Bewertung
Haig, Matt

Die Radleys

"Wenn Blut die Antwort ist, haben Sie die falsche Frage gestellt."

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Inhalt

Seit Jahren spielen Peter und Helen Radley nicht nur allen Einwohnern der Kleinstadt Bishopthorpe, sondern auch ihren eigenen Kindern Rowan und Clara vor, eine ganz normale Familie zu sein, trotz einiger merkwürdiger Krankheitssymptome, mit denen Rowan und Clara zu kämpfen haben. Als Clara jedoch eines Nachts einen aufdringlichen Mitschüler anfällt und ihm das Blut aussaugt, können Peter und Helen ihren Kindern die Wahrheit nicht länger vorenthalten: sie sind Vampire.

In Panik wegen Claras Tat, ruft Peter seinen Bruder Will an, der im Gegensatz zu Peter und Helen kein abstinenter Vampir ist und sich mit Todesfällen mehr als gut auskennt. Wills Rückkehr in das Leben der anderen Radleys erweist sich als fatal, denn er bringt dunkle Familiengeheimnisse mit und wird zur Gefahr für alles, was sich Peter und Helen aufgebaut haben.

Kritik

Die schneeweißen Gartenzäune in den Kleinstädten dieser Welt können mitunter ganz schön spitz sein, wie wir bereits aus unzähligen filmischen und literarischen Werken wissen. Hinter der beschaulichen Fassade sauberer Nachbarschaften verbergen sich mitunter Intrigen, Lügen, Gewalt ... und Vampire! So zumindest erzählt es uns der Brite Matt Haig in seinem Roman "Die Radleys". Im Fokus steht das Vampirehepaar Peter und Helen Radley, das sich verzweifelt um ein normales Leben bemüht. Beide haben sich nach einer durchaus wilden Jugend dafür entschieden, abstinent zu leben und kein Blut mehr zu trinken. Ihre Kinder Rowan und Clara wissen nicht einmal, dass Vampire existieren, geschweige denn dass sie selbst welche sind, so dass sie sich ihre Sonnenempfindlichkeit und andere Schwächen nicht erklären können. Doch als sich die Natur Bahn bricht und Clara einen Jungen anfällt, erfahren die Geschwister, dass sie durch das Trinken von Blut nicht nur ihre körperlichen Probleme loswerden, sondern auch außergewöhnliche Stärke und andere übernatürliche Kräfte erlangen.

Vergleicht man "Die Radleys" mit den vielen Vampirromanen, die seit einigen Jahren ungehemmt aus dem Boden schießen, zählt Matt Haigs Werk sicherlich zu den erwachseneren und stilvolleren Vertretern des Genres. Man könnte den Roman als ein modernes Vampirdrama bezeichnen. Die Handlung baut weder auf überschwappende Romantik noch auf reichhaltige Fantasyelemente oder frechen Humor, sondern erzählt in ruhiger, klarer Sprache eine glaubwürdige Geschichte.

Die Geschehnissen rund um die Vampirfamilie Radley sind dem Leser nicht fremd, sondern stecken voller Verweise auf das wahre Leben. Es geht um die Angst vor Andersartigkeit, um gut gemeinte Lügen, die doch falsch sind, darum, wie man sich in einer Ehe fremd werden kann und wie schwer es ist, die eigenen Kinder zu beschützen. Der wichigste Aspekt dieses Romans ist, dass man seine wahre Natur nicht verleugnen kann, aber doch die Wahl hat zu entscheiden, wie man mit ihr umgeht. Daher bietet der Roman am Ende auch keine Schwarz-Weiß-Lösung, sondern einen Mittelweg an.

Ein paar Schwächen offenbart "Die Radleys" im Hinblick auf Spannung und Überraschung. Viele der einzelnen Geheimnisse, die im Laufe der Handlung auftreten, sind für den Leser recht schnell durchschaubar. Man wird eigentlich kein einziges Mal wirklich überrascht.

Fazit

Mit "Die Radleys" ist Matt Haig ein lebensnaher, erwachsener und interessanter, aber nicht übermäßig spannender Vampirroman gelungen.

Maret Hosemann - myFanbase
08.11.2010

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