Review: #5.02 In Absentia
Am Ende der Episode #5.02 In Absentia bleibe ich als Zuschauer sehr aufgewühlt zurück. Dieses Mal gab es wenig Einsicht in die Optik der Zukunft, dafür aber mehr in die Psyche der beiden aus der Masse heraus stechenden Gruppierungen der Menschheit: Loyalisten und Rebellen. Dabei ist die Storyline nur Aufhängepunkt für die Taten, welche wiederum den Einblick in die Psyche gewähren.
Wo ein Wille, da ein Weg
Ich bin fast aus allen Wolken gefallen und musste breit grinsen als Walter den Satz sagt, auf den die gesamte Serie "Fringe" basiert. Dieser Spruch ist das ultimative "Fringe"-Motto und es passt auf die Serie, wie die Faust auf das Auge. Es ist absolut passend, dass Walter diesen Satz spricht und John Noble dann breit grinst. Die Szene ist einfach perfekt, da man sie auf jede Storyline der Serie beziehen kann. Auch die Figur ist passend gewählt, denn es ist fast immer Walter, der das Unmögliche möglich macht. Es ist so gut wie immer Walter, der den Weg zur Lösung geht und so nicht nur die Problemstellung der Serie löst, sondern durch sein unglaubliches schauspielerisches Talent die Massen auf seiner Seite hat.
Dazu passend ist ebenfalls die Situation, in welcher der Satz fällt. Denn so wird in dieser relativ einfach gestrickten Situation (eine Kamera aus dem Bernstein holen) dieses Motto viel gewichtiger. Für mich kann die restliche Staffel unterirdisch schlecht sein. Dieser Satz ist nicht nur das Highlight der Episode, sondern sicher auch ein großer Moment in der Serie selbst. Und ohne Zweifel ein Geschenk an die Fans, wie mich.
Ebenso phantastisch wie dieser Satz zu "Fringe" passt, ist die Lösung des Problems: "Wir basteln uns einen offensichtlich waffenfähigen Laser aus typischem Labormaterial." Genau solche phantastischen Geschichten machen den Spaß an der Serie aus.
Loyalisten v. Rebellen
Zum ersten Mal wird der Konflikt zwischen diesen beiden Randgruppen der Gesellschaft vom offensichtlichen Kampf, den wir schon in der vierten Staffel kennen gelernt haben, weggelenkt. Nun geht es um den psychologischen Aspekt, die Einstellung der Leute zueinander und vor allem die Erkenntnis, dass der Einzelne nichts bedeutet. Ich habe ja bereits in der Review zur letzten Episode den Vergleich zum Nazi-Regime gezogen. Hier wird die dort vorherrschende Einstellung, dass der Einzelne nichts zählt und nur die Masse Macht hat, besonders deutlich auf "Fringe" bezogen. Nun in der zweiten Episode komme ich mit dieser offensichtlichen Parallele klar, da nun deutlich wird, dass die Autoren nicht nur optisch (Uniformen), sondern auch ideologisch an der SS Beispiel nahmen. Da ich persönlich auf dem Gebiet sehr firm bin, hat mich wohl die rein optische Parallele der letzten Episode abgeschreckt und wirkte aus dem Zusammenhang gegriffen. Es kann sein, dass das jetzt kleinlich wirkt, aber solche Details machen eine gute Storyline in einem gut durchdachten Umfeld aus.
Folter
Bleibe ich noch etwas bei der Konfrontation der beiden Gruppierungen, die sich in dieser Episode in Etta und Gael Manfretti personalisieren. Nicht zum ersten Mal in dieser Staffel wird Folter verwendet, um Informationen der gegenerischen Partei zu gewinnen. War zuletzt Walter das Opfer, der von eine Beobachter aktiv befragt wurde, ist es in dieser Folge Etta, die foltert. Das ist nicht nur eine extreme Verschiebung der Verhältnisse, da man als Zuschauer es noch nachvollziehen kann, wenn ein gefühlsarmer Beobachter foltert. Doch nun ist es die eigentlich unschuldige Etta. Sie hat es allerdings faustdick hinter den Ohren und überrascht damit nicht nur uns Zuschauer, doch dazu später mehr. Bei dieser Folter werden die Facetten der Gruppierungen deutlich. Offensichtlich ist es alltäglich, dass beide Gruppen foltern. Dabei steht die Erhaltung des Lebens nicht zwangsläufig an oberster Stelle, sondern die Beschaffung von Informationen. Dass dem eine völlige Radikalisierung und (in unseren Augen) unmenschliches Handeln zu Grunde liegt, ist eindeutig. Menschenrecht gibt es nicht mehr und untereinander herrscht Gleichgültigkeit und Hass, da beide Seiten davon ausgehen, dass die andere lügt, foltert und tötet. Laut Aussage von Etta und ihrem Gefangenen gäbe es dafür auch offensichtliche Beweise, denn nie wurde jemals von einem gehört, der einmal in Gefangenschaft der feindlichen Gruppe geriet.
An dieser Stelle des Folterns greift Olivia in die Handlung ein. Sie erlebt ihre Tochter als Foltermeisterin, die keinerlei Skrupel oder gar Mitleid empfindet. Olivia ist da ganz anders. Sie glaubt die Geschichte des Loyalisten und ich ahne noch Böses, was die Adresse betrifft, die er ihr gegeben hat, um seinem Sohn die Situation zu erklären. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass Olivia zu der Adresse geht, obwohl Etta den Mann frei ließ. Ich habe auch an dieser Stelle ein mieses Gefühl. Denn ich kann nach Ettas Kaltherzigkeit diesen Schritt absolut nicht nachvollziehen, egal wie sehr sie behauptet etwas in den Augen ihrer Mutter gesehen zu haben. Immerhin war Olivia immer nur eine fixe Idee in ihrem Kopf, sie wuchs ohne sie und Peter auf. Warum also sollte sie ihr Tun ändern, wenn sie bisher damit immer gut gefahren ist? Auch in Anbetracht, dass sie einen ihrer engsten Freunde (oder zumindest seinen lebendigen Kopf) in der Zentrale der Beobachter gesehen hat, kann ich ihr Handeln einfach nicht glauben. Ich befürchte, dass sie ihn trotzdem umgebracht hat.
Schauspielerisch ist an dieser Stelle auf jeden Fall noch Anna Torv zu erwähnen. Sie schafft es, all die Emotionen, die Olivia empfinden muss, als sie ihre kleine Tochter bei der Folter erwischt, in einen Blick zu legen, dass es einem eiskalt den Rücken hinunter läuft. Eine solche Leistung muss erwähnt und so gewürdigt werden.
Peter
Ich muss es einfach sagen, egal mit wie viel schlechtem Kontext es beladen ist, doch Joshua Jackson sieht in Uniform einfach richtig gut aus. An der Stelle komme ich einfach nicht umher das deutlichst zu betonen. Gerade dadurch strahlt Peter viel Autorität aus, die er in einer Szene mit seiner Tochter auch ausspielt. Diese Szene is im Gesamtkontext der Beziehung zwischen Olivia und Peter als Eltern und Etta als in ihren Erinnerungen kleines Mädchen, welches nun plötzlich erwachsen ist und Persönlichkeit besitzt, eigene Antriebe und Ideale hat, sehr wichtig. In dieser einen Situation ist es völlig unwichtig, dass Olivia und Peter die neue Welt kaum bis gar nicht verstehen. Mit seiner bestimmten Art und der Tatsache, dass Peter Ettas Vater ist, kann er sie, wenn auch sehr aufwühlend, davon überzeugen nun keine Rache zu nehmen. Zwar hat die Szene einen "Papa schimpft mit kleiner Tochter"-Charakter, aber die Brisanz dahinter nimmt diesen Eindruck sofort wieder weg. Die Szene ist sehr verstörend, da der plötzliche Gefühlsausbruch zu der sonst so gefassten Etta auch nicht recht passen will. Trotzdem fügt sich der Moment in den Kontext ein und eröffnet neue Spekulationsmöglichkeiten in Bezug auf Ettas Sozialleben bei den Rebellen. Doch vor allem kommen Fragen an den Tag, wie die nach dem Leben als Rebell im Generellen. Ich hoffe, dass sie beantwortet werden und nicht offen im Raum stehen bleiben.
An dieser Stelle komme ich noch einmal auf das Verständnis der neuen Weltordnung von Olivia und Peter zurück. Hier ist auch der Ansatzpunkt für uns Zuschauer diese fremden Verhältnisse zu verstehen. Man lernt durch Olivia und Peter, ein sehr schöner Schachzug der Autoren.
Schnitzeljagd
Komme ich nun zum Schluss noch zur eigentlichen zentralen Erkenntnis der Episode, der Lösung des Problems, in dessen Zusammenhang Walter sein Zitat sagt, das mir so viel Freude macht: Was ist auf dem Videotape? Auch an dieser Stelle muss ich die Autoren loben. Denn eine Schnitzeljagd nach Hinweisen ist zumindest storyfüllend und deutet die kommenden Ereignisse zumindest grob an. Nun wissen wir wohin es gehen soll, irgendwie. Die Idee ist einfach, verspricht aber gerade weil Walter die Tapes gemacht hat, viel Spaß und einige irre Dinge.
Fazit
Alle in allem war dies eine der besten "Fringe"-Episoden, die ich je gesehen habe. Ich habe in jeder Sekunde mitgefiebert, war überrascht, geschockt, erfreut und misstrauisch. Einfach alles, was "Fringe" zu bieten hat in einer Episode, in der keine Sekunde vertrödelt wurde.
Die Serie "Fringe - Grenzfälle des FBI" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: In AbsentiaErstausstrahlung (US): 05.10.2012
Erstausstrahlung (DE): 01.02.2013
Regie: Jeannut Szwarc
Drehbuch: J.H. Wyman & David Fury
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