Bewertung
Iles, Greg

Adrenalin

Niemand, der Unrecht hat, kann einem Mann standhalten, der Recht hat und nicht nachgibt.

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Inhalt

Penn Cage, ehemaliger Staatsanwalt und heute Bürgermeister des Städtchens Natchez in Mississippi, erfährt von seinem alten Schulfreund Tim Jessup, dass auf dem Casinoschiff Magnolia Queen, welches Penn zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nach Natchez geholt hat, üble Dinge vor sich gehen. Als Tim kurz darauf ermordet wird, muss Penn erkennen, wie nahe am Abgrund seine Stadt wirklich steht. Jonnathan Sands, der Geschäftsführer der Magnolia Queen, verlangt von dem Bürgermeister, belastendes Material, welches Tim an sich gebracht hatte, zu finden und zurückzugeben - andernfalls droht Penns Familie das gleiche Schicksal wie Tim. Derweil versucht Tims Geliebte Linda, die zuviel weiß, dem skrupellosen Sands und dessen brutalem Handlanger Quinn zu entkommen.

Kritik

Wenn in Romanen oder Filmen ein schurkischer Bürgermeister auftritt, was durchaus das eine oder andere Mal passiert, dann besitzt dieser in der Regel sehr viel Macht. In diesem Fall ist ein Bürgermeister der aufrichtige Held – und verfügt über ausgesprochen wenig Macht. Er wird erpresst, von der Regierung behindert und von politischen Verbündeten und Gegnern hintergangen. Sogar Kirchenvertreter arbeiten gegen ihn. Wer schon früher Romane von Greg Iles gelesen hat (zum Beispiel frühere Geschichten rund um Penn Cage), der darf darüber freilich nicht überrascht sein, denn der amerikanische, in Deutschland geborene Autor ist bekannt für seine harten Thriller, in denen es sehr viel Lug, Trug und Gewalt gibt.

Diesmal beschreibt Iles ein Umfeld, in dem die Menschen systematisch korrumpiert werden. Der gerissene Schwerverbrecher Jonnathan Sands bietet den Leuten Spiel, Sex und Geld – und bekommt dafür gewissermaßen ihre Seelen. Angesehene Bürger begehen plötzlich schweren Verrat, um Sands gefällig zu sein und ihre Sünden zu verbergen. Es wird dabei mehrfach Bezug auf das antike Rom und seine Politik der Brot und Spiele genommen, mit denen die Herrscher ihre Untertanen bei Laune zu halten pflegten.

Im Laufe der Handlung gibt es eine Reihe von expliziten Gewaltbeschreibungen, die Menschen und Tiere betreffen. Wir erfahren sehr viele Details über Hundekämpfe, die nicht leicht zu ertragen sind. Auch sexueller Missbrauch wird stark und nicht zimperlich thematisiert. Greg Iles ist nun einmal kein Autor für zarte Gemüter. Doch trotz dieser aufwühlenden Momente sind auch einige Längen erkennbar, die vor allem dadurch entstehen, dass Hauptprotagonist Penn sehr viel grübelt und immer wieder die Beziehung zu seiner Heimatstadt analysiert. Auch die Probleme mit seiner Ex-Freundin Caitlin sind eher zäh, weiß man als Leser doch ohnehin, worauf das Ganze hinausläuft. Der deutsche Titel "Adrenalin" scheint daher nur zu einem gewissen Grad passend, denn so temporeich, wie dieser Titel es suggeriert, ist die Handlung nicht.

Fazit

"Adrenalin" lässt sich im Endeffekt als soliden Thriller bezeichnen, der die nötige Härte besitzt, um erfahrene Fans des Genres anzusprechen, der aber nicht die temporeiche, einnehmende Handlung entfaltet, die man irgendwie erwartet.

Maret Hosemann - myFanbase
01.04.2011

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