Goodbye Dexter
Die besten Storylines

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In acht Jahren kamen die Autoren von "Dexter" mit vielen Storylines auf, von denen uns einige wirklich begeistern konnten. Wir haben einen Blick zurückgeworfen und uns überlegt: Welche Storylines haben uns mitgerissen und unterhalten? Und warum? Dabei wurde sich unsere Redaktion schnell einig, wie ihr unten sehen könnt. Was sind eure Lieblingsstorylines aus "Dexter"?

Nicole Oebel meint:

Foto: Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

#1 Debs Umgang mit Dexters Geheimnis
Liebe bedeutet, niemals um Verzeihung bitten zu müssen - Diese Art von geschwisterlicher Liebe verbindet Debra und Dexter. Deb ist, was Dexter angeht, anhänglich, vertrauens- und verständnisvoll und sie liebt ihn völlig unvoreingenommen. Er ist die einzige Konstante in ihrem Leben und sie hat durch genügend Schicksalsschläge gelernt, dass dies für sie das Wichtigste ist. Als sie schließlich erfährt, dass Dexter im Geheimen Menschen mordet, schickt ihr impulsives Wesen sie natürlich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Deb zieht sich nicht von Dexter zurück, will sich aber auch nichts schön reden, sondern alles ganz genau wissen, um ihn zu verstehen. Jede ihrer Reaktionen, die sie in den verschiedenen Phasen des Verarbeitungsprozesses durchläuft, ist überaus menschlich und nachvollziehbar. Sie hat Gefühlsausbrüche, macht ihm Vorwürfe, versucht ihm zu helfen, aber sie verurteilt ihn nicht und steht felsenfest an seiner Seite. Sich selbst hingegen verurteilt sie zutiefst, als sie zu Dexters Schutz Laguerta ermordet, und sie wendet sich von ihm ab, im Grunde aber nicht, weil sie ihn plötzlich nicht mehr ertragen könnte, sondern vielmehr sich selbst nicht, vor allem nicht vor seinen Augen. Ihre eigene Kurzschlussreaktion, der Mord-/ Selbstmordversuch, setzt schließlich den Schlussstrich unter ihren Verarbeitungsprozess und ihr wird klar, dass sie Dexter nicht aufgeben will und so akzeptiert, wie er ist. Hätte die Serie mit einem solch gewagten Happy-End für unseren sympathischen Serienkiller enden könnten? Mir hätte es gefallen!

#2 Jagd auf den Bay Harbor Butcher
Geriet der Atem in Staffel 1 schon ins Stocken, als sich herauskristallisierte, dass es sich beim Staffelkiller um niemand Geringeren als Dexters Bruder handelte, so brauchte man beim Auftakt der zweiten Staffel direkt ein Sauerstoffgerät, als klar wurde, dass der gesuchte Killer diesmal gleich Dexter selbst ist. Dem sonst so unerschrockenen Dexter blieb wahrscheinlich selber das Herz stehen, als er im Fernsehen die Säcke mit Leichteilen seiner Opfer sah, die er nach dem Versenken im Meer nie wiederzusehen geglaubt hatte. Für die Ermittlungen wird mit Special Agent Lundy jemand eingeführt, der nicht nur für einen wichtigen Entwicklungsschritt bei Debra sorgt, die unwissentlich gute Ermittlungsarbeit gegen ihren Bruder leistet, Lundy kommt der Wahrheit um Dexter tatsächlich gefährlich nahe. Da dieser aber als Analyst in die Ermittlungen eingebunden wird, kommt es zu herrlich abstrusen Szenen, in denen der Bay Harbor Butcher höchstpersönlich zwischen seinen unzähligen Opfern umherstolziert und ungebeten reminiszieren darf. Die Szene hingegen, als Dexter im Police Department mit seiner Blood Slide Box konfrontiert wird, ist so nervenaufreibend, dass sie einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dexter aber schafft es, die ganze Sache genau dem Polizisten anzuhängen, der ihn als Bay Harbor Butcher entlarven kann, Sergeant Doakes. Der Spannungsbogen dieser Storyline war meisterlich und die Nerven lagen in den letzten Episoden blank!

Foto: Julia Stiles & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Julia Stiles & Michael C. Hall, Dexter
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#3 Dexter und Lumen
Nach den schlechten Erfahrungen, die Dexter mit Miguel Prado als seinem Mörderlehrling gemacht hatte, lässt Dexter mit Lumen noch einmal jemanden an seine Seite bei seinen Morden und zwar, weil er ihre Sache zu seiner macht. Weil er glaubt, in ihr das Unmögliche gefunden zu haben: eine verwandte Seele. Jemanden, der töten muss, um überleben zu können. Dexter findet Lumen, nachdem sie, wie viele andere junge Frauen vor ihr, über lange Zeit von einer Gruppe Männer schwer misshandelt wurde. Mit diesen Wunden auf der Seele und dem Wissen, dass die Männer frei herumlaufen, kann Lumen nicht weiterleben, und auch wenn Dexter ihre Vergeltungspläne zunächst nicht für voll nimmt, erkennt er bald ihre Entschlossenheit und fühlt eine innere Verbindung zu ihr. Die schiere Erleichterung über die Tatsache, ihre Peiniger mit Dexters Hilfe Mann für Mann beseitigen zu können, durchfährt sie derartig mit Adrenalin, dass sie Dexter leidenschaftlich dafür liebt, dass er ihr diese Macht gibt. Und als Zuschauer geht einem auf die bei "Dexter" üblich verquere Weise das Herz auf, als man den geliebten Serienkiller endlich glücklich an der Seite einer Frau sieht, die seine dunkelsten Seiten kennt und dennoch soviel Licht in sein Leben bringt. Am Ende fällt man genauso tief wie Dexter, als klar wird, dass Lumen und er doch von Grund auf verschieden und nicht dauerhaft kompatibel sind. Dexter hat sich seit jeher mit seinem Dark Passenger arrangiert, Lumen dagegen ist am Ende ihrer Abrechnung frei und kann nicht bei Dexter bleiben, da er für sie eine Verbindung zu ihren traumatischen Erlebnissen darstellt. Der Inbegriff der star-crossed lovers.

Maria Gruber meint:

Foto: Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter
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#1 Debs Umgang mit Dexters Geheimnis
Eigentlich hätte Dexters Geheimnis schon ein oder zwei Staffeln früher, spätestens aber nach dem Staffel-5-Finale, gegenüber Debra gelüftet werden sollen. Als es dann aber endlich dazu kam, lief die Serie in ihrer siebten Staffel teilweise tatsächlich nochmal zur Bestform auf und lieferte uns ein emotionales, vielschichtiges und spannendes Beziehungschaos zwischen zwei Geschwistern, bei dem eigentlich nur die unnötige romantische Dimension seitens Deb einen schlechten Beigeschmack hinterlässt. Doch die verschiedenen Phasen – von Debs völligem Schock, über die langsame Wiederannäherung und ihren Versuch, Dexter zu helfen, bis hin zur Akzeptanz seines mörderischen Triebes – all das wurde hervorragend umgesetzt und zudem von Michael C. Hall und Jennifer Carpenter großartig gespielt. Dass diese Storyline dann in dem unfassbar packenden Showdown von Season 7 gipfelt, in dem Deb Laguerta töten muss, um Dexter zu retten, ist letztlich die perfekte Krönung gewesen. Schade, dass Staffel 8 diese Beziehung dann nicht konsequent genug vorantrieb und schließlich banalisierte.

#2 Jagd auf den Bay Harbor Butcher
Als Dexter am Ende des Staffel-2-Auftakts einen Bericht im Fernsehen sieht, der von der Entdeckung von über 40 Leichensäcken in der Bucht von Miami berichtet, hielt man als Zuschauer wahrscheinlich genauso entsetzt die Luft an wie er in diesem Moment. Diese Entdeckung war der Beginn einer wirklich enorm spannenden Storyline, die Dexter bis an seine äußersten Grenzen trieb. Nicht nur kam ihm sein Kollege Doakes immer näher, auch den neuen FBI Special Agent Frank Lundy musste er im Auge behalten. Den Autoren gelang es hier enorm gut, richtige Spannung aufzubauen und Dexter immer weiter in die Bredouille geraten zu lassen. Zusätzlich war es für das Publikum einfach nur genial, den gesuchten Bay Harbor Butcher in Dexter zu wissen, der unerkannt in den Ermittlungen zu seinem eigenen Fall mitmischte und letztlich den Jäger – Doakes – zum Gejagten machte und ihn als Täter hinstellte.

Foto: John Lithgow & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
John Lithgow & Michael C. Hall, Dexter
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#3 Dexter und der Trinity-Killer
Was macht eigentlich ein Serienkiller im Rentenalter? Diese Frage beantworteten die Serienmacher in Staffel 4, indem sie den großartigen John Lithgow als Arthur Mitchell präsentierten, der als Trinity-Killer nicht nur das Miami Metro auf Trab hielt, sondern vor allem für Dexter eine Art umgekehrtes Spiegelbild darstellte. Einerseits fungierte Trinity als Vorbild für Dexter, da er nach über 30 Jahren immernoch unerkannt als Serienmörder tätig ist und eine scheinbar perfekte Fassade gegenüber der Gesellschaft aufrecht erhält. Andererseits jedoch war Trinity auch ein Gegenbild zu Dexter, da er jegliche Menschlichkeit verloren hat und seine eigene Familie furchtbar terrorisierte. Wie die Beziehung zwischen diesen zwei Polen hin- und herpendelt, wie Dexter in Arthur erst den Freund sucht und dann den Feind sieht, wie es schließlich zur erbitterten Jagd kommt und dann zur großen Tragödie – Arthur bringt Rita um, bevor Dexter Arthur umbringen kann – war einfach nur hervorragend eingefädelt und umgesetzt, und sorgte für fantastische Unterhaltung.

Alex Olejnik meint:

Foto: Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter
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#1 Debs Umgang mit Dexters Geheimnis
Mit der letzten Szene der sechsten Staffel haben die Autoren einen Weg eingeschlagen, der die komplette Dynamik zwischen Dexter und Debra hätte zerstören können. Immerhin hatte man noch im Hinterkopf, dass Debra absurde Liebesgefühle für ihren Bruder hatte. Doch in der siebten Staffel war davon erstmal nichts zu sehen - zum Glück! Stattdessen weiht Dexter seine Schwester Schritt für Schritt in sein Leben ein, erzählt ihr aufrichtig, wie und warum er tötet und beschreibt den Drang, der die Überhand gewinnt. Deb muss hier alles aufsaugen und damit klarkommen, dass ihr Bruder ein Serienmörder ist - ein Mensch, den sie als Polizistin sofort hinter Gitter stecken würde. Und doch macht sie es nicht, weil sie hin- und hergerissen ist, denn schließlich handelt es sich um ihren Bruder. Hinzu kommt, dass sie erkennt, dass er wirklich nur böse Menschen umbringt, die es seiner Meinung und manchmal auch ihrer Meinung verdient hätten. Deb muss von Folge zu Folge lernen, damit umzugehen, wer ihr Bruder ist und sie muss weiterhin kämpfen, sein Geheimnis nicht preiszugeben, damit er nicht verhaftet wird. Diese großartige Story funktionierte deshalb so gut, weil sie bis ins Detail durchdacht war und dank Jennifer Carpenter und Michael C. Hall an Intensität gewann. Die beiden haben eine großartige Leistung abgelegt, sodass man nur noch gefesselt von ihren gemeinsamen Szenen war und sich überhaupt nicht mehr vom Bildschirm wegreißen konnte. Eine der besten Entwicklungen der Serie, die immer positiv in Erinnerung bleiben wird.

Foto: Erik King, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Erik King, Dexter
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#2 Jagd auf den Bay Harbor Butcher
Nach der großartigen ersten Staffel von "Dexter" mussten die Macher einen neuen Antagonisten finden und suchten sich Sgt. James Doakes aus, der Dexters Geheimnis auf die Schliche gekommen ist. Schritt für Schritt findet er heraus, wer Dexter wirklich ist und stellt somit eine große Gefahr für ihn dar. Seien es die gefundenen Objektträger, oder sein Angriff auf Dexter vor all den Kollegen beim Miami Metro: Wir als Zuschauer wussten genau, dass Doakes Recht hatte, doch keiner wollte ihm glauben und das machte die Arbeit von Doakes und seine Besessenheit nur noch spannender. Er war ein Charakter, den man bemitleidet hat, weil Dexter ihm einen Schritt voraus war und doch hat man mit ihm empfunden, da er als Polizist genau das richtige getan hat und seinem Instinkt gefolgt ist. Das i-Tüpfelchen war dann wohl seine Gefangennahme von Dexter und die Beobachtung eines Mordes vor seinen Augen. James Doakes musste viel durchmachen und dass er am Ende von Lila getötet wird und kein Opfer von Dexter wird, ist eigentlich eine Tragödie. Dennoch war es eine solide Storyline, die den Zuschauer fesseln konnte, da Doakes tatsächlich eine große Gefahr für Dexter darstellte und im Nachhinein gezeigt hat, dass er wohl der fähigste Polizist war, den das Miami Metro je hervorgebracht hat.

#3 Dexter und Lumen
Da ich den Ice Truck Killer bereits als besten Antagonisten und besten Mord von Dexter nominiert habe, erwähne ich bei den besten Storylines nicht auch noch die tragische Geschichte der Brüder (die für mich immer noch eine der besten dieser Serie ist), sondern eine Storyline aus der fünften Staffel, die zwar nicht überragend war, aber dennoch gut in Erinnerung bleiben wird. Dabei handelt es sich um die Entstehung der Freundschaft zwischen Dexter und Lumen. Nachdem Rita vom Trinity Killer umgebracht wurde, macht Dexter mit seinem Leben weiter und bringt vor Lumens Augen Boyd Fowler um. Was darauf folgt, ist eine sorgfältig aufgebaute Freundschaft zwischen Lumen und Dexter, die auf viel Vertrauen basiert und Dexter nach Miguel Prado die Möglichkeit gibt, ganz offen mit seiner Persönlichkeit umzugehen. Zuerst wehrt er sich dagegen, erkennt aber, dass er davor nicht fliehen kann und die Gefahr zu groß ist. Er hilft Lumen dabei, Jordan Chase zu töten und bereitet sie Schritt für Schritt darauf vor. Dabei kann er endlich der Mann sein, der er ist und seine Hoffnung, vielleicht doch noch mit einem Menschen an seiner Seite zu leben, der ihn kennt, wird immer größer. Das Zusammenspiel zwischen Dexter und Lumen ist selbstverständlich auch der Chemie zwischen Michael C. Hall und Julia Stiles zu verdanken. Es war ein Handlungsstrang, der faszinierend war und am Ende für Dexter bitternötig, da er nach Ritas Tod unbedingt jemanden an seiner Seite gebraucht hat, um nicht von seinem Weg abzukommen. Einzig die romantische Entwicklung zwischen Dexter und Lumen hätte man sich schenken können, doch im Grunde war es eine interessante und spannende Storyline, die uns zusätzlich noch die Anwesenheit von Jonny Lee Miller geschenkt hat.

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