Bewertung
McCarthy, Ava

Passwort Henrietta

Das Leben macht keinen Spass, wenn man nicht hin und wieder alles riskiert.

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Inhalt

Auf dem Dubliner Bahnhof wird die talentierte Computerhackerin Henrietta "Harry" Martinez vor einen Zug gestoßen und kommt nur knapp mit dem Leben davon. Die Worte, die ihr vor dem Stoß ins Ohr geflüstert wurden, lassen keinen Zweifel daran, dass es der Täter ganz gezielt auf sie abgesehen hatte. Wenig später wird ihre Wohnung durchwühlt und auf ihrem Konto finden sich 12 Millionen Euro, die dort definitiv nicht hingehören. Die Spuren führen Harry zu ihrem Vater, der seit acht Jahren im Gefängnis sitzt und mit dem sie mehr gemeinsam hat, als sie sich eingestehen will.

Kritik

Ava McCarthy verknüpft in ihrem Roman drei moderne Themen, von denen ich nicht einmal halb so viel verstehe, wie ich es gerne würde: Computer Hacking, Investment Banking und Poker. "Passwort Henrietta" führt den Leser in die Welt des ganz großen Risikos, dorthin, wo Menschen mit und um Millionenbeträge spielen, wo der Einsatz niemals hoch genug sein kann und wo die Beteiligten ständig auf einem schmalen Grad zwischen superreich und vollkommen abgebrannt wandeln. Alles oder Nichts ist das wörtlich zu nehmende Lebensmotto dieser klugen Köpfe, die der Gier und dem Nervenkitzel verfallen sind.

Die Computerhackerin Harry gerät zwischen die Fronten eines Finanzverbrecherrings und muss ihr ganzes Können aufwenden, um sich aus dem Schlamassel, den ihr nicht zuletzt ihr betrügerischer Vater eingebrockt hat, zu befreien. Harry weiß lange Zeit nicht, wer ihre Feinde sind, sie kämpft gegen gesichtslose Irreführer, die Daten stehlen, Zahlen verschieben und plötzlich hinterrücks auftauchen, um sie vor einen Zug zu stoßen oder in einen Autounfall zu verwickeln. Wie sich Harry letztlich die Informationen beschafft, die sie braucht, ist sehr interessant. Mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen verfolgt der Leser, wie Harry so genanntes "Social Engineering" anwendet und Menschen dazu verleitet, ihr vertrauliche Informationen zu geben, mit denen sie dann in Netzwerke eindringen kann. Natürlich würde jeder Leser gerne von sich behaupten, dass er selbst niemals auf solche Tricks hereinfällt, aber ebenso gut könnte man behaupten, man würde niemals im Leben einen Fehler begehen.

An Spannung und interessanten Elementen mangelt es "Passwort Henrietta" eigentlich nie, so dass der Roman fast durchgehend gute Unterhaltung bietet. Poker beherrsche ich zwar immer noch nicht und Investment Banking ist für mich auch weiterhin ein ungenießbarer Salat aus hohen Zahlen und kompliziertem Fachjargon, doch die Welt der Hacker mit ihren Tricks und Sitten wird dem Leser durchaus näher gebracht.

Das Ende des Romans gestaltet sich als klassischer Showdown, nur vielleicht ein wenig zu klassisch. Das Finale wirkt mit seinen mehr oder weniger schockierenden Enthüllungen, dem Blut und den Explosionen etwas stereotypisch und gewollt. Dabei muss es in einem Roman über hinterhältige Wirtschaftskriminalität nicht zwangsläufig krachen und knallen.

Fazit

Mit "Passwort Henrietta" ist Ava McCarthy ein größtenteils spannender Roman über die Spielernatur der Menschen gelungen.

Maret Hosemann - myFanbase
11.07.2010

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