Bewertung
Rose, M.J.

Das Venus-Gift

Tod vor der Webcam.

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Inhalt

Die New Yorker Sexualtherapeutin Dr. Morgan Snow behandelt sowohl einen Mann, dessen Sucht nach Internetpornos seine Ehe zu zerstören droht, wie auch eine Gruppe von Jugendlichen, die nicht aufhören können, sich auf Erotiksites herumzutreiben. Zur gleichen Zeit ermittelt Morgans Freund Detective Noah Jordain in einer bizarren Mordserie. Junge Pornodarstellerinnen sterben live vor der Webcam an Vergiftungen – und Morgans Patienten sind in die Sache verwickelt.

Kritik

Nun ja, ich habe mich bislang noch nicht besonders intensiv mit Internetpornographie beschäftigt und verspüre auch nicht das Bedürfnis, dies zu ändern. In "Das Venus-Gift" stellt das Phänomen der erotischen Webcam-Darbietungen, um es einmal etwas geschmackvoller ausdrücken, jedoch das zentrale Motiv dar. Uns werden die Folgen von Internetpornographie auf eine Ehe in der gesellschaftlichen Oberschicht und auf Jugendliche kurz vor dem Schulabschluss vorgeführt. Ein Mann von angesehenem Rang ist süchtig nach Internetpornos und verachtet sich selbst dafür, denn er ruiniert damit seine Ehe und stürzt seine Frau in Depressionen. Die männlichen Jugendlichen interessieren sich derweil mehr für die heißen Webcam-Girls als für die Mädchen in ihrem realen Umfeld, was bei den unbeachteten Mädchen mehr und mehr zu Minderwertigkeitskomplexen und sexueller Verwirrung führt.

Die Perspektive der Webcam-Girls wird ebenfalls angedeutet und es zeigt sich, dass viele von ihnen nur im Erotikgeschäft sind, um ihr Studium zu finanzieren und irgendwann in einem ehrbaren Beruf Karriere zu machen. Bei einigen von ihnen liegt das Treiben im Internet auch in tiefen seelischen Störungen begründet. Es wird also nicht nur Schwarz und Weiß gemalt, die Webcam-Girls sind nicht nur schamlose Verführerinnen und ihre Fans nicht nur arme Opfer. Allerdings vermittelt dieser Roman schon ein wenig den Eindruck, als würde das Internet nur aus Pornographie bestehen und als sei das Problem übermächtig, was sich mit meinen eigenen Erfahrungen so überhaupt nicht deckt.

Der Kriminalfall bietet solide Spannung, wenngleich das Erzähltempo höher sein könnte. Viele Entwicklungen, die der Leser bereits durchschaut hat, werden von den handelnden Charakteren erst mit einiger Verzögerung realisiert und es wird insgesamt mehr gedacht als gehandelt.

Fazit

"Das Venus-Gift" ist ein Thriller von solider Spannung, der allerdings nicht dazu gedacht ist, Menschen zum Legen eines Internetanschlusses zu animieren, schon gar nicht verheiratete Menschen.

Maret Hosemann - myFanbase
27.03.2009

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