Bewertung
Dostojewski, Fjodor

Der Großinquisitor

Du bist nicht herabgestiegen, weil du wiederum den Menschen nicht durch ein Wunder knechten wolltest und einen freien Glauben wünschtest, keinen Wunderglauben. Du wünschtest eine freie Liebe und nicht das sklavische Entzücken des Unfreien über eine Macht, die ihm ein für allemal Schrecken einflößt. Aber auch hier hast du von den Menschen zu hoch gedacht; denn allerdings sind sie Unfreie, wenn sie auch als Rebellen geschaffen sind. Schau um dich und urteile selbst: es sind jetzt fünfzehn Jahrhunderte verflossen; wohlan, mustere die Menschen: wen hast Du zu Dir emporgehoben? Ich schwöre Dir: der Mensch ist schwächer und niedriger, als du von ihm geglaubt hast!

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Inhalt

Es geschieht etwas Wunderbares in einer Zeit der Verhöre, der Folter und zu unrecht verurteilter Ketzer, in einem Land der Religion. Jesus von Nazareth taucht in Sevilla auf und ohne ein Wort zu sagen, wird Er von den Menschen erkannt, aber auch von Sevillas Großinquisitor, der mit eigenen Augen sieht, wie Jesus ein Wunder auf offener Straße vollbringt. Daraufhin lässt er Ihn festnehmen, und beginnt mit einem Verhör, bei welchem er Ihm mit dem Scheiterhaufen droht. Es beginnt ein Dialog zwischen ihm und Jesus, bei welchem Er aber kein Wort sagt, und nur durch Seine Liebe und Güte der Großinquisitor im Herzen erwärmt wird.

Kritik

Bevor man sich "Der Großinquisitor" zu Gemüte nimmt, sollte man sich im Klaren darüber sein, auf was man sich hier einlässt, und weshalb. Ein segensreiches Buch für Christen als auch für Atheisten, denn was in einer Hinsicht als Kritik bezeichnet wird, kann in anderer als Lobpreisung gelten, was das Lesen deutlich erschwert. Der Hauptgrund, weshalb man nicht von vorherein alles versteht, beziehungsweise gar nichts, kann daran liegen, dass Er niemals wörtlich ausgesprochen wird. Es bleibt lediglich bei der Betonung. Dies ist eine Ehrerbietung von Dostojewski Ihm gegenüber, da er selbst ein sehr religiöser Mensch war.

In diesem Kapitel seines wohl besten Buches "Die Brüder Karamasow" lässt er zwei Parteien aufeinander treffen und das sind nicht nur die Brüder, von denen einer religiös, so religiös wie Dostojewski selbst, ist, und der andere nichts von alledem hält. Die anderen zwei Parteien sind Jesus und der Großinquisitor. Es kommen Argumente auf, die aber nie von Ihm ausgesprochen werden, aber doch seinen Standpunkt vertreten. Ein Blick in die Sehnsüchte des Menschen, und trotz seines Willens zum Nihilismus, kann er der Autorität nicht strotzen, da sie eine Freiheit genießen möchten, in der sie sich sicher fühlen können, und diese eben nur dann stattfinden kann, wenn es eine Staatsdoktrin gibt. Egal in welcher Art und Weise.

Auch kann der Mensch nicht seinen Willen einfach so aufgeben, denn wie will er ihn aufgeben, wenn er ihn gar nicht besitzt? Es ist alles eine Ansichtssache, doch was Jesus zu seiner Zeit verdeutlichen wollte, dass sich die Menschen nicht von Götzen und Ähnlichem verleiten sollten, sondern sich die Freiheit nehmen und sich Gott anvertrauen müssten. Es zwinge sie keiner dazu, etwas anderes zu machen.

Doch es kann nicht sein, dass man nach ewiger Zeit zurückkehrt, nachdem man die Menschheit im "Stich" gelassen hat, und dann mit Wundern ihr Vertrauen zurückkaufen möchte. Wenn man sein Leben schon aufgibt, eine Auferstehung hinter sich hatte, in der Wüste alleine sich dem Teufel wiedersetzt hat, und die Aufgabe Gottes Wort weiterzugeben an die Kirche übergeben hat, dann solle man nicht die Macht zurückreißen wollen, sondern sich damit zufrieden geben, dass die Menschen, die er damals hinterlassen hat, auch noch heute die gleichen sind.

Zugegebenermaßen haben jetzt viel mehr Menschen den "rechten" Glauben, doch was nützt es ihnen, wenn sie Gefahr laufen, dadurch in die Hölle zu kommen oder frühzeitig "erlöst" zu werden? Ist es dann nicht eigentlich eine Strafe dafür, dass sie sich dem hingegeben haben, was die Kirche ausstrahlt? Nein. Das was Jesus und die Kirche für die Menschen taten, dass machten sie aus Liebe zu ihnen.

Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte sagt Jesus auch nur ein Wort. Lediglich ein Kuss auf die Stirn des Großinquisitors ist als weitere Handlung gedacht worden. Dieser Kuss lässt Ihm sein Leben, doch wird Er von dem Großinquisitor nach dem Monolog nach draußen weggescheucht.

Fazit

Es sind sehr viele Anspielungen auf die Bibel vorhanden, wonach man sehr viel nachschlagen müsste, sofern man nicht für dieses Buch die notwendigen Kapitel der Bibel kennt. Ansonsten bleibt es jedem selbst überlassen, was er über dieses Stück Literatur hält.

Ignat Kress - myFanbase
03.03.2008

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