Bewertung
Morrell, David

Level 9

Ein Hindernisrennen und eine Schatzsuche.

Foto:

Inhalt

Während sie noch dabei sind, die Ereignisse um das Paragon Hotel ("Creepers") zu verarbeiten, geraten Frank Balenger und seine Freundin Amanda unvermittelt in das nächste tödliche Abenteuer. Ein unbekannter "Gamemaster" entführt Amanda und setzt sie gemeinsam mit vier anderen Personen in einer verlassenen Gegend aus, in der sie wie in einem Videospiel gefährliche Fallen überwinden und Hinweise sammeln müssen, die sie zu einem historischen Schatz führen. Derweil versucht Balenger alles, um Amanda zu finden, und begreift, dass er ein wichtiger Teil des Spiels ist.

Kritik

Der Roman "Level 9" setzt kurz nach dem Ende von "Creepers" an und stellt zwei der Hauptfiguren, die das Abenteuer im Paragon Hotel überlebt haben, in den Mittelpunkt einer neuen Gefahr. Es ist keineswegs nötig, "Creepers" gelesen zu haben, um der Handlung von "Level 9" zu folgen, doch beide Romane in der richtigen Reihenfolge zu lesen macht insofern Sinn, dass man aus "Level 9" herauslesen kann, wie "Creepers" endet. Erst "Level 9" zu lesen würde einem ein Großteil des Vergnügens von "Creepers" nehmen und das wäre schon allein deshalb schade, weil "Creepers" der bessere der beiden Romane ist.

Im Gegensatz zu seinem Vorgängerroman spielt "Level 9" nicht in einer geschlossenen Umgebung, sondern in einer weiten Landschaft, wodurch die Atmosphäre weniger dicht ist und nicht das klaustrophobische Gefühl vermittelt wird, das "Creepers" so prägt. Der Bösewicht ist diesmal ein so genannter "Gamemaster", dessen scheinbare Allmacht den Leser in Wut versetzt. Man will nicht, dass ein einzelner Mensch - mit offensichtlichem Vergnügen - über das Schicksal anderer Menschen entscheiden kann und sich als Gott aufspielt. Einerseits macht dies den Roman spannend und man möchte wissen, wie es ausgeht, andererseits ist es dann und wann nicht ganz überzeugend, dass eine einzelne Person ein großes Gebiet perfekt präpariert und praktisch alles, was passiert, exakt vorausgeplant hat.

Die Charakterkonstellationen hätten ebenfalls überzeugender ausfallen können. Die Grundidee, dass Amanda und ihre vier Mitspieler allesamt Menschen sind, die von der Presse schon einmal als Helden gefeiert wurden, aber gleichzeitig auch Schuld auf sich geladen und nicht so selbstlos gehandelt haben, wie es auf den ersten Blick scheint, ist durchaus interessant, doch ziemlich schnell erweist sich einer dieser Spieler als krankhaft gewalttätig und wird zur offensichtlichen Bedrohung. Statt dass sich langsam Spannungen unter den fünf Entführten entwickeln, gibt es dank dieses einen Psychopathen – als solchen muss man ihn schon bezeichnen – ziemlich schnell Mord und Totschlag in der Gruppe. Das hätte man auch anspruchsvoller lösen können.

Wie schon in "Creepers" gibt es auch in "Level 9" eine starke historische Komponente, die mir erneut ganz gut gefallen hat und recht interessant mit der Videospielthematik verknüpft wird. Morrell greift in "Level 9" das Motiv der Zeitkapseln auf, in denen Menschen Gegenstände und Dokumente ihrer Zeit einschließen, um so Nachrichten an die Zukunft zu senden. Der Leser wird gegen Ende des Romans mit einer ziemlich bizarren Art von Zeitkapsel konfrontiert, für die sich das Lesen des Romans schon gelohnt hat.

Fazit

In Bezug auf die Atmosphäre kann "Level 9" nicht mit dem Vorgängerroman "Creepers" mithalten, doch interessante Thrillerunterhaltung mit einer reizvollen Vermischung von Videospiel und Historie wird geboten.

Maret Hosemann - myFanbase
26.08.2009

Diskussion zu diesem Buch