Bewertung
Povey, Jeff

Der Club der Serienkiller

"Ich schätze, es geschieht nicht alle Tage, dass dir ein toter Serienkiller zu Füßen liegt."

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Inhalt

In einem Lokal im verregneten Chicago trifft sich regelmäßig ein Club, dessen Mitglieder nur eines gemeinsam haben: sie alle sind Serienkiller. Um die Anonymität zu wahren, sprechen sie sich untereinander ausschließlich mit Namen von toten oder lebenden Showbiz-Größen an. Eines Tages tötet ein einsamer Arbeiter in Notwehr den bekannten Serienmörder "Grandson-of-Barney" und erfährt so von dem Killerclub, der "Grandson-of-Barney" vor kurzem eine Einladung hat zukommen lassen. Der Arbeiter nimmt daraufhin die Identität des toten Mörders an und wird Mitglied im Club der Serienkiller. Dort lässt er sich mit "Douglas" anreden, in Anlehnung an den Schauspieler und Kriegshelden Douglas Fairbanks Junior.

Als einigen Clubmitgliedern der Verdacht kommt, dass ihr neuer Kamerad gar kein Serienmörder ist, bringt Douglas sie um und lässt ihre Leichen verschwinden. Dies bleibt jedoch dem einzelgängerischen FBI-Agent Kennet Wade nicht verborgen. Er nistet sich bei Douglas ein und zwingt ihn, ein Clubmitglied nach dem anderen zu töten und den berühmtesten und erfolgreichsten Serienmörder der USA, den "Kentucky Killer", anzulocken.

Kritik

Sollte irgendwo ein Club existieren, der nur zynische Autoren mit einem Händchen für bitterböse Satiren aufnimmt, hätte Jeff Povey gute Chancen auf eine Einladung. In seinem Debütroman "Der Club der Serienkiller" persifliert der gebürtige Brite die erschreckende, vor allem in den USA weit verbreitete Faszination für brutale Serienmörder.

Povey thematisiert nur die Täter, nicht deren Opfer, die vollkommen unbekannt bleiben. Genau dies sollte im wahren Leben anders herum sein, ist es aber in der Regel nicht. Die Welt der Medien beschäftigt sich selten mit den Getöteten, sondern fokussiert sich auf den Serienkiller, gibt ihm einen Spitznamen, diskutiert und analysiert sein Vorgehen und dreht Filme und Reportagen über ihn. Wird ein Serienkiller lebend geschnappt, darf er mit Buchverträgen, zahllosen Interviewanfragen und Fanpost rechnen. All dies greift Povey in seinem Roman auf. Er stellt uns einen Club aus Serienkillern vor, die alle stolz darauf sind, sich längst Spitznamen erarbeitet zu haben und berühmt zu sein. Jeder von ihnen hat seinen ganz eigenen Tötungsstil, seinen so genannten "Modus Operandi", der sehr viel Raum für theatralische Interpretationen lässt. Aufmerksam verfolgen die Serienmörder die Berichterstattungen und amüsieren sich über die Theorien der angeblichen Experten und Journalisten.

Die Serienkiller hinterfragen sich nicht selbst. Sie schieben klischeehafte Entschuldigungen für ihre brutalen Taten vor und töten letztlich einfach nur deshalb, weil sie es wollen, weil sie sich auf diese Weise stark, überlegen und bedeutsam fühlen. Sie haben kein Gewissen und fühlen sich im Recht, jeden jederzeit zu töten. Der Ich-Erzähler Douglas - sein richtiger Name wird nie enthüllt - ist genau in diesem Sinne gestaltet. Immer wieder wird angedeutet, dass er sich selbst ganz anders wahrnimmt, als es seine Mitmenschen tun. Er betrachtet sich gerne als Held, als stark, witzig und klug, erntet aber immer wieder Reaktionen oder zeigt Verhaltensweisen, die dem Leser ein anderes Bild vor Augen führen. Letztlich ist Douglas vor allem ein einsamer, erbärmlicher Mensch, wie die anderen Serienkiller auch. Sie sind nicht die faszinierenden, mächtigen und tiefgründigen Bösewichte, als die sie in den Medien dargestellt werden und auch dargestellt werden wollen.

Trotz des Rätsels um die Identität des "Kentucky Killers", dem König der Serienkiller, ist Jeff Poveys Roman nicht im klassischen Sinne spannend, sondern in erster Linie auf zynische Weise unterhaltsam. Die gut gewählte, provokative Thematik wirkt bis zum Schluss interessant.

Fazit

"Der Club der Serienkiller" ist sicher keine verkehrte Wahl, wenn man mal wieder schwarzhumorigen Lesestoff für seinen Buchclub braucht - oder einfach nur für sich selbst.

Maret Hosemann - myFanbase
04.08.2010

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