Bewertung
Boie, Kirsten

Nicht Chicago. Nicht hier.

Ich mach ihn tot.
Ich bring ihn um, ich schwör, ich mach ihn tot, ich tret ihm so in die Fresse ein, dass er niemals mehr...
Ich mach ihn tot.
Ich bring ihn um, ich schwör.

Foto: Copyright: Cecilie Dressler Verlag GmbH
© Cecilie Dressler Verlag GmbH

Inhalt

Niklas besucht die siebte Klasse eines Gymnasiums, ist ein eher mittelmäßiger Schüler und eigentlich ein ganz normaler Junge. Für ein Schulprojekt soll er mit dem neuen Schüler Karl zusammen arbeiten. Nachdem Karl Niklas' Haus wieder verlassen hat, ist eine von Niklas CDs verschwunden und der letzte der sie hatte, war Karl. Doch Niklas traut sich nicht, Karl deswegen anzusprechen.

Am nächsten Tag, als sie weiter für das Projekt arbeiten, nimmt Karl das CD-Rom-Laufwerk von Niklas' Vater mit, mit dem Versprechen, es Niklas am nächsten Morgen wieder zu bringen. Doch er gibt es ihm nicht wieder. Weder an diesem Tag, noch an einem der folgende Tage. Bis Karl dann abstreitet, Niklas' Laufwerk je ausgeliehen zu haben. Doch dies sind nicht die einzigen Vorfälle. Niklas' Kaninchen wird geklaut. Sein Quix, also sein Pager, wird von Karl gestohlen, nachdem der ihn mit einem Messer angriff und die Familie von Niklas' erhält täglich komische Anrufe, bei denen entweder gar nichts am Telefon gesagt wird, oder gegen Niklas Drohungen ausgesprochen werden.

Doch Niklas' Familie glaubt Niklas nicht, sondern sie werfen ihm vor, was die CD, das Laufwerk und das Quix betrifft, zu lügen...

Kritik

"Nicht Chicago. Nicht hier." ist ein Buch, das sehr gut die Gewalt verdeutlicht, die an Schulen herrschen kann. Es geht um die Seite der Täter, die eigentlich ja gar keinen Grund haben, all diese Dinge zu tun. Es geht um das Opfer, das sich nicht traut, mit anderen darüber zu reden, vielleicht auch, weil man sich schämt. Und es geht um die Beteiligten, die nicht wissen, wem sie glauben sollen und sich dann für die am meisten logische Erklärung entscheiden, auch wenn sie damit dem Opfer möglicherweise Unrecht tun.

Die Steigerung der Angriffe wird sehr gut deutlich und man fühlt mit Niklas mit und hofft, dass es ihm irgendwie gelingt, dass Ganze zu beenden. Doch das Ende ist leider etwas enttäuschend, da es ziemlich offen gehalten wird. Außerdem ist das Buch recht kurz und zusätzlich ist die Schrift noch sehr groß. Deshalb hat man dieses Buch in nur kurzer Zeit durch, zumindest wenn man ein recht geübter Leser ist. Aber ich denke auch langsame Leser werden kaum länger als eine Stunde beschäftigt mit dem Lesen sein, was ich sehr schade finde. Meiner Meinung nach hätte Kirsten Boie noch viel mehr schreiben und Dinge noch genauer beschreiben können. Doch vielleicht hätte dieses Buch dann auch an Spannung verloren.

Der Schreibstil Boies passt toll zu dem Thema Gewalt. Sie wechselt in regelmäßigen Abständen die Szenen, die sich um Niklas drehen und die, die sich bei ihm zu Hause abspielen. Diese "Kapitel" sind in unterschiedlichen Schriftarten dargestellt. Zwischen Dialogen tauchen oftmals Gedanken auf, von denen man manchmal nicht mit Sicherheit sagen kann, von wem sie sind. Genau das passt aber zu diesem Buch.

Fazit

Ein tolles und spannendes Jugendbuch, das meiner Meinung nach in jeder Schule gelesen werden sollte. Der Hauptdarsteller Niklas ist zwar relativ jung (siebte Klasse), doch kann man trotzdem seine Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen, weshalb auch etwas ältere dieses Buch lesen sollten. Nicht zu Unrecht schrieb "Eselsohr" zu diesem Buch, dass es ein Meilenstein zum Thema Gewalt ist.

Vivien B. - myFanbase
11.12.2007

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