Bewertung
Draesner, Ulrike

Mitgift

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Inhalt

Aloe und Lukas wollen einfach nur zusammen glücklich sein. Aber das Glück wird überschattet von einem Familiengeheimnis, das Aloe mit sich herumträgt: ihre wunderschöne Schwester Anita wird als Hermaphrodit, also geschlechtlich nicht ganz eindeutig, geboren. Im Schatten der Schwester versucht Aloe sich selbst zu finden und herauszufinden, wer sie ist. Immer tiefer gerät sie in diese Krise und rutscht in die Magersucht ab. Auch die Beziehung zu Lukas wird auf mehrere sehr harte Proben gestellt. Aloe muss noch viel durchmachen, bis sie herausfindet, wer ihre Schwester eigentlich wirklich ist und so auch zu sich sebst findet.

Kritik

Draesner beschreibt Aloes Geschichte in anfangs sehr komplizierten Zeitsprüngen: sie geht von der Gegenwart aus und erzählt die Geschichte von Aloe und Lukas in Rückblenden. Wiederum ausgehend von dieser Geschichte erzählt Draesner in Form von Aloes Gedanken von deren Kindheit und damit die Geschichte von Aloe und Anita. Was zu Beginn etwas verwirrend ist, fügt sich am Ende wie selbstverständlich zu einer Geschichte zusammen.

Die Autorin behandelt ein Thema, über das der durchschnittliche Leser nicht besonders viel weiß. Die Autorin führt es aber so geschickt ein, dass der Leser sehr viel über die Themen Androgynie und Hermaphroditen erfährt. Das Augenmerk liegt natürlich auf Aloe, die die Protagonistin ist, trotzdem erfährt man gerade gegen Ende sehr viel über Anita. Wie sie über die Situation denkt, ist für den Leser eine große Überraschung und wichtige Wende im Roman.

Draesner bedient sich in ihrem Roman einer sehr poetischen Sprache, die trotzdem leicht verständlich ist und überhaupt nicht abgehoben klingt. Im Gegenteil – die Sprache unterstreicht die Handlung der Geschichte, in der Anita von ihrer Umwelt nicht als Mensch sondern als Märchenwesen, als Monster und Prinzessin zugleicht angesehen ist.

Der Roman entführt den Leser in andere Welten, in Traumwelten, er zeigt dem Leser die Sicht einer Magersüchtigen, wie sie sich fühlt und wie es so weit kam, er bringt dem Leser bei, was ein Hermaphrodit ist und wie man als solcher leben kann, er erzählt die Geschichte einer Frau, die auf der Suche nach sich selbst ist und wer diese Frau wirklich ist und er erzählt eine schwierige, tragische und wunderschöne Liebesgeschichte. Kurzum: in diesem Buch steckt für jeden etwas drin, und all das fügt sich auf eine wunderbar harmonische und poetische Weise zusammen. Trotz der harten, tragischen Themen ist der Roman zart und einfühlsam geschrieben.

Fazit

Dieser Roman ist eigentlich jedem zu empfehlen, der sich schon immer gefragt hat, wie Hermaphroditen eigentlich in unserer Gesellschaft leben. Dieses Buch zeigt es auf eine wirklich lesenswerte und wunderschöne Art und Weise.

Autorin

Ulrike Draesner wurde 1962 in München geboren. Neben Prosatexten veröffentlicht sie auch Essays und Gedichte. Ihr Werk wurde mit vielen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Die Autorin lebt heute in Berlin.

Claudia Holzknecht - myFanbase
06.12.2008

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