Review: #3.08 Schmetterlingseffekt

Obwohl der Überraschungsfaktor dieser Episode doch über weite Strecken gleich Null ist, gibt es ein paar wirklich herausragende Minuten.

Der Moment, in dem Miguel unter Dexters Führung seinen ersten Mord begeht, ist einfach großartig inszeniert. Vor allem Michael C. Hall spielt sehr stark und stellt durch Gestik und Mimik den Moment, in dem Dexter das Messer aus der Hand gibt und einen anderen Menschen bei der Ausführung eines Mordes beobachtet, sehr glaubwürdig dar. Dexter empfindet Neugier, Faszination, Stolz und Angst zugleich – und Michael C. Hall bringt dies fantastisch rüber.

Ansonsten geschieht in dieser Episode viel, das sich im Grunde schon vorher angekündigt hatte, oder das ganz einfach nicht übermäßig spannend ist. Antons Entführung durch den Hautmörder, der, wie wir nun wissen, George Washington King heißt (mit diesem Namen muss man ja größenwahnsinnig werden), ist insofern nicht überraschend, als dass mehrfach hervorgehoben wurde, in welcher Gefahr Anton sich befindet und wie locker er selbst die Sache sieht. Er wollte weder die Stadt verlassen, noch hat er es mit dem Abschließen seiner Wohnungstür besonders genau genommen. Man wurde als Zuschauer mehr oder weniger mit der Nase darauf gestoßen, dass Anton noch mit dem häutenden Serienkiller in Berührung kommen würde. Ob Debra ihn noch retten kann, bleibt aber erstmal offen und bietet durchaus Spannung.

Ritas Gereiztheit ist eine typische Schwangerschafts-Story, die man so oder so ähnlich schon mehrere Millionen Male in diversen Serien gesehen hat und in dieser Episode nicht viel mehr bewirkt, als dass man nicht vergisst, dass Rita auch noch da ist.

Wir erfahren überdies Yukis Motiv für ihre Hetzkampagne gegen Quinn. Seit wir wissen, dass sie persönliche Gründe antreiben und die Dienstaufsicht nicht per se hinter Quinn her ist, war die ganz große Spannung aus der Geschichte ohnehin schon raus. Nun wird klar, dass Quinns begangene "Untat" nicht wirklich schockierend oder unverständlich ist. Er hat einen Kollegen, der ein Drogenproblem hatte, nicht angeschwärzt. Eben jener Kollege beging irgendwann einen schwerwiegenden Fehler, schoss einen unbewaffneten Mann in den Rollstuhl und nahm sich schließlich das Leben. Natürlich hat Quinn nicht korrekt gehandelt, doch hätte er die Drogenprobleme seines Kollegen lange vor diesem Vorfall offen gelegt, was dem Kollegen vermutlich den Job und möglicherweise sogar die Freiheit gekostet hätte, wäre Quinn wohl in Ungnade gefallen und als Kollegenschwein betrachtet worden. So jemand wie Yuki hätte ihm das wahrscheinlich auch übel genommen. Man kann Quinns Zögern in diesem Fall also durchaus nachvollziehen. Es ist immer ein schwieriger Balanceakt zwischen dem Zusammenhalt unter Kollegen und der sturen Pflichterfüllung.

Am Ende zeigt sich, dass Miguel keineswegs seinen Frieden mit Ellen Wolf gemacht hat, was man auch nicht ernsthaft erwarten durfte. Noch berauscht von seinem ersten Mord, fährt Miguel zu ihr - und das sicher nicht, um mit ihr bei Bier und Chips ein Footballspiel anzusehen. Was hat Dexter da nur in Gang gesetzt? Miguel will töten und Dexter hat ihm den Weg gewiesen. Doch im Gegensatz zu Dexter hat Miguel keinen Kodex, hält sich an keine Regeln und mordet aus niederen Beweggründen wie Rache. Wenn Dexter erfährt, dass Ellen Wolf ermordet wurde, wird sich das Blatt zwischen den Freunden definitiv wenden. Darauf warte ich schon, seit sich Dexter und Miguel kennen.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Dexter" ansehen: