Review: #5.10 Deswegen bin ich hier
Fangen wir gleich ganz am Ende an: Sayid erschießt den kleinen Ben Linus. Wow. Ganz unabhängig von der Frage, ob der Junge dank der komplizierten Unveränderlichkeitsmechanik des Zeitreisens überlebt, ist das für all diejenigen, die sich schon mal mit der netten "Hätte ich Hitler erschossen, wenn er mir vor seiner Monsterzeit in die Hände gefallen wäre?"-Knobelaufgabe beschäftigt haben, Anlass zu einer prächtigen Debatte. Klar, aus dem Kleinen wird später mal ein fieser Großer, und wenn das, was passiert, eben passiert (oder das, was passiert ist, passiert ist, so genau will ich das gar nicht wissen), dann wird er das ganz bestimmt. Oder löst Sayids Schuss erst in Ben aus, was sich dann zu dessen recht psychotisch-brutalem Gebaren in der Zukunft, äh Gegenwart, entwickelt? Hm, hm, hm. Immerhin: Wetten, dass in einer der nächsten Folgen der erwachsene Ben eine entsprechende Narbe präsentiert, begleitet von bedeutungsschwerem Schicksalstalk? Und ja, Sayid ist ein Killer. Auch das ist eine schöne Diskussion wert: Was ist ein Mensch, wann ist er es, muss er es sein wollen oder ist es ihm quasi vorbestimmt? Diese Folge war, neben allem anderen, auch ein recht beklemmendes Stück über die Zwänge, Konsequenzen und Resultate eines Lebens.
Und warum sind jetzt eigentlich alle zurückgekommen? Die Frage, die Sawyer Kate gestellt hat, wird vielleicht noch zu einer sehr zentralen werden. Hat jeder der Rückkehrer eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, so wie es Sayid ja für sich erkannt zu haben glaubt? Wohin wird sich Sayid jetzt wenden, wo er gewissermaßen zwischen den Fronten steht? Logisch wäre es, wenn er mit seinem Wissen zu Richard Alpert gehen würde. Denn bei den Dharmas darf er sich wohl spätestens nach dem versuchten (?) Mord an einem Kind nicht mehr blicken lassen, ohne dass die ein Lynchkommando ausrufen. Überhaupt scheint die Gruppe unserer Losties kurz vor der Implosion zu stehen. Jack hat Sawyers neuen Status als Master of Disaster zwar für den Augenblick akzeptiert, aber die ganze Viererkonstellation Jack, Kate, Sawyer, Juliet wirkt fragil. Und wie ist es mit Daniel, der irgendwo im Hintergrund zu werkeln scheint? Von Miles' Leben während der vergangenen drei Jahre haben wir bisher auch kaum etwas erfahren. Einzig Hurley fügt sich wie immer mit typischer Brummbärmiene in sein Schicksal. Welche Rolle wird er spielen?
Das Schöne, aber auch das Entnervende im Moment: So komplex, wie der "Lost"-Kosmos sich jetzt darstellt, bekommen wir alle Handlung immer nur häppchenweise dargereicht, quasi als besondere Delikatesse. Was spielt sich in der Zwischenzeit da ab, wo Sun, Frank, Ben und der Rest herum irren? Deren Geschick wird sicher in der nächsten Folge adressiert werden. Für jetzt sind jedenfalls einige Lücken geschlossen und einige neue Fragen aufgeworfen worden, die ich aber bisher nicht für allzu wichtig halte. Viel interessanter war: Diese Folge hat mir zum ersten Mal wirklich klar gemacht, dass Sawyer und Co. nach den drei Jahren in der Dharma-Gemeinschaft absolut integriert sind, und dass das zumindest für einige von ihnen etwas sehr Bewahrenswertes darstellt. Diese Spannung zwischen den Gefühlen der Neuankömmlinge um Jack und denen der Etablierten um Sawyer wird vielleicht auch noch einmal zum Knackpunkt werden, denn die Frage der Loyalitäten stellt sich jawohl irgendwann.
Zum Schluss noch ein Gedanke: Werden unsere 2007er Losties auf die seit 1977 alt gewordenen Freunde treffen? Auf einen oder wenige zumindest? Inwiefern das auch irgendeinem Paradoxon nahekäme, maskenbildnerisch oder besetzungstechnisch problematisch wäre oder sonst irgendwelchen Dingen entgegenliefe – es wäre cool. 2007 muss ja zumindest irgendetwas mit ihnen geschehen sein – entweder sind alle tot oder eben nicht. Und mit letzterer Prämisse könnte man ziemlich viel anstellen.
Melanie Holtmann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: He's Our YouErstausstrahlung (US): 25.03.2009
Erstausstrahlung (DE): 18.02.2010
Regie: Greg Yaitanes
Drehbuch: Edward Kitsis & Adam Horowitz
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