Review: #1.19 Schwanger oder nicht?

In dieser Folge sind einige Altlasten zu bewältigen, die der Schluss der vorigen Episode mit sich gebracht hat: Brooke fragt sich, ob sie schwanger ist; Nikki fragt sich, ob Jake ihr noch eine Chance gibt; Haley fragt sich, ob Nathan sie liebt und Keith fragt Karen, ob sie ihn heiraten will.

You mean the world to me Keith, but I'm sorry. I can't marry you.

Dass Karen den Antrag von Keith ablehnt war zwar einerseits zu erwarten, nachdem sie sich schon nach ihrer Rückkehr entfremdet hatten, doch ich hatte immer noch diesen kleinen Hoffnungsschimmer, dass die zwei noch zueinander finden. Aber Keiths Timing hätte kaum unglücklicher sein können: nur Sekunden vorher küsst Larry Karen und verstärkt damit die Erfahrung, die Karen schon von ihrer Italienreise mitgebracht hat, dass es für sie noch so viel neues zu entdecken gibt. Dass ihre Absage Keith schwer trifft, war abzusehen, doch dass er nun selbst die Stadt verlassen und sein Glück woanders suchen will, ist eine Reaktion, die auch Karen sichtlich erschüttert. Doch aus Keiths Sicht ist es durchaus logisch: nachdem er erst seine Werkstatt und nun auch noch die Hoffnung auf eine Beziehung mit Karen verloren hat, gibt es nichts mehr, das ihn in Tree Hill hält. Die einzige Ausnahme stellt Lucas da, den er nicht ebenso wie Dan verlassen will, doch nicht umsonst deutet er in dieser Folge an, dass er immer für ihn da sein wird, auch wenn er nicht mehr in der Nähe ist. Ich würde es allerdings wirklich schade finden, wenn Keith tatsächlich geht, da sein Charakter der Serie eine innere Ruhe und Konstante verschafft und eine große Lücke hinterlässt, die nicht so leicht zu füllen sein wird.

Whatever you decide to do, I’ll be there.

Die mit Abstand intensivsten Szenen ergeben sich zweifelsohne aus der vermeintlichen Schwangerschaft von Brooke. Vor allem Lucas' Charakter wird durch diesen Handlungsstrang eingehend beleuchtet, da er mit drei Problemen und Personen konfrontiert wird: er bekommt möglicherweise ein Kind mit Brooke, die er nicht liebt, das muss er seiner Mutter beibringen, die nie wollte, dass ihr Sohn so früh wie sie ein Kind bekommt, und er muss sich außerdem mit Dan beschäftigen, der von der möglichen Schwangerschaft weiß und Lucas mit seiner fragwürdigen Kompetenz in diesen Angelegenheiten zur Seite stehen will. Die Angst, Wut und Verzweiflung von Lucas, Brooke und Karen waren absolut authentisch und ich habe ihnen in dieser Folge wirklich jede Emotion abgenommen. Eine wirklich großartige Leistung der drei Schauspieler, die diese intimen Szenen so ausdrucksstark umgesetzt haben, dass es keinen Zuschauer kalt lassen kann.

Nicht weniger stark waren die Szenen zwischen Lucas und Dan, der seinem Sohn äußerst unsensibel zu einer Abtreibung rät und als Begründung dafür seine eigene Vergangenheit, also Lucas Geburt heranzieht. Der Zwiespalt, in den Lucas dadurch gerät, dass er sich plötzlich in einer ähnlichen Situation wie Dan befindet und dessen Verhalten nun eher verstehen kann, wird sehr gut dargestellt, aber eben letztendlich auch Lucas klare Entscheidung, einen anderen Weg als Dan einzuschlagen und für sein Kind da zu sein. Eine völlig unerwartete Wendung kam für mich zum Schluss in der Szene, als man Dan mit Kinderbildern und Zeitungsausschnitten von Lucas sieht, die er über die Jahre gesammelt hat. Nach #1.13 Tragische Zusammenstöße haben wir zum zweiten Mal einen Moment, der Dans zur Schau gestelltes Desinteresse an Lucas Lügen straft und zeigt, wie stark er trotz allem mit seinem Erstgeborenen verbunden ist.

Weniger unerwartet war dagegen, dass Brooke doch nicht schwanger ist. Dass sie Lucas deswegen angelogen hat ist einerseits wirklich nicht zu entschuldigen, aber andererseits auch verständlich, wenn man den extremen Vertrauensbruch in Betracht zieht – und natürlich die Tatsache, dass Brooke eben einfach ein Teenager ist und schon öfters impulsiv gehandelt und dabei einiges an Chaos angerichtet hat. Auch wenn Lucas sich also umsonst seinen Ängsten stellen musste, so hat ihn diese Folge ein Stück seinem Vater und vor allem seiner Mutter näher gebracht, deren Mut allein er sein Leben zu verdanken hat.

I’m trying to get my family back together and it's not going so well.

Nicht weniger dramatisch geht es bei Nikki und Jake zu, die zwar das Problem einer Schwangerschaft schon längst hinter sich haben, aber trotzdem mit den Folgen klar kommen müssen. Nachdem Nikki in der letzten Folge vergeblich versucht hat, Jake wieder für sich zu gewinnen, will sie nun wenigstens an Jennys Leben teilhaben. Doch davon will Jake nichts wissen, da er verständlicherweise befürchtet, dass Nikki wieder einfach verschwindet.

Was ich von Nikki halten soll, weiß ich immer noch nicht so richtig: auf der einen Seite sind ihre Drohungen gegenüber Jake und Peyton und auf der anderen Seite das ehrliche, verletzliche Gespräch mit Lucas. Da es allerdings keinen Grund gibt, weshalb sie Lucas anlügen sollte, denke ich mal, dass sie ihm gegenüber die Wahrheit sagt, doch dann ist es noch unverständlicher, warum sie es Jake nicht genau so gesagt hat – und zwar ohne die Verführungsnummer, die Jake völlig zu recht skeptisch werden lassen musste. Die Fronten zwischen den beiden scheinen jedenfalls so verhärtet, dass es nicht so schnell zu einer einvernehmlichen Lösung kommt, aber ich glaube auch nicht, dass Nikki ohne Weiteres aufgibt und ihr Blick durch Jakes Fenster verheißt nichts Gutes…

Just like I can't help that I fell in love with you. Because I did.

Nathan und Haley müssen sich damit beschäftigen, wie ernst ihnen ihre Beziehung ist, als Nathan Haleys Tattoo entdeckt und sich daraufhin fragt, ob er sie unter Druck setzt. Haley dagegen vermutet, dass sie durch ihre Weigerung, Sex zu haben, die Beziehung belastet, doch sie weiß auch nicht, ob sie deshalb mit Nathan schlafen soll. Sie ist sich zwar sicher, dass sie ihn liebt und dass er der Richtige ist, doch sie bezweifelt immer noch, dass Nathan sie genauso liebt. So wird die Situation zwischen den beiden immer angespannter, da Nathan durch das Tattoo bemerkt, wie wichtig Haley die Beziehung ist und dass er sie auf keinen Fall verlieren will. Doch dass er sie nicht mehr küssen will, um sie nicht unter Druck zu setzen, verunsichert wiederum Haley, was dazu führt, dass beide nur noch sehr verkrampft miteinander umgehen können.

Man kann das Verhalten der beiden, die völlig verunsichert sind weil sie zum ersten Mal verliebt sind, durchaus nachvollziehen, gleichzeitig würde man sie aber am liebsten packen, durchschütteln und ihnen raten, doch einfach mal mit einander zu sprechen! Und tatsächlich: in einer wunderschönen Szene kommt es endlich zu einem klärenden Gespräch, in dem Nathan Haley ein Liebesgeständnis macht, das sie glücklich und erleichtert erwidert und so wenigstens ein Paar in dieser Folge ein Happy End bekommt.

Fazit

Eine sehr intensive Folge, die nach der lockeren Stimmung der letzten Folge die im Raum stehenden Probleme mit viel Tiefgang und Ernst angeht und vor allem die Charakterentwicklung extrem vorantreibt, da alle Figuren viel von ihren Ängsten und Geheimnissen preisgeben.

Lena Stadelmann - myFanbase

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