Bewertung

Review: #6.09 Die Schlacht der Bastarde

Foto: Kit Harington, Game of Thrones - Copyright: Helen Sloan/HBO
Kit Harington, Game of Thrones
© Helen Sloan/HBO

Der neunten Episode von "Game of Thrones" blickt jeder eingefleischte Fan mit Ehrfurcht entgegen. Wenn die Episode dann auch noch im Titel ankündigt, dass die Schlacht bevorsteht, auf die man sich nun seit einiger Zeit vorbereitet hat und bei der alle Anhänger auf einer Seite stehen und hoffen, dass Fanliebling Jon Snow nicht noch einmal niedergemetzelt wird, kann man garnicht anders, als Gänsehaut zu bekommen. Haben die Autoren das bieten können, was man sich in diesem Zusammenhang gewünscht hat? Oh ja! Nicht eine Sekunde der einstündigen Folge verging, in der man sich nicht an der Couch festkrallen wollte! Man begann mit einer Schlacht, man endete mit einer Schlacht und zwischen drin sorgten die Autoren für Tränen, Wut, Blutdurst, Lächeln und Verständnis.

"My reign has just begun."

In der letzten Episode war ich etwas enttäuscht von der Handlung in Meereen, da die Rückkehr von Daenerys keinesfalls so zelebriert wurde, wie es die Figur und ihre beeindruckenden Drachen verdient hätten. Diesen Patzer gleicht man in dieser Folge allerdings wieder aus, indem man nicht nur zeigt, wie Daenerys sich bei epischer Musik auf Drogons Rücken schwingt und die Flotte der Meister in die Schranken weißt, auch die freigelassenen Drachen Viserion und Rhaegal treten endlich wieder in Erscheinung und unterstützen Daenerys bei der Rückeroberung der Stadt. Alle drei Drachen vereint am Horizont zu sehen, war ein glorreiches Gefühl und ein Anblick, den man schon lange herbeigesehnt hat. Dass die Storyline in dieser Staffel so vernachlässigt wurde und man meist nur Zeit darauf verschwendete, nette Konversation zwischen Tyrion, Missandei und Grauer Wurm zu machen, versuchen die Autoren jetzt mühsam wett zu machen und zogen dabei wirklich alle Register. Denn man beschenkte uns nicht nur mit dem Flug der Drachen, auch das magische Wort 'Dracarys', das uns gut aus Episode #3.04 Und jetzt ist seine Wache zu Ende bekannt ist, der Folge, in der Daenerys die Macht über Astapor übernahm, kommt endlich einmal wieder zum Einsatz. Auch wenn an den anschließenden Effekten etwas gespart wurde und nicht halb so viele Menschen verbrannt wurden, wie es in Staffel drei der Fall war (und man auch den Kampf der Dothraki gegen die Söhne der Harpyie nur mit einem fliegenden abgetrennten Kampf kurz andeutete), lies einem das Wort einen Schauer über die Haut laufen. Es ist ein Zeichen dafür, dass Daenerys zurück ist, dass sie nicht länger Politik machen und sich beweisen will, sondern dass ihren Worten Taten folgen. 'Dracarys' ist das Zeichen für einen Umbruch und der steht nicht nur bevor, weil Daenerys nun endlich einen Teil der benötigten Flotte hinter sich hat. Denn durch das Eintreffen von Theon und Yara, mit dem ich an dieser Stelle ehrlich gesagt noch nicht gerechnet hatte, erfährt Daenerys weitere Unterstützung.

In Yara sieht Daenerys sich vielfach wiedergespiegelt und es ist gut, dass Daenerys nun endlich eine Verbündete hat, auf die sie sich augenscheinlich verlassen kann. Ich kann mir zwar nicht recht vorstellen, dass Yara keine Hintergedanken hat, doch ihre Bitte, die Eiseninseln nach der Machtübernahme von Daenerys führen zu dürfen, erschien aufrichtig. Man hat bereits vor Kurzem ein größeres Vertrauen in Yara gefasst, als sie so sanfte Worte an Theon richtete, weshalb man der Zusammenarbeit von Daenerys und Yara positiv entgegenschaut. Dabei freut es mich besonders, dass sich zwei Frauen gefunden haben, die ohne die üblichen Tricks und Machenschaften (wie man es von Cersei und Margaery gewohnt ist) zusammen arbeiten wollen.

Etwas zu kurz kam mir das Gespräch von Tyrion und Daenerys. Es war zwar sofort klar, dass sie nicht damit zufrieden ist, dass während ihrer Abwesenheit noch mehr Unruhen in der Stadt entstanden sind, aber ein ausführliches Gespräch gab es zwischen Daenerys und ihrem Stellvertreter leider nicht. Gut war jedoch, dass sie trotz ihrer Rage auf Tyrion hört und es diplomatisch versucht. Denn statt die Flotte nieder zu brennen und erneut Jagd auf die Meister zu machen, hört Daenerys auf Tyrion und veranstaltet lediglich ein Exempel.

Battle of the Bastards

Die Geschichte in Meereen war recht schnell abgehandelt und brachte uns Zuschauer schon einmal in Kriegsstimmung, um uns auf die wichtigere Schlacht der Episode vorzubereiten. Bereits durch die erste Begegnung zwischen Jon und Ramsay wurde klar, dass wir einiges an Nervenkitzel zu erwarten haben, da genau das eintraf, wovor Sansa Jon zu warnen versuchte: Ramsay legte viel Wert auf seine Spielchen und wollte Jon nicht nur damit verunsichern, dass er ihn stets als Bastard betitelte, auch der abgetrennte Kopf von Struppel und das Wissen über die Unterlegenheit von Jons Heer sorgten dafür, dass man von Beginn an Angst hatte. Hinzu kam die scheinbare Planlosigkeit von Jon, was die Kriegsstrategie anging und dass er unumwunden zugab, in der Unterzahl zu sein und alles dafür tun zu wollen, um Rickon zu retten. Somit erschufen die Autoren gekonnt das trügerische Gefühl in uns Zuschauern, dass Jon und Sansa die Schlacht eigentlich nicht gewinnen können, denn auch wenn die Herzen aller Fans hinter ihnen stehen, lässt sich ihr kleines Heer damit nicht schöner reden.

Als sich die Nacht dem Tag zuwandte und der Showdown immer näher rückte, gab es wohl niemanden, der Jon und Sansa nicht die Daumen gedrückt hätte und erneut gaben uns die Autoren ein Zeichen der Unterlegenheit der beiden. Die brennenden gehäuteten Menschen auf dem Kriegsschauplatz waren eine Provokation Ramsays und die nächste lies nicht lange auf sich warten. Als er dann Rickon durch sein beeindruckendes Heer führte, musste man sich Sansas Worte, dass Rickon als wahrer Erbe von Winterfell unter der Hand von Ramsay sicherlich nicht alt werden wird, erneut ins Gedächtnis rufen und wusste, dass das nächste Spiel von Ramsay vor der Tür steht. Zunächst dachte ich, dass er seine Hunde auf Rickon hetzen wird, sobald jener beginnt, zu seinem Bruder zu laufen, doch das Schießen auf ihn mit Pfeil und Bogen war um einiges eindrucksvoller. Man schürte bewusst Hoffnung in uns und dennoch war man sich sicher, keine glückliche Umarmung von Jon und Rickon sehen zu werden. Als Ramsay dann seinen dritten Pfeil abschoss und jener Rickons Herz durchbohrte, nur Sekunden bevor Jon ihn erreichte, stiegen mir die Tränen in die Augen und man wurde schlagartig wieder von der Hoffnungslosigkeit der Situation ergriffen.

Der nächste Paradeakt der Autoren war Jon, wie er schmerz- und wuterfüllt Richtung Ramsay stürmt. Die angestachelte Stimmung wurde musikalisch wunderbar unterlegt und man setzt mit der Musik an der gleichen Stelle aus, wo das Zuschauerherz einen Schlag aussetzt und man schon dachte, dass Jon von den gegnerischen Reitern nun sofort niedergerannt wird. Auf beeindruckende Weise zeigte man anschließend die Schlacht der beiden Heere, bei der Ramsay wesentlich mehr Strategiegeschick zugesprochen wurde und indem man den Fokus hauptsächlich auf Jon hielt, war man sich nie sicher, wie viele Windlinge und Verbündete bereits von Ramsays Armee abgeschlachtet wurden. Umso verheerender war das Gefühl der Niederlage, als man uns durch die Perspektive von oben zeigte, dass Jon und seine Männer nun von Leichen umgeben und vom Feind eingekesselt waren. Während der ganzen Zeit wurde kaum ein Wort gesprochen, was auch nicht nötig war, da man einfach wie gebannt vorm Fernseher hing und trotz der Gewissheit, dass Jon unterlegen war, glauben wollte, dass es dieses Mal ein Happy End geben wird.

So gekonnt, wie die Autoren weiterhin mit unserer Angst und unserer Hoffnung spielten, die Lage immer kritischer wurde und man vorm inneren Auge schon sehen konnte, wie Jon fast zwischen Leichen und Fliehenden zerdrückt wurde, war bisher noch keine Kriegsszene in der Geschichte der Serie. Der Held schien fast besiegt, aber im Hinterkopf hatte man die ganze Zeit über den heimlichen Brief von Sansa und daher noch einen letzten Funken Hoffnung, dass noch nichts verloren war. Bildlich spiegelte man diese Gefühle mit dem Kampf von Tormund und Wun Wun wieder. Denn der Gegner, dem sich Tormund in diesen Momenten gegenübersah, drohte bereits, ihn zu töten, doch pünktlich zum unverhofft einsetzenden Hornstoß der Retter zückt Tormund ein Messer und ringt seinen Gegner nieder. Diese Szene beschreibt die Wende im Kriegsspektakel, bei der man erleichtert aufatmet, die Faust in die Luft stößt, Tränen der Erleichterung vergießt und den Autoren auf Knien dafür danken möchte, dass man keine der geliebten Figuren verloren hat.

Die anschließende Jagd auf Ramsay verging wie im Flug, nachdem man zuvor das Gefühl hatte, dass sich das bedrohliche Gefühl der vorherigen Szenen richtig in einen hinein gefressen hatte. Nach dem Tod von Wun Wun, der heldenhaft das Tor aufbrach und dann kaltblütig von Ramsay erschossen wurde, wollte man daher, dass Jon Ramsay, dem Monster von einem Menschen, ein möglichst schmerzerfülltes und bitteres Ende bereitet. Als Jon wieder und wieder auf Ramsays Gesicht einschlug, habe ich mir gewünscht, dass Jon Ramsays Kopf so zermalm, wie es der Berg mit Oberyn Martell in #4.08 Der Berg und die Viper gemacht hat. Dennoch war ich nicht enttäuscht, als Jon von ihm abließ und man Ramsays Ende zum Schluss Sansa überließ. Hier kamen dann doch die Hunde zum Einsatz und haben Ramsay genau den unwürdigen und grausamen Tod bereitet, den er verdient hat. Ein Hoch auf die Autoren und ihre Meisterleistung in diesem Wechselbad der Gefühle!

Randnotizen

  • In der Nacht vor der Schlacht griff man noch ein beinahe in Vergessenheit geratenes Kapitel wieder auf: die Opferung von Shireen durch Stannis. Indem Davos den für Shireen geschnitzten Hirsch auf dem Scheiterhaufen fand, sickert langsam die Erkenntnis durch, dass Shireen keinesfalls in der Schlacht gestorben ist. Ich finde es gut, dass man Davos nicht im Ungewissen lässt und hoffe, dass man diese Storyline weiterverfolgt.
  • Das Banner der Starks nach so vielen Jahren wieder zu sehen, war ein sehr willkommenes Gefühl und ein Anblick, der einem das Gefühl von Heimat gegeben hat. In Staffel 1 war ein Großteil der Hauptcharaktere Mitglied der Familie Stark, weshalb man sich ihnen auf unumstößliche Weise verbunden fühlt und sie als die Guten und die Helden der Geschichte ansieht. Nun endlich scheint sich das Blatt für sie wieder zu wenden.

Fazit

Man verfolgt in dieser Episode nur zwei Handlungsstränge, was für die Serie sehr ungewöhnlich ist. Aber die eingeräumte Zeit hat dieser Kampf gebraucht, um sich richtig entfalten zu können und uns durch die größte Achterbahnfahrt der Emotionen zu schicken. Ich wüsste nicht, was man hier hätte besser machen können, da die Storyline von vorn bis hinten gelungen war. Man setzte die Bilder auf den Punkt genau ein und ließ uns zwischen Hoffnung und Furcht bedrohlich schwanken. In einem Wort: Perfekt.

Marie Florschütz - myFanbase

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