, was in Dora Heldts erstem Roman überflüssig war. Da wären beispielsweise Christines Stimmen, die sie immer hört, wenn sie sich mal wieder in einem Zwiespalt befindet. Die beiden heißen Charlotte und Edith. Und wie zu erwarten, ist die eine Stimme positiv und die andere negativ eingestellt. Die Dialoge mit diesen Hirngespinst-Stimmen irritieren beim Lesen und werden einem auf die Dauer zu viel. Außerdem enthält "Ausgeliebt" einfach zu viele Charaktere. Schnell weiß man nicht mehr, wer überhaupt wer ist. Letztlich gibt man auf und liest einfach weiter. Insgesamt betrachtet, muss ich aber sagen, dass Dora Heldt mit "Ausgeliebt" unterhalten kann, auch wenn einiges stört und vorhersehbar ist.

Fazit

Ein kurzweiliger Roman, der gut zu lesen ist und trotz eines nicht so angenehmen Themas unterhalten kann. Trotzdem ist in "Ausgeliebt" Vieles vorhersehbar und Dora Heldt wiederholt sich oft, was vor allem im letzten Drittel auffällt. Das hat mich ein wenig genervt, weshalb es mir letztlich auch nicht mehr so viel Spaß machte, das Buch zu Ende zu lesen.

Dana Greve - myFanbase
22.04.2011

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