Bewertung
Davis, Lindsey

Mord im Atrium

"Io Saturnalia!"

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Inhalt

Rom im Dezember 76 n. Chr.: Die Saturnalien, das mehrtätige Fest voller Ausschweifungen, steht bevor. Privatermittler Marcus Didius Falco hat jedoch ganz andere Sorgen, denn die germanische Herrscherin Veleda, die ihm einst das Leben gerettet und das Herz seines Schwagers gebrochen hat, wurde als Gefangene nach Rom gebracht – und ist geflohen. Falco erhält den Auftrag, die gefährliche Dame unauffällig wieder einzufangen, bevor das Debakel bekannt wird. Dass Veleda beschuldigt wird, vor ihrer Flucht einen Mord begangen zu haben, macht die Sache für den Ermittler nicht einfacher. Während sich Rom langsam in einen Rausch feiert, steckt Falco mal wieder bis über beide Ohren im Schlamassel.

Kritik

Nach seinem letzten Abenteuer, das sich vorrangig in Griechenland abspielte, ist Marcus Didius Falco nun wieder in seiner Heimat Rom angelangt und ermittelt in seinem 18. Fall, der sich auf frühere Ereignisse bezieht. Den Band, in welchem die germanische Stammesführerin Veleda das erste Mal auftrat, muss man allerdings nicht gelesen haben, um "Mord im Atrium" zu verstehen, da die damaligen Ereignisse kurz erläutert werden.

Umrahmt wird Falcos Suche nach der widerspenstigen Veleda, die wir Deutschen ja als eine unserer Vorfahrinnen bezeichnen dürfen, von den Saturnalien, einem mehrtätigen Fest zu Ehren des Gottes Saturn, bei dem sich die Römer so richtig gehen lassen, viel trinken, sich verkleiden, Schabernack treiben und sich die Bäuche voll schlagen. Die Saturnalien sind nicht nur eine Art Vorläufer unseres heutigen Karnevals, sondern weisen auch offensichtliche Parallelen zu modernen Festen wie Thanksgiving, Weihnachten und Silvester auf. Das Fest der Saturnalien ist so etwas wie die Großmutter der Partykultur. Lindsey Davis gelingt es wie gewohnt, einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen und in moderner Sprache eine humorvolle sowie spannende Geschichte aus der Antike zu erzählen.

Neben der römischen Feiertradition wird im Laufe der Handlung auch das Thema Medizin angeschnitten. Die Wissenschaft war 76 n. Chr. natürlich noch sehr, sehr weit von Penicillin, sterilen OP's, lebenserhaltenden Geräten und Organtransplantationen entfernt, aber Gezanke zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Scharlatane, die hypochonderische Patienten ausnehmen, und Wissenschaftler, die sich selbst überschätzen, gab es damals schon reichlich.

Ob "Mord im Atrium" nun wirklich zu den besseren Falco-Büchern gehört (bei 17 Vorgängerbänden besteht kein Mangel an Vergleichsmaterial), kann ich nur schwer beantworten, denn für knallharte Objektivität habe ich den Hauptprotagonisten Falco, seine Frau Helena und die ganze turbulente Familie inzwischen zu sehr ins Herz geschlossen. Das passiert bei den Falco-Büchern recht schnell. Nachdem es im 17. Band nicht so viele Auftritte von bekannten Nebenfiguren gab, sind sie nun (fast) alle wieder mit von der Partie: Falcos resolute Mutter, sein Vater, der irgendwo zwischen Schlawiner und Drecksack einzuordnen ist, Falcos unausstehliche Schwestern, sein bester Freund Petronius und dessen raubeinig-sympathische Feuerwehrtruppe, Falcos Erzfeind Anacrites, einer der schlechtesten Spione in der Geschichte der Spionage, und Falcos angeheiratete Verwandtschaft, die von höherem Stand ist, aber durchaus ihre Marotten hat. Egal, wie viele Bände von Lindsey Davis' Buchserie man schon gelesen hat, diese Charaktere sind ein Garant für gute Unterhaltung.

Fazit

Auch das 18. Abenteuer von Marcus Didius Falco bietet wieder gute Unterhaltung für Fans lockerer Geschichtsschreibung.

Zur Rezension von Band 18 "Delphi sehen und sterben"

Maret Hosemann - myFanbase
22.01.2011

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