Bewertung
Drury, Tom

Das Ende des Vandalismus

"Sollte das der Himmel sein? Die Hölle? Italien?"

Foto: Copyright: Klett-Cotta
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Inhalt

Dan Norman ist der Sheriff des kleinen Ortes Grafton. Ein Bürger, auf den er dabei immer ein wachsames Auge haben muss, ist Charles "Tiny" Darling, ein Kleinganove, der stets für einen Diebstahl oder eine Prügelei gut ist. Auch auf Tinys Frau Louise, die für einen Fotografen arbeitet, wirft Dan gerne ein Auge, jedoch aus anderen Gründen. Als sich Louise und Tiny trennen, beginnt Dan eine Beziehung mit ihr, während sich Tiny an Louises Schwester June und deren geschäftstüchtigen Ehemann Dave hängt. Doch Tiny kann Louises neues Glück nicht aktzeptieren und sorgt für Ärger, während Dan und Louise einige Höhen und Tiefen erleben.

Kritik

Dieser Roman, der in den USA bereits im Jahr 1994 das Licht der Welt erblickte, führt die Leser in die amerikanische Provinz. Hier lebt und arbeitet Dan Norman, der weder ein besonders guter noch ein wirklich schlechter Sheriff ist. Er verliebt sich in Louise, deren Ex-Ehemann Tiny - wenn ein erwachsener Mann "winzig" genannt wird, kann das eigentlich nichts Gutes bedeuten - für einigen Ärger sorgt. Um diese drei Charaktere herum scharen sich diverse Verwandte, Freunde und Nachbarn. Wir lernen unter anderem Fotografen, Priester, Austauschschüler, Farmer, Feuerwehrmänner, Friseure, Spieler, Eheberater und Stripteasetänzerinnen kennen. Diese Leute bauen Unfälle, haben finanzielle Probleme, werden bestohlen, mischen sich in das Leben anderer ein, verlieben sich, streiten miteinander und ... soweiter.

"Das Ende des Vandalismus" ist ein satirischer Gesellschaftsroman. Statt dem Leser eine fesselnde Story zu bieten, hebt der Autor Tom Drury die vielen kleinen Details hervor, aus denen das Leben besteht, und zeichnet das gemächliche Portrait einer in ihrer gelegentlichen Absurdität völlig normalen Kleinstadt. Man muss während des Lesens nicht wirklich schmunzeln, geschweige denn laut Auflachen, doch in vielen Momenten hält man inne und erkennt, dass es doch eigentlich ganz witzig ist, wenn man mal so drüber nachdenkt. Tom Drury versteht sich auf die leisen Ironietöne, die dementsprechend nicht jeden Gehörgang erreichen.

Die Charaktere führen keine geschliffenen, pointierten Dialoge, wie es Menschen im wahren Leben schließlich auch äußerst selten tun, sondern verwenden oftmals sprechsprachliche und somit fehlerhafte, überhastete Grammatik, schweifen thematisch ab oder geben Anekdoten zum Besten, die nicht unbedingt zur Situation passen, bzw. den Gegenüber gar nicht interessieren. Das verleiht den Charakteren hohe Authentizität. Sie sind allesamt weder perfekt noch durchweg schrecklich, sondern einfach Menschen, die man als Leser zum Teil schnell wieder vergisst, oder die einen an Personen aus dem eigenen Umfeld erinnern, zu denen man jedoch bis zum Schluss eine gewisse Distanz wahrt - so wie wir auch nicht jede Person, der wir auf der Straße begegnen, ins Herz schließen.

Fazit

In seiner spannungsarmen, leisen und authentisch-distanzierten Erzählweise ist "Das Ende des Vandalismus" sicher kein Roman für das kurzweilige Lesevergnügen, sondern anspruchsvolle Kost.

Maret Hosemann - myFanbase
21.09.2010

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