Keane

Britische Bands kommen und gehen. Die einen bleiben nicht sehr lang, die anderen etwas länger auf den oberen Stufen der Karriereleiter. Die einen gehen mit dem Trend, die anderen setzen sich dem entgegen. Gibt es da was dazwischen? Jawohl. Bestes Beispiel: Keane. Die drei Köpfe aus Großbritannien lassen die Gitarre nämlich weg und räumen trotzdem ordentlich ab.

Aufgewachsen in Battle, East Sussex, waren Keane schon von Kindesbeinen an gut befreundet. Und wie Kinder nun mal so sind, werden Interessen entdeckt, die nicht selten auch während des Erwachsenwerdens bestehen bleiben. Bei Tim Rice-Oxley war dies die Musik. Schon auf dem Jungen-Internat in Kent, wo er zur Schule ging, fiel er durch seine Musikverrücktheit auf. Dies bemerken natürlich auch seine Eltern und lassen dem Jungen das Klavierspiel beibringen. Doch Tim ist das gar nicht so recht. Klassische Stücke auswendig Lernen, stundenlanges Üben – nicht so ganz seine Sache. So war der Unterricht schnell wieder vom Tisch, nicht jedoch das Klavier. Denn mit ersichtlich mehr Begeisterung brachte sich Tim das Spielen selbst bei und empfand dabei sehr viel mehr Spaß.

Später, 1995, war dann die erste Band an der Reihe. Mit seinem Mitschüler und Freund Dominic Scott hatte er bereits den Gitarristen für die Formation gefunden. Den Umgang mit dem Bass erlernte Rice-Oxley kurzerhand selbst und für die Drums stieg Richard Hughes ins Boot. Komplett waren die The Lotus Eaters, wie nicht nur sie sich früher nannten. Als der Band bekannt wurde, es gäbe bereits eine Formation mit demselben Namen, musste ein neuer her. Die Jungs erinnerten sich an eine Frau aus Schulzeiten, die dort oft aushalf. Cherry Keane hieß sie – wie sich die Truppe schließlich auch benannte. Mit Tom Chaplin bekommt die mit der Zeit nur noch Keane geschimpfte Band Zuwachs. Dieser übernahm die akustische Gitarre und den Gesang.

Und irgendwie kommt alles wie es kommen musste. Um musikalisch Fuß zu fassen und sich einen Namen in der britischen Musikszene zu machen, zog ein Großteil der Truppe um Tim Rice-Oxley nach London, wo Tim ein Altphilologie- und Richard ein Geographiestudium beginnt. Nachdem Tim Bekanntschaft mit Chris Martin, zum dem Zeitpunkt noch nichtsahnend über den bevorstehenden Megaerfolg, von Coldplay schloss, reiste auch Tom, der in Edinburgh studierte, in die hiesige Hauptstadt. Zusammen hieß es nun intensiver als je zuvor an sich zu arbeiten. In einem Jahr, so hatten sie es sich vorgestellt, wollten sie sich einen Namen verschaffen. Doch es klappte nicht. Die Zeit verging und außer dem ein oder anderen Gig kam nichts wirklich bei raus. Gitarrist Dominic war neben musikalischen Ungereimtheiten gar so frustriert, dass er die Band verließ. Tim, Tom und Richard begaben sich auf Grund der finanziellen Problemchen wieder in die Heimat nach Battle.

Ans aufgeben dachten sie aber bei weitem noch nicht. Bei Tim zuhause richteten sie sich einen Proberaum ein und feilten weiter an ihrem können. Doch etwas fehlte, die Gitarre. Nachdem Dominic nicht mehr mit an Board war, fungierte nur noch Tom mit seiner Akustikgitarre in der Band. Was nun? Man kann ja nicht einfach von heute auf morgen die Gitarre weglassen. Oder doch? Doch. So fing man gar nicht erst an sich auf die Suche nach einem neuen Gitarristen zu begeben und Tom ließ sein Gitärrchen in der Ecke stehen, widmete sich nun voll und ganz dem Mikro. Der Ausschlag zum Erfolg? Man könnte meinen. Denn langsam begann sich was zu bewegen.

2002, kurz vor Weihnachten, spielten Keane in neuer Formierung und neuem Sound zwei Akustik-Gigs in London. Bei einem dieser Auftritte gespannter Zuhörer: Simon Williams. Jener, der schon Coldplay entdeckte, die mit ihrem Debüt reichlich abräumten. Williams bot den Jungs an, für sein Label Fierce Panda nicht eine Single aufzunehmen. Keane konnten es kaum glauben und ließen sich die Frage natürlich nicht zweimal stellen. Schon im Mai 2003 kam mit "Everybody's Changing" die Single auf den Markt und sorgte auch gleich für einen medienpräsenten Fan. Der DJ vom BBC Radio Steve Lamacq stellte "Everybody's Changing" in seiner Radioshow vor und war begeistert. Grund genug, Keane zu einer BBC Radio Session zu laden, bei der mehr gespielt werden kann. Auch die britischen Gazetten, u.a. die Sunday Times und der NME, wurde auf die Truppe aufmerksam. Als dann auch "This Is The Last Time" als zweite Single sichtlich überzeugen kann, hagelt es nur an Plattenverträgen.

Insgesamt über 20 Stück sollen es gewesen sein, bis sich Keane für das allseits bekannte Island entscheiden, welches wiederum zum Branchenriesen Universal gehört. Doch wer meint, dies sei für den Anfang erst mal reichlich gewesen, der irrt. Denn auch aus den USA kamen Angebote. Darunter niemand geringeres als Jimmy Lovine, der die Jungs persönlich unter seine Fittiche nimmt. Ein Plattendeal mit dem Lovine-Label Interscope ist also auch gebongt. Da fehlte nun nur noch ein überzeugendes Debütalbum. Dieses erscheint auch, im März 2004, als Keane gerade Travis auf ihrer UK-Tour begleiten.

"Hopes and Fears", so der Titel des Debüts, konnte den Erwartungen auch vollends gerecht werden und stürmte, was es zu stürmen galt. Allein in UK ging die Scheibe 2,5 Millionen mal über die Ladentische, was 8faches Platin und den Titel des erfolgreichsten Album 2004 hinter den Scissor Sisters und vor Robbie Williams zur Folge trug. In den USA wurden von "Hopes and Fears" mehr als eine Millionen Exemplare verkauft und in Deutschland wurde die Goldmarke von 150.000 Exemplaren problemlos erreicht, mehr noch als die Kollegen von Coldplay mit ihrem Debüt. Als Newcomer ist diese Bilanz nahezu atemberaubend.

Und abermals kommt alles irgendwie, wie es kommen musste. Mit solch einem überraschenden Major-Debüt folgten Touren in immer größeren Hallen und eine stetig wachsenden Fangemeinde. 2005 konnte dann als das bisher spektakulärste Jahr der Bandgeschichte bezeichnet werden. So gingen zwei Brit-Awards ("British Breakthrough Act" und "Best Album") sowie der "Best-Album-Award" vom Q-Magazine an die Jungs aus Battle, East Sussex. Und eine Nominierung für den Grammy als "Best New Act" folgte im Galopp. Weitere Highlights waren der Auftritt beim Mega-Spektakel Live8 und der Support bei der Open Air Tour der größten Rockband der Welt, U2. Auch entdeckten Music-Supervisoren bekannter US-Serien das Potenzial der Musik und platzierten sie in ihren Formaten. So geschehen bei "Smallville" sowie "O.C., California", wo es der Song "Walnut Tree" gar auf einen der berüchtigten O.C.-Mixe schaffte.

Gegen Herbst des Mega-Jahres wurde es wieder ruhiger um die Band. Schließlich erwarten Fans und Hörerschaft neues Material. So ging es ins Studio um für eben solches zu sorgen. Doch unter dem Erfolgsdruck und dem überwältigendem Erfolg scheint die Band angeknackst zu sein und von Ungereimtheiten zwischen den Bandmitgliedern und Tiefpunkten war die Rede. Doch Anfang des Jahres 2006 scheinen sich die Gerüchte um eine eventuelle Trennung als absolut falsch zu beweisen. Denn ein neues Album wird für Mitte des Jahres angekündigt. Und so ist es. Nach der Single "Is It Any Wonder" folgte Anfang Juni das zweite Studioalbum "Under The Iron Sea".

Videos

"Is It Any Wonder"

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René - myFanbase

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Discographie

2008Perfect Symmetry
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2006Under the Iron Sea
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2004Hopes and Fears
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