Bewertung

Review: #15.05 Engel des Alltags

Foto: Grey's Anatomy - Copyright: 2019 ABC Studios; ABC/Mitch Haaseth
Grey's Anatomy
© 2019 ABC Studios; ABC/Mitch Haaseth

Selten habe ich mich so entspannt nach dem Schauen einer Folge "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" gefühlt. Ruhig und gemächlich kommt sie gar nicht so spektakulär her, hinterlässt jedoch einen ziemlich positiven Eindruck und zeigt, wie die Ärzte und Ärztinnen sich annähern und einander beistehen.

So sehen wir zum einen, wie Webber, der vor kurzem noch durch eine Krise zu gehen schien, nun in der Freundschaft mit Link und Andrew aufzublühen scheint, was sich nicht nur im neuen Spitznamen Richie oder in gemeinsamen, großartigen Jam-Sessions präsentiert (warum durfte James Pickens Jr. einst eigentlich nicht in der Musical-Folge singen?), sondern auch in seiner besonderen Förderung und Forderung Andrews während der Arbeit. Hier kann sich Webber, im Gegensatz zu den letzten Episoden, von seiner besten Seite als Lehrer und Mentor präsentieren.

Gleichzeitig sehen wir, wie sich der Konflikt zwischen Alex und Link, der sich die Folge lang anbahnte, Gott sei Dank nicht als Eifersucht herausstellt, sondern als Wut und Enttäuschung, dass Link seine beste Freundin Jo nicht vor ihrem Ehemann Paul verteidigte. Alex zeigt sich hier als guter Ehemann, da er nicht nur weiterhin Jos Trauma vor Augen hat, sondern auch nach Links Entschuldigung diese sofort annimmt und so die Freundschaft zwischen ihm und Jo offiziell gutheißt. Alex, der sich mittlerweile in seiner Rolle als Chief eingelebt zu haben scheint, gefällt mir einfach wieder mal sehr.

Jackson hingegen ist mir suspekt wie schon lange nicht mehr. Ist die Sinnsuche, eine Storyline, auf die ich mich persönlich sehr gefreut hatte, nun schon wieder vorbei und größtenteils offscreen vonstatten gegangen? Wir erleben einen Jackson, der wieder mit sich im Reinen ist, eine zugegeben sehr spannende und spektakuläre OP im Gepäck dabei hat und hierbei seine chirurgischen Fähigkeiten bestens unter Beweis stellen darf. Nicht nur wird Rafis Leben gerettet, nein, Jackson darf dabei eine Epiphanie erleben und erkennen, dass es seine Arbeit als Arzt ist, die ihm das Gefühl gibt, einer höheren Macht näherzukommen. Irgendwie verläuft mir alles hier viel zu leicht. Maggie, die unter Jacksons plötzlicher Abwesenheit so sehr zu leiden hatte, hinterfragt sein Verhalten kaum und nimmt seine Entschuldigung einfach so an, was ich nicht so erwartet hätte, mich aber auch enttäuscht. Jackson, der damals April ihren Aufenthalt im Jordan vorgeworfen hat, obwohl dies zu ihrer eigenen Heilung beigetragen hat, zieht das gleiche mit Maggie ab und muss sich dafür nicht rechtfertigen? Nein, mit dieser vermutlichen Auflösung dieses Handlungsstrangs bin ich nicht zufrieden und hätte Maggie, wenn sie schon aufhören wollte, ihr eigenes Glück hintenanzustellen, geraten, Jackson erstmal etwas zappeln zu lassen.

Das Love Triangle um Amelia, Owen und Teddy tritt langsam, aber sicher mit dieser Folge wieder in den Vordergrund, kann mich aber tatsächlich sehr überzeugen. So ist die unerwartete, aber jedoch sehr schöne und passende Freundschaft von Meredith und Teddy ausschlaggebend, dass Teddys Abwesenheit der letzten Folgen aufgearbeitet und ihren Problemen wieder Platz gegeben wird. Die Gespräche der beiden Frauen um ihre jeweiligen Verluste und Familien und vor allem Teddys Erzählung über ihr erstes Auftreffen mit Owen können berühren und lassen Teddys kopflose Flucht besser verstehen: Aus Angst, dass Owen sie nur wegen des Babys und nicht wegen ihr selbst wählen würde, hat sie sich bis jetzt nicht getraut, ihm die Wahrheit zu sagen. Doch Meredith hat recht: Je länger sie schweigt, desto schwieriger wird es für alle Beteiligten und ich vermute sehr, dass Teddy diesem Ratschlag Merediths in der nächsten Episode Folge leisten wird.

Das wird sicherlich das Familienglück von Amelia und Owen durcheinanderwirbeln, das erneut so wunderbar harmonisch in Szene gesetzt wird. Aus Sorge vor einem eventuellen Drogenrückfalls Bettys warten die beiden mit Leo auf dem Rücksitz den ganzen Tag vor Bettys Schule auf sie und vertreiben sich die Zeit mit "Himmel-oder-Hölle"-Spielen oder dem Löschen von Helikoptereltern-Apps. Zwar ist der genaue Beziehungsstatus der beiden immer noch nicht ganz geklärt, doch Amelia und Owen kommen sich erneut näher, indem Amelia ihm erstmals ausführlich von ihrem verstorbenen Christopher erzählt. Das Trauma, das sie zu Beginn ihrer Ehe wieder eingeholt hat, scheint nun endgültig hinter ihr zu liegen, was durchaus positiv für die Zukunft der beiden stimmt. Nicht nur Owen fällt auf, wie gut Amelia das Elternglück steht, auch ich muss betonen, wie wunderschön es ist, wie Amelia in dieser Rolle aufzugehen scheint oder wie familienhaft das Verhältnis zwischen ihnen und Betty bereits geworden ist.

Perfekt ist in dieser Folge natürlich nicht alles. Ein bisschen frustriert es mich schon, dass man uns mit Levi und Nico schon einige Folgen den Mund wässrig macht, der Flirt aber immer noch auf der Stelle tritt. Desweiteren finde ich Bailey dezent anstrengend in dieser Episode, was nicht an dem leicht unspektakulären Patientenfall lag, sondern eher an ihren Seitenhieben gegenüber Meredith. Generell ist es für mich schwierig zu verstehen, wie Bailey und Webber öfters über ihre ehemaligen Schützlinge wie Alex und Meredith herziehen können und sich in ihrem Ego gekränkt zu fühlen, wenn man ihre eigene Brillanz nicht sofort erkennt. Außerdem halte ich es für problematisch, dass man Baileys Sabbatjahr nun mit Bens Job erklären lässt. Wenn das eine Methode ist, mich mehr für "Station 19" zu interessieren, dann scheitert dies leider; das Wiederaufkochen dieses Konflikts frustriert mich tatsächlich eher und stimmt mich missmutig bezüglich dieser Storyline.

Lux H. - myFanbase

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