Bewertung
Bergmann, David

Der, die, was? Ein Amerikaner im Sprachlabyrinth

Ein Amerikaner im deutschen Sprachlabyrinth.

Foto: Copyright: Rowohlt Verlag
© Rowohlt Verlag

Inhalt

David Bergmann, geboren in Ohio, ist 1994 in die Großstadt Chicago gezogen. Doch der Höhepunkt sollte der Umzug in ein viel weit entfernteres Ländchen sein: Deutschland!

Kritik

Zum Glück, kann ich sagen, bin ich in den Besitz dieses wundervollen Buches gelangt - zugegebenermaßen ganz durch Zufall. Mich interessiert die englische Sprache schon seit dem Kindergarten und ich fand beim Einkauf den Titel dieses Buches interessant, was sicherlich vor allem erstmal an den Wörtchen "Amerikaner" und "Sprachlabyrinth" lag. Was bei mir vor vielen Jahren einfach mal so begann, hatte bei David Bergmann einen Sinn. Sein Name klingt Deutsch, denn er hat deutsche Vorfahren (auch wenn bei ihm zu Hause fast nie Deutsch gesprochen wurde). Auch so kann man Begeisterung für eine Sprache entwickeln.

Da ich, wie gesagt, Englisch schon seit Ewigkeiten lerne, musste ich natürlich auch mal in den Genuss kommen, wie es genau anders herum ist, wenn Amerikaner oder Nicht-Deutsche die Sprache lernen, die so oft als "schwere Sprache" bezeichnet wird. Doch ist das das Einzige, was Deutsch ausmacht? Wenn man Davids Buch liest, merkt man, dass es auch eine schöne und lustige Sprache sein kann.

Ich staunte beim Lesen des Anfangs nicht schlecht! Es ist nicht nur so, dass David Bergmann einen wunderbaren Schreibstil hat, durch den man flüssig durchs Buch kommt, nein, zudem macht das Lesen totalen Spaß, obwohl es an manchen Stellen wie eine Art Wörterbuch, "Bezeichnungsbuch" oder einfach "Buch der Weisheiten für Deutschlernende" aufgebaut ist.

"Schließlich hat die englische Sprache diese niedlichen Buchstaben Ä, Ö und Ü nicht", heißt es über die "Umlauts". Klar, ein Vorteil, den die Deutschen selbst schon gar nicht mehr als solchen wahrnehmen. Und das ist nur eines von unzähligen Beispielen, bei denen man schnell merkt, dass wir schon viel zu sehr in der Sprache stecken und nicht mehr nachdenken müssen, wenn wir sie sprechen oder schreiben.

Witzige Stellen im Buch und damit ja in Davids Leben waren für mich persönlich vor allem sein erster Besuch beim Bäcker (dort gibt es auch Amerikaner!) und seine erste Begegnung mit den "durchgängig geöffneten" Geschäften hierzulande. Selten habe ich beim Lesen so gelacht wie bei diesem Buch!

Um ehrlich zu sein, gab es sogar Wörter oder Redewendungen, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte, zum Beispiel "Das macht den Kohl nicht fett." Was diese Redewendung und viele mehr bedeuten und was man zuerst annimmt, wenn man sie hört, erklärt David in seiner gewohnt ironischen Art.

Noch ein Vorteil ist natürlich, dass Bergmann auch die "Denglisierung" eingeht, was er als "Doinglish" bezeichnet. Klar, damit ist das Einschleichen der englischen Sprache ins Deutsche gemeint. Da dachte ich mir nur: "Zum Glück ist es noch nicht so weit, dass man wirklich Sätze wie 'Jesus Christus: Sunny Boy der Welt' benutzt. Dank Bergmann habe ich aber auch Dinge mitbekommen, die man in der Schule nie lernen würde. Dass ein Beamer im Deutschen etwas komplett anderes als im Englischen bedeutet (Projektor vs. BMW), wusste ich bis dahin auch noch nicht. Und, wie überall in Davids Buch, gibt es auch hier wieder eine Geschichte, die einfach zum Totlachen ist: "ASS Security", dass reicht schon, damit man den Zusammenhang verstehen kann.

Ob Abkürzungen, die Aussprache, Redewendungen, die Grammatik oder der Gebrauch der Artikel - in "Der, die, was?" bekommt alles seinen würdigen Platz. Aber nicht nur das, denn es wird noch viel mehr unter die Lupe genommen - natürlich immer mit einem Lächeln im Gesicht. Man versteht deutlich, dass der Titel des Buches nicht nur auf die Ahnungslosigkeit in Bezug auf die Grammatik (besonders die Artikel) bezogen ist, sondern überhaupt auf die verschiedenen Mentalitäten von Deutschen und Amerikanern.

Fazit

Ein Buch, was ich getrost jedem empfehlen kann, ob Deutscher oder Deutschlernender. Obwohl ich sonst ein totaler Langsamleser bin, war ich in wenigen Tagen schon bei der letzten Seite angekommen. Übrigens findet ihr hier die offizielle Seite des Buches.

Elsa Claus - myFanbase
09.06.2008

Diskussion zu diesem Buch