Bewertung
Gogol, Nikolaj

Die Nase

"Wie kam die Nase in das frische Brot, und wie konnte Iwan Jakowlewitsch selbst...?"

Foto: Copyright: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH
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Inhalt

Am 25. März ereignete sich in St. Petersburg ein ungewöhnlich seltsamer Vorfall. Der Barbier Iwan Jakowlewitsch findet am frühen Morgen in seinem frischen Leib Brot eine Herrenlose Nase. Völlig in Panik, was er mit dieser machen soll, bleibt ihm keine Möglichkeit, diese auf schnellstem Wege loszuwerden, da sie einem seiner Kunden gehören könnte.

Etwa zur gleichen Zeit bemerkt der Kollegienassessor Kowaljow, dass an der Stelle, wo seine Nase eigentlich sein müsste, eine glatte Fläche ist. Ein Schrecken für ihn, da er doch Bekannter der guten Petersburger Gesellschaft ist. Die Nase durch einen Schal versteckt, macht er sich auf die Suche nach seiner Nase. Vorerst vergeblich, doch dann entdeckt er sie. Sie hatte den Posten eines Staatsrates inne.

Kritik

Ein Grauen für jeden Menschen, wenn man eines Morgens erwacht, und feststellen muss, dass die eigene Nase fehlt. In Nikolaj Gogols kleiner Novelle geschieht dies einem höher gestellten Kollegienassessor. Ihm gehen alle möglichen Versionen durch den Kopf, wie diese verschwunden sein könnte. Ein Traum konnte es ja nicht sein, da alles zu real war.

Den Verlust seiner Nase bedeutet für ihn den Verlust seiner Position und der Anerkennung in der Gesellschaft. Er kann sich so ja nicht blicken lassen. Gogol zeigt uns hier, wie versessen wir Menschen doch eigentlich sind, uns auf Äußerlichkeiten zu konzentrieren, und immer den Drang nach Anerkennung und Akzeptanz haben. Es sind Minderwertigkeitskomplexe, die wir verdecken, wenn wir im Bekanntenkreis sind. Fehlen diese, oder man hält sich bei Unbekannten auf, so wird man deutlich schüchterner, und verzieht sich am liebsten. Gogol versucht nicht einmal den Anstoß zu geben, dass man auch mit Würde ein solches Problem bestehen kann.

Zeitgleich schildert er uns aber, dass die mit einem höheren Posten auch schlechter über die Bevölkerung denken. Hochnäsigkeit eben. Es ist doch kein Zufall, dass die Nase ausgerechnet als Staatsrat, eben jenem Posten, der deutlich über dem eines Kollegienassessors steht, auftaucht. Verlangen nach mehr Einfluss und Reichtum wäre die Folge, doch am Ende ist man doch mit demjenigen glücklich, was man hat, und freut sich mehr darüber, was man wieder hat.

Fazit

Eine witzige Geschichte über einen Beamten, dem es sehr schwer fällt, mit einem Körperteil weniger zu leben. Für diejenigen zu empfehlen, die nicht zu starr durch das Leben gehen.

Ignat Kress - myFanbase
02.12.2007

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